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 Basalrand  verlaufen  noch  längliche,  vertikale  Rauhigkeiten,  die  als  Ansätze  des  Muse,  
 geniohyoideus  dienten.  Die  ebene  Basis  selbst,  welche  scharf  gegen  den  Außenrand  
 des  Kiefers  absetzt  und  welche  eine  dreieckige  mediane,  nach  rückwärts  gewendete  
 Spitze  —  den  Dorn  — aufweist,  zeigt  die  recht  charakteristischen Eindrücke , der  Muse,  
 digastrici.  Die  stark  eingeprägte  Fovea  submaxülaris  zieht  bis  zum  P2  hin.  Sowohl  
 die  Linea  mylohyoidea  als  auch  der  untere  innere  Kieferrand  setzen  gegen  die  Sym-  
 physis  fort;  wo  nun  der  Kieferbasisrand  durch  die  leichte  Einbiegung  an  der  Sym-  
 physis  etwas  schmäler  wird,  da  befindet  sich  die  Grenze  zwischen  dem  Muse,  geniohyoideus  
 und  den  M.  digastrici. 
 Alle  16  Zähne  sind  prachtvoll  konserviert.  Bemerkenswert  ist  der  Zahnbogen  
 und  zwar  deshalb,  weil  seine  beiden  Äste  von  den P,  an,  bloß  um  weniges  nach  rückwärts  
 divergieren.  Der  übrige  vordere  Teil  des  Zahnbogens  bildet  von  den  P,  an  
 wiederum  einen  nach  vorn  leicht  konvexen  Bogen.  Das  hintere  Ende  des  Zahnbogens  
 war  ganz  leicht  nach  auswärts  gebogen,  wie  man  dies  an  der  linken  Kieferseite  
 sieht,  während  der  rechte  M3  infolge  nachträglichen  Kieferbruches  eine  etwas  
 geänderte  Lage  (beim  Ankleben)  erhielt.  Dieser  Zahnbogen  stellt  uns  ein  Beispiel  aus  
 der  Kategorie  der  langen Gebisse  vor.  Wenn  wir  nämlich  diesen Zahnbogen  mit  dem  
 des  vorigen  Kiefers  vergleichen,  so  sehen  wir,  daß  er  bei  fast  gleicher  Länge  rückwärts  
 schmäler  ist  als  der  vorher  beschriebene.  Derartige  Zahnlinien  finden  wir  allgemein  
 bei  den  Anthropomorphen  und  unser  Kiefer  bietet  in  dieser  Beziehung  einige  
 Anklänge  an  derartige  Zahnbogenformen,  die  früher  auch  bei  dem  Menschen,  speziell  
 bei  noch  älteren  Resten  desselben  allgemeiner  gewesen “sein  dürften. 
 Die Zähne sind ziemlich  stark  abgekaut,  so  daß  man  annehmen kann,  daß dieses  
 Individuum  nicht  älter  war  als  jenes,  dem  der  vorher  beschriebene  Unterkiefer  ange^  
 hört  hat  An  diesem  Kiefer  sind  die  vorderen  Zähne  so  abgeschliffen,  daß  sie  eine  
 leicht  aufgebogene  Linie  bilden.  Die  Kauflächen  sämtlicher  Zähne  sind  bis  auf  
 den  Ms,  welcher  eine wagrechte Stellung  seiner Kaufläche aufweist, etwas nach auswärts  
 geneigt,  so  daß  beispielsweise  die  vorderen  Innenhöcker  des M2 und Mx  noch stark  hervortreten. 
   Ich  möchte  noch  bemerken,  daß  die  Lippenfläche  des  linken Pi  gegen  das  
 Distalende  des C  gedreht  ist,  wodurch  die Innen-  oder Zungenseite des Px nach auswärts  
 und  gegen  den P2  gewendet  ist.  Der Zahn  ist  nämlich  um  6o°  nach  vorwärts  gedreht,  
 sö  daß  die Lippenfläche  beider Pt  nun  parallel  gestellt  sind. 
