Eins davon — ein linkes — habe ich bereits im zweiten Teile meiner Untersuchungen
über den Menschen von Krapina beschrieben (vgl. „Der paläolithische Mensch . . . "
1902, S. 193, Taf. III. Fig. 1). Dasselbe gehört einem erwachsenen Menschen an; ein
anderes, einem Kinde angehöriges und fast vollständiges, ebenfalls linkes Seitenwandbein,
wurde erst im Sommer des Jahres 1905 ausgehoben und demgemäß auch noch
nicht beschrieben;
1. Linkes Seitenwandbein des Erwachsenen. — Dieses bereits von Klaätsch
vergrößerte und die ganze Sutura sagittalis zeigende Schädelfragment gelang mir —
mit Ausnahme der mittleren vom Koronalrand über die beiden Temporallinien und bis
auf 2,5 cni vor dem Occipitalrand hin ausgebrochene Partie — sonst ganz züsämmen
zukleben — so daß an diesem Knochen nun alle vier Ränder meßbar und fast allé
vier Ecken, bis auf unbedeutende Defekte erhalten sind. Dér Knochen ist stark aufgebläht,
und zwar sowohl seitlich, d. h. in der Richtung von der vorderen zur hinteren
Sutur, als auch von der Mitte des Schläfenrandes zur Sagittalsutür heraufgehend. Es
besaß demnach dieser Knochen ein deutliches und stark ausgeprägtes Tuber parietale.
Die äußere Knochenfläche ist fein punktiert:; alle Suturen waren uoverwächsen und
die Sütura sagittalis in ihrem mittleren Teile stark gezackt. Unten und rückwärts
vor dem Angtilus màstoideus läuft von oben herab eine ca. 22 mm langé, flache, nach
unten zu sich allmählich verstärkende Rinne, welche in die Ecke der rechtwinkelig
gekrümmten Sutur einmündet.
Die innere Knochenfläche ist insofern bemerkenswert, als man bei der Sutura
lambdoidea, und zwar in der hinteren unteren Ecke eine große, 2 cm lange und fast
1,5 cm breite Grube beobachtet, die etwa die Stelle des Sulcus transversits einnimmt.
Vor dieser Grube ist ein sehr kräftiger, nach oben sich verästelnder und dann rasch
sich verjüngender Sulcus arteriosus eingeprägt. Seine Breite beträgt unten 5 mm, in
der Mitte 3 mm. Die vorhin erwähnte, in die Sutura sich vertiefende Rinne endet hier
zwischen der Grube und dem Sulcus.
Sehr bemerkenswert sind endlich die Ausmasse der einzelnen Ränder dieses
Knochens, welche ich — vergleichshalber — mit den entsprechenden Rändern des
Neandertalers als auch mit denjenigen des rezenten Menschen verzeichnen werde1).
>) (Vérgleiche diesbezüglich: Schwalbe, Der Neandertalschädel, S. 41, 42:)
Neandertal K r a p in a
M 1 co I —
M e n s c h K r a p in a
M Messungen 1 « I ~ I
Index-Mittel
dreier -
Margo sagittalis . . . .
Margo coronalis . . . . .
Margo lambdoideus . .
Margo temporalis . . .
110I 1 10 4 1 94,5
1 107 94 %»8
80 69 86,2
108 — — -
n f l 98 .0 86.3
I I 3W 9 3 4 82 .1
10 1 ,0 86,0 8 5,1
98,9 95>S -
1 1 • I
1 14 .0 l o i 88,6
109.0 89 I 8 1 ,6
88,0 7 3 82,9
io6,8i
87,80
83.30
87,06
Aus diesem Vergleiche ergibt sich, daß sich der Mensch von Krapina bezüglich
seines kurzen Margo lambdoideus dem Homo aus dem Neandertale, hinsichtlich der
'übrigen diesbezüglichen Verhältnisse aller dem rezenten Menschen anschließt.
2. Rechtes-Seitenwandbein ei4|® g en dlich h n Individuums. ■ B ie s e r Knochen
ist ziemlich Jgut erhalten, doch fehlt ihm der Koronalrand und die untere vordere Koke
an der Temporalnaht Aus d/gsCm Grunde sind wir nicht imstande den Krümmungs-,
betrag der einzelnen KnochenrÄnder durchzuführen; (Nur der Occipitalrund ist meßbar»
f lin Bogen beträgt 108 mm, die-Sehne i f j mm, woraus sich der Krümmühgsind^;6d;o
ergibt, welcher ziemlich stark von dem äH rorigen KnWtens mit 86,2 absticht). Bemerkt
muß werden, daß auch an diesem Knochen das Tuber farietale stMk hervortritt. Die
seitliche Ausbauchung des Knochens kann jedoch ersichtlich gemacht werden, wenn wir
die Krümmung der L in Sw e lch f r die Mitten der fägittal- mit der T em p o p | |b t ver-
bindet, in Betracht ziehen. Diese Linie mißt:
im Bogen an . . . . . . 127,0 mm
in der S e h n e .......................... I I I : >5 mm
woraus sich der Krümmungsindex für diesen Knochen mit 8fef ergibt, während dies#
Krümmung beim vorigen Knochen etwa 88,9 ausmachen dürfte. Es » ..also unser
Seitenwandbein bauchiger als dasjenige desfVorher beschnittenen älteren Individuums.
Bezüglich der Dicke unseres,: Knochens'wird ll|a in besten sein, die diesbezüglichen
M Ä n g e n mit denjenigen des.vorigen zu vergleichen.
Erwachsen : Kind:
Dicke des Knochens im oberen hiiiferen Eck . . . 7,0 mm 4,5 mm
„ unteren „ „ • • 7 »6 >; 4.5 »
„ oberen vorderen „ 4.0 »
in der Mitte . . . . . • - > 2 „
An der Innenfläche des Knochens siiht man zarte Gefäfieindrück^s auch Ein-
drücke von Gehirnwindungen.