und an den übrigen Bruchstücken sehen wir auch andere Teile enthalten, so daß wir
nun imstande sind, ein ziemlich vollständiges Bild über das Hüftbein des Menschen
von Krapina und über sein Verhältnis zü jenem des Neandertalers zu entwerfen.
a) D a s lin k e H ü f tb e in .
Taf. X, Fig. i.
Es fehlt diesem Beckenteil die größere Partie der Crista, das Os pubis und vom
Os ischii der Eamus. Die größte Länge unseres Fragmentes beträgt 182 mm. Das
Acetabulum ist mit Ausnahme des an das Os pubis angrenzenden, jedoch abgebrochenen
Teiles sonst gut erhalten und mißt in sagittaler Richtung 53,5 mm. Die tiefe Gelenkfläche
ist zum Teil, und zwar oben, von einem frei vorragenden Rand umgeben, ebenso
auch rückwärts zu beiden Seiten der Incisura acetabuli. Der Acetabularrand ist
relativ dünn und sein Au&enrand abgerundet. An dem rechten Hüftbeinstück ist der
Rand beim Os pubis verdickt, bei einem anderen, bloß das Acetabulum darstellende
Stück, ist noch außerdem der vordere Rand über der Rinne des Obturator stark verdickt
und abgestutzt. Das Os ilium (Darmbein) ist nur teilweise erhalten; es ist weder
hoch noch breit und die Fossa iliaca flach. Der Abstand des oberen Acetabularrandes
vom Labium intermim der Crista beträgt 92 mm und die Entfernung der Crista von der
Mitte der Linea arcuata an 93 mm. Die Linea glutaea inferior ist sehr deutlich ausgeprägt,
desgleichen die Lin. glutaea medius unter dem Labium externüm. Von da
an sehen wir an der abwärts ziehenden flachen Knochenwölbüng quer verlaufende
Furchen und leichte Wülstchen, die zur Linea glutaea inf. herabreichen.
Das Os ischii ist nur teilweise und zwar in seiner oberen Partie erhalten. Sein
vorderer Rand, welcher gleichzeitig die Begrenzung des For. obturatum bildet, ist scharf;
etwas stumpfer ist der gegenüberliegende Rand, an dem wir nur die schwach entwickelt
gewesene Spina isckiatica bemerken. Der Rand über derselben ist lang und geradlinig
und die Incisura ischiat. major eng und-steil begrenzt, insbesondere durch den dicken
TJnterrand der Facies auricularis. Die Incisura ischiat. minor ist lang und flach. Das
Tuber ist stark entwickelt und durch eine tiefe Rinne für den Obturator internus vom
Acetabularrand getrennt. Die mittlere Breite der Rinne beträgt 12 mm. Die Linea
arcuata ist ziemlich stark gebogen, sonst aber flach gewulstet. Von der Facies auricularis
ist nur der mittlere Teil erhalten geblieben; daselbst beträgt die Dicke des Ilium an
25,1 mm.
b) D a s r e c h t e Hu ft b ein. -
Taf. X, Fig. 2.
Dieses Hüftbeinfragment umfaßt das Acetabulum, ferner das Os pubis. und das
Os ischii. Da der Durchmesser des Acetabulum hier etwas größer = 57 mm ■ ist,
als am vorher beschriebenen Stücke, so dürfte dasselbe auch von • einem etwas
älteren Individuum hergerührt haben. In allen seinen sonstigen Eigenschaften schließt
es sich ah das eben beschriebene Stück an, nur-ist die Rinne für den Obturator internus
zwar tief aber breit. Es- beträgt nämlich die Entfernung des entsprechenden Acetabularrandes
vom Tuber 17 mm. Die größere Breite der Rinne finde ich auch an einem
isolierten. Korpusteile des Os ischii. Eine derartige weite Rinne beobachtete ich z. B.
am Becken eines J a u n d e aus K am e ru n und an dem eines Eingeborenen aus F o r-
mos a. Da diese Rinne besonders weit bei den Antropomorphen auftritt, so kann man
das Vorkommen derartig weiter Rinnen für den Obturator internus als einen primitiven
Charakter betrachten. — Was das Os pubis unseres Hüftbeines betrifft, so kann dasselbe
als sehr schmal und hoch bezeichnet werden. Die Crista obturatoria ist scharf
ohne Tuberculum, doch sieht man eine flache Spina an der Crista ossis pubis, welch’
letztere dünn und scharf ist. Das Foramen obturatorium ist lang, — Es sei noch bemerkt,
daß das Acetabulum über den Corpus pubis erhoben ist und eine Dicke von 7,3 mm
aufweist.' Die Linea arcuata ist flach und kantig und geht in die bereits genannte scharfe
Crista ossis pubis über.
Es soll noch in Kürze des rechtseitigen Acetabulums Erwähnung1 geschehen und
zwar deshalb, weil wir vorn an ihm noch die lange, am Rande abgerundete 8 mm
dicke Spina iliaca ant. inf. sehen. Das Acetabulum zeigt einen mittleren Durchmesser
von 54,5 mm und besitzt vorn, gleich beim Beginne des Os pubis, einen verdickten
.(ca. 6 mm) Rand; das ist auch oberhalb des Os ischium der Fall, wo der Rand nämlich
5,5 mm -dick und gerade abgestutzt erscheint.
An zweien Bruchstücken sieht man ferner die teilweise erhalten gebliebenen
Verbindungsflächen des Ileum mit dem Sacrum. Beide Stücke sind rechtseitig und
rühren von fast gleich alt gewesenen Individuen her. An beiden ist bloß die Facies
auricularis sichtbar, denn die darüberstehende Tuberositas ist leider an beiden Fragmenten
abgebrochen. Die größte Dicke dieser. Knochenteile bei der Incisura ischiat.
major beträgt an einem Fragmente 26 mm, ah dem anderen 25,3 mm. Die Beschaffenheit
der genannten Facies ist aber an beiden eine zum Teil verschiedene; man kann nämlich
an beiden eine untere, unebene, etwas, vertikal gestreifte Partie, von einer glatteren,
rinnenartigen, darüberstehenden unterscheiden. Diese letztere führt lateralwärts in eine