b) D a s lin k e F em u r eines jüngeren Individuums.
Taf. XI, Fig, 2.
Auch von diesem Femurstücke blieb nur ein ähnlich kurzes Korpus erhalten.
Das obere Gelenkstück dies Oberschenkelbeines stimmt, mit Ausnahme einiger geringen
individuellen Abweichungen, sehr gut mit- dem vorher beschriebenen Stücke
überein. Der Kopf sitzt auf dem schlanken, seitlich abgeflächtem Halse.- Die Fovea
capitis fem ori is th ie r ziemlich tief, unregelmäßig, dreieckig und uneben. Die Achse
des Kollum bildet mit der des Schaftes einen Winkel von 120 °. Die Halshöhe beträgt
68,8 °/o des Kopfdurchmessers, öder 33 % der ganzen oberen Gelenkachse (die seitlichsten
Punkte des Kapitulum und des Tr och. major ins Auge fassend). Der Höhen-Längen-
Index des ganzen Gelenkteiles aber (die seitlichsten Punkte der beiden Trochanter ü 100
und durch die Entfernung der seitlichsten Punkte des Kapitulum und des Troch. major
dividiert) beträgt = 79,5 (beim vorigen Femur 79,9). Den Troch. major und den Troch.
minor verbindet eine flache Crista intertrochanterica. Der Mittelpunkt des Troch. minor
ist vom unteren Kapitulum-Rand 46 mm entfernt. Die Linea aspera spaltet sich nach
aufwärts und bildet am hinteren Außenrande einen schmalen langen Kamm , so daß
hier kein eigentlicher Troch, tertius zur Ausbildung kam. Die mediale Lippe der Lin.
aspera — die Linea peciinea — aber zieht direkt zum unteren Rand des Troch. minor
herauf. — Die Breite des Schaftes nahe seinem unteren Ende mißt 29,7 mm, seine
Dicke 21,0 mm. — Es sei noch bemerkt, daß eine Linea intertrochanterica an diesem
Femur nicht vorhanden ist.
Ich lasse nun einige Ausmaße dieser beiden Femora folgen:
I ' ■ 11
Durchmesser des K a p itu lum ..................................................... ................................. 52,8--52,6') 44,3 mm
Durchmesser des Kollum, von vorn nach hinten . . . ■ • • • • ■ ■ ■ 24>3 • 2?»3 .«>; •.
Durchmesser des Kollum, yon oben nach unten .................................. 35»° 3°>5 »
Entfernung der seitlichsten Punkte des Kapitulum und des Troch. major i. d.
Richtung der Achse ................................................................................................. IG9>4 • 92,2 ■>
Entfernung des obersten Punktes des Troch. major vom unteren Halsrande. 64,3 56,5 „
Entfernung der äußeren Punkte des Troch. major und Troch. minor . . . 87,5 73,3 „
Entfernung der Mitte des Troch. minor vom höchsten Punkte des Troch. major 79:5 67,8 „
Entfernung der Mitte desTroch. minor vom tiefstenPunkte des oberen Halsrandes 67,0 58,3 „
Durchmesser des Schaftes von außen nach innen (Breite). . . . . . . • 36,2 29,7 „
Durchmesser des Schaftes von vorn nach hinten (Dicke) . . . . . . . . 26,0 21,0 „
Index platymetricus. . ................................................ • | 7I>8 | 7°>7 '
1) Der vertikale Durchmesser oder die Höhe des Kollum ist etwas geringer als dessen Breite.
Die.Rön tg e n b i ld e r unserer beiden Oberschenkelbeine — Taf. XIV, Fig. 1, 2
— ergaben uns ganz dieselben Resultate, wie die Bilder des Menschen von Spy und Neander-
tal. (Vergleiche: W a l k h o f f „Das Femur des Menschen........ " in „Studien über die Entwicklungsmechanik
des Primatenskelettes.........." Wiesbaden 1904 pag. 41). Ich will daher
ganz kurz bemerken, daß das kleinere Femur, zufolge der bereits im Verschwinden
begriffenen Epiphysenlinie und dem Vorhandensein des WARüschen Dreiecks, vielleicht
einem bis 30 Jahre alten weiblichen Individuume, das größere Femur aber, einem über
30 Jahre alten Manne angehört hat. — Die Übereinstimmung beider Femora mit jenen
von Spy und Neandertal ist deutlich und zwar durch den weniger steil aufgerichteten
Hals, die schwach ausgeprägte Crista intertrochanterica und den von vorn nach hinten
abgeflachten Hals1). — Nach Bruchstücken des distalen Gelenkteiles kann noch konstatiert
werden, daß die Fossa patellaris. ziemlich tief eingeschnitten ist. Andererseits
bestehen wiederum einige Unterschiede zwischen den Krapina- und Neander-Spy-Femora
und zwar insofern, als die ersteren beispielsweise einen starken Höcker oder Leiste
an Stelle des Trochanter tertius haben, ferner daß am größeren Femur eine sehr rauhe
Linea aspera vorhanden ist und daß jene überhaupt ein schlankeres Kollum als die
Spy-Neandermenschen besitzen.
3. Die Patella. — Die Kniescheibe.
.Vergleiche: „Der,paläolithische Mensch . . 1902, pg. 214, Taf. IV,.Fig. 8.
Es liegen 15 Stück Kniescheiben verschieden alter
Individuen vor. Ich wähle zur Beschreibung nur die besterhaltenen
Exemplare und dabei will ich mich hauptsächlich
auf die Facies articularis und die Dimensionen der
besterhaltenen Scheiben beschränken.
Die Gelenkfläche wird bekanntlich durch einen
Längswulst in zwei Teile geteilt: in eine mediale und eine
laterale. Beide sind hier beinahe gleich groß, oder es
ist die mediale etwas kleiner. Die Neigung der beiden
Gelenkflächenhälften zueinander entspricht jenem tiefen
Einschnitte der Facies patellaris der distalen Epiphyse des
Fig. 47. Linke Patella des Menschen
von Krapina in natüri. Größe
mit dem hakigen Vorsprung — v.
— der Facies articularis.— F .a .
1) Bezüglich des Index platymetricus muß ich bemerken, daß derselbe bei unseren beiden Femora
ein etwas anderer als beim Neandertal-Spy-Menschen ist. Er beträgt bei unserem Femur I = 71,8, beim
Femur II = 70,7, gegenüber den Indizes des Neandertalers mit 85,3 (rechts) resp. 80,5 (links) und des
Spy I mit 80 (rechts) und des Spy II (links) mit 74,3. — Da die Indizes des linken Femur gewöhnlich
kleiner sind, so kommen auch unsere linken Krapina-Femora dem linken Spy II-Femur mit 74,3 am
nächsten, sonst aber finden wir derartig flache Femora z. B. bei Negern, Ägyptern . . . (Siehe Klaatsch:
„Die wichtigsten Variationen am Skelette der freien unteren Extremität0 pg. 629).