 Während  beim  vorigen Kiefer-G  die Mahlzähne  nach  rückwärts  kleiner werden,  
 sehen  wir  an  diesem  H-Kiefer,  daß  der  der  kleinste  und  der  M3  dem  M2  gleicht  
 oder  auch  etwas  größer  ist. 
 Hier  lasse  ich  nun  die  Ausmaße  des  Kiefers  und  der  Zähne  folgen: 
 Kieferhöhe  an  der  Symphysis  (ohne  Zähne):  . . . .   40,0  mm 
 „  beim  M2  .................................... .....  33>°  34>3.  » 
 Kieferbasisdicke  an  der  Symphyse:  .  .  ,■   .  •  •  •  *5 4   » 
 n  unter  dem  E c k z a h n : .....................-,  •  16,4  „ 
 Lineare  Entfernung  vom  distalen  Rande  des  M3  bis  zur 
 Mitte  der  It :  .........................................................  •  •  %>5  » 
 Entfernung  der  Außenränder  der  M3: ...............................7°»9  » 
 n  „  „  M2: ...............................  66,5  „ 
 „  „  „  „ P u ............................... 5°i4  » 
 I  lang  . ■  1  ■  m   im . 
 lang  .  .  . •  i i ,5 
 1  breit  . .  .  .  10,9 breit  .  .  . .  11,0 
 !  lang  . .  .  .  12,0 
 1M2 
 lang  .  .  . .  11,6 
 1  breit  . .  .  .  11,5 breit  .  .  . •  11.5 
 1  lang  . .  .  .  12,2 
 im3 
 lang  .  .  . .  12,0 
 1  breit  . .  .  .  10,8 breit  .  .  . •  10,5 
 Der W inkel  endlich,  den  die vordere Kieferplatte  mit  der Kieferbasis  einschließt  
 beträgt  1060  (oder  1080  falls  man  die  alveolare  Prognathie  in  Betracht  zieht), 
 9.  Der  Unterkiefer-J. 
 Taf.  VI,  Fig.  2. 
 Dieser  Unterkiefer  ist  der  größte  und  der  am  vollständigsten  erhaltene  von  
 allen  bisher  gefundenen  altdiluvialen  Kiefern  vom  Typus  des  Homo  primigenius.  Er  
 reiht  sich  direkt  dem  Unterkiefer  von  Spy  I  an,  dem  bisher  größten  Unterkiefer,  den  
 er  aber  —   wie  gesagt  —  im  allgemeinen  an  Größe  übertrifft.  Ferner  ist  dieser  neue  
 Unterkiefer  fast  vollständig  und  wird  uns  demnach  ein  getreues  Bild  des  Unterkiefers  
 des  Homo  primigenius  darstellen. 
 Vorliegender  Kiefer  wurde  nicht  ganz  aus  dem  Sande  ausgehoben,  denn  er  ist  
 aus  vier  Stücken  zusammengesetzt,  wovon  der  Bruch  beim  linken  Pt  abgesplittert  war  
 und  eine  Verbindung  sehr  erschwerte.  Es  mußte  denn  auch  an  dieser  Stelle  die  Zusammenfügung  
 zweimal  durchgeführt  werden,  was  in  Anbetracht  der  großen  Sprödigkeit  
 der Knochenmasse,  ein  sehr  heikles Unternehmen war.  Ich  habe  dies  notwendigerweise  
 erwähnen  müssen,  weil  es  nicht  ausgeschlossen  ist,  daß  beim  Aneinanderfügen  
 der  Kieferbruchstücke  ein  Fehler  im  Betrage  von  1—2  mm  verblieb  und  zwar  inso-  
 ferne,  als  die  Entfernung  der  beiden  Gelenkköpfe  um  vielleicht  diesen  Betrag  noch  
 mehr  auseinanderstehen  sollte.