ausgebildet. Die in Form eines großen bogenförmigen Trajektoriums zum Kopfe aufsteigenden
Bälkchen der Trochanterseite (Fig. 13 bt) — das Zugtrajektorium der Krantheorie
— schneiden das Trajektorium der aufrechten Haltung scheinbar sämtlich
an der Stelle rechtwinklig, wo sie nach ihrem aufsteigenden bogenförmigen Verlaufe
zur Fossa trochanterica sich zur unteren Gelenkfläche wenden. Diese Anordnung
ist bezüglich der wirklich aus der Trochanterseite aufsteigenden Bälkchen unzweifelhaft
richtig. Sie folgen somit dem Schema W olffs in der Fig. 7 seines W erkes
zwischen den Buchstaben A und D. W olff zeichnet nun aber in dem Schema diese Linien
bis zur vollen Höhe des Oberschenkelkopfes. Diese geschwungenen Linien, welche nach
dem Autor Ausdruck des Zuges sind und bei der Krankönstruktion des Oberschenkelkopfes
zur Geltung kommen müssen, fe h le n in meinen Röntgenaufnahmen als Tra-
jektorienausdruckim oberen Kopfe des Femur vollständig. Statt dessen finde ich eine
rundmaschige Spongiosa und nicht selten, ausser den voiT der Trochanterseite aufsteigenden
bogenförmigen Knochenbälkchen, von der Fossa trochanterica ausgehend
ein von W olff gar nicht gezeichnetes neues Trajektorium (Fig. 13 a). Es entspringen
hier Bälkchen aus einer ziemlich stark ausgebildeten Compacta. Dieses Trajektorium
d u r c h s e t z t teilweise die höchste Erhebung des „Zug"trajektoriums von der Trochanterseite,
verbindet sich jedoch nicht mit dem letzteren, sondern läuft g e r a d l in ig
durch den Kopf und endigt meistens unterhalb (Fig. 13 b) seltener oberhalb der Fovea,
je* nachdem dieselbe in größerer oder geringerer Höhe am Gelenkkopfe angelegt ist.
W olff hat dieses Trajektorium übersehen; in seiner Fig. 6, welche einen Fournierschnitt
widergibt, zieht dasselbe deutlich von der Fossa trochanterica etwa zu dem Punkte dx
seiner Fig. 7. Somit setzt sich das WoLFFSche „Zug"trajektorium der Trochanterseite
im Femurkopfe häufiger aus zwei wohl voneinander definierten Trajektorien zusammen,
welche aber einen verschiedenen Ursprung, Verlauf und Endigung haben. Bevor ich
ausführlich über die Bedeutung des großen von der Trochanterseite aufsteigenden Trajektoriums
berichte, mögen hier die weiteren vön dem W olff sehen Schema abweichenden
Resultate auf Grund meiner Aufnahmen Platz haben.
Aus der Gegend des Halsschaftwinkels (Fig. 13 cd) entspringt ein breites Trajektorium
von schwachen Knochenbälkchen, welches nahezu geradlinig in.Schwach nach
oben konvex erscheinendem Bogen (aber in weit schwächerer Krümmung als im W olfF-
schen Schema, siehe seine Fig. 6 ab) zum Trochanter zieht und das W olff sehe bogenförmige
Zugtrajektorium rechtwinklig durchsetzt. An der ersten Kreuzungsstelle mit dem
Zugtrajektorium ist die Spongiosa häufig rundmaschig, während nach W olff „die von der
Adduktoren- und die von der Trochanterseite aufsteigenden Bälkchen sich unter einem
Winkel von 90 Grad kreuzen, so daß demgemäß alle zwischen den Bälkchen bleibenden
Hohlräume Quadrate oder Rechtecke sind." Nur ausnahmsweise gesteht W olff
an der Kreuzungsstelle eine rundmaschige Spongiosa zu. Wir können dagegen an
Röntgenaufnahmen eine ganze Zone von rundmaschiger Spongiosa konstatieren, welche
von der Nähe, des inneren Halsschaft winkeis entspringend und das W ard sehe Dreieck
teilweise durchsetzend, sich bis zur höchsten Übergangsstelle des Collum und Caput
femoris erstreckt (Fig. 13 r).
Der Zweck dieses erwähnten Trajektoriums ist ein sehr bestimmter. Die vom
inneren Halsschaftwinkel entspringenden Bälkchen schützen das obere Ende des Femur
gegen D u r ch b ie g u n g und werden mit einer größer werdenden Beanspruchung des Oberschenkels
für das Individuum zunächst nicht nur an sich verstärkt, sondern in größerer
Anzahl auch im eigentlichen Collum angelegt. Das WARDSche Dreieck (Fig. 13 w),
offenbar eine neutrale Zone in der Kombination der verschieden wirkenden Kräfte, kann
auf diese Weise bedeutend kleiner werden oder gar ganz verschwinden. Jedoch ist das
Entstehen eines größeren W ard sehen Dreiecks durchaus nicht allein abhängig von
der Kürze des Collum. Auch die C om p a c ta wird häufig stark am inneren Halsschaftwinkel
vermehrt, so daß jenes Prinzip noch mehr zutage tritt, nach welchem eine Durchbiegung
des Oberschenkelknochens fü r d ie n o rm a le F u n k t io n kaum in Frage
kommt. Nicht die Krankonstruktion scheint demnach im oberen Ende des Femur das
Wesentliche für die funktionelle Beanspruchung zu sein, sondern eine Art Radkonstruktion,
welche durch eine eventuelle Vermehrung und Verstärkung der Speichen die
beabsichtigte s t a r r e Festigkeit proportional der normalen Funktion ermöglicht und
die Knickung der Röhre verhindert. Dieses Prinzip ist seitens der Krantheorie nicht
genügend berücksichtigt, weil die CuLMANNSche Konstruktion für einen homogenen
Balken ausgeführt wurde. Bei letzterer wurden die Spannungskurven als das Wichtige
in den Vordergrund gestellt, während jene besondere Vorrichtung gegen Biegung des
Balkens kaum beachtet wurde. Und doch erscheint die Konstruktion für das Femur
als das Wichtigere und Wertvollere, bei welcher nicht allein die Compacta verstärkt
erscheint, sondern jene Spongiosaverstrebung durch den ganzen Querschnitt der Röhre
einer gefährlichen Belastung am inneren Halsschaftwinkel entgegenarbeitet. Bei Überbelastung
entstehen bekanntlich hier die meisten Brüche des Femur, wobei der untere
Teil des Collum in die Spongiosa der Diaphyse hineingetrieben wird. Bei der Heilung
ist die Kallusbildung an der Bruchstelle nicht allein der festigende Faktor, sondern gewöhnlich
wird ein neues s t a r k e s Balkenwerk im Innern der Röhre analog dem Verlaufe
des in Frage stehenden ausgebildet, welches eine neue Durchbiegung der
Bruchstelle verhindern soll. Dagegen wird gelegentlich in solchen Fällen das sogenannte
Zugtrajektorium wenig oder gar nicht vermehrt. Ich werde noch weiter unten