rezenten Menschen und dem Schimpansen einerseits und zwischen dem letzteren und
dem Homo von Krapina anderseits vergleichsweise in Betracht zu ziehen (Fig. 19).
Ich habe im ersten Hefte meiner Untersuchungen gesagt, daß die Knochen des
Kauapparates des Homo von Krapina (1. c. S. 195) mit Bezug auf die damaligen schwierigen
Lebensbedingungen kräftiger ausgestattet waren und auch eines stärkeren Muskelansatzes
zur Bewältigung der größeren mechanischen Inanspruchnahme jenes Gerüstes
bedurften. Wenn also das Vorhandensein der Augenbrauenwülste bei den Menschenaffen
als Folge des starken Einflusses der Schläfenmuskeln auf den Gesichtsschädel,
welcher gleichsam ein Herauswachsen des Gesichtsschädels nach vorn (Selenka, Menschenaffen,
II., S. 147) bedingte, aufgefaßt wird, so muß dies folgerichtig auch für die
Supraorbitalwülste der Diluvialmenschen zugegeben werden, da ja hier wie dort dieselben
Eingriffe (Druck der Muskeln) analoge Gebilde hervorrufen mußten, also starke
Temporalmuskeln jene Supraorbitalränder hervorpressten. Mit dem Schwinden jener
kräftigeren Muskulatur gingen auch jene basalen Stirnschwellungen verloren, wie dies
bereits -— mit geringen Ausnahmen — im oberen Diluvium der Fall war.
Aber nicht nur die Supraorbitalwülste, sondern mit diesen die fliehende Stirn
und auch die vorher geschilderte Neigung der Lamina cribrosa scheinen einen unverkennbaren
Zusammenhang mit jenen Ursachen anzudeuten.
Das Profilbild 18, welches uns die Stirnansicht des rezenten Menschen mit dem
des Krapinaer kombiniert darstellt, haben wir bereits vorher besprochen. Nun hätte
ich noch, wie gesagt, jene Verhältnisse in Betracht zu ziehen, welche sich aus der
Kombination der Stirnprofile des rezenten und des Krapina-Menschen mit demjenigen
des Schimpansen ergeben.
Die Abbildungen 19 und 20 zeigen uns dies in sehr übersichtlicher Weise. Die
Stirnprofile wurden in natürlicher Lage, jedoch mit ihrer Naso-frontal-Sutur (=Nasion)
zusammengestellt Das Bild 19 zeigt uns die Differenz im Betrage der basalen Schwellung
der Stirnbeine, die verschiedenen Stirnneigungen, als auch die etwas tiefere Lage
der vorderen inneren Basis im Schädel des Schimpansen. Ferner ist der Verlauf der
Profillinien dieser beiden Schädel von Interesse: während diejenige des Menschen
vom Nasion an plötzlich stumpfwinklig abbiegt, bildet diejenige des Schimpansen riasal-
wärts die Fortsetzung der Stirnlinie. Die Abbildung 20 endlich stellt uns die Kombination
der Stirn des Krapina-Menschen mit jener des Schimpansen dar und zeigt
eine auffallende Übereinstimmung beider in allen Punkten: sowohl im Betrage der
basalen Schwellung der Stirnbeine, in der nahezu gleichen Lage der vorderen inneren
Gehirnschädelpartie, als auch in einer großen Übereinstimmung der Profillinien.
Außer den kräftigen Supraorbitalrändern und der fliehenden Stirne der altdiluvialen
Menschen müssen, auf Grund der soeben gemachten Beobachtungen, auch - die
Fronto-Nasal-Profillinie und die schräge Lage der Crista g a lli resp. der Lamina cribrosa
als pithecoid bezeichnet werden (Anmerkung 1).
Die Innenseite unseres Stirnfragmentes zeigt uns nichts Besonderes. Immerhin
mag erwähnt sein, daß außer der kräftigen Crista frontalis und einigen welligen Unebenheiten
noch sehr feine verzweigte Gefäßeindrücke bemerkbar sind.
Die Dicke des Knochens oberhalb der Mitte des hinteren Supraorbitalrandes am
Bruchrande beträgt 6 mm.
Der S u p r a o r b i t a l r a n d unseres Fragmentes ist vorzüglich ausgeprägt. Die
größte Entfernung desselben von der inneren Stirnfläche beträgt nahe der Sutura zygo-
matico fronta lis 25,2 mm, der Abstand des Randes in der Mitte 21,0 mm. Die geringste
Dicke des Torus beträgt ungefähr 9 mm.
An der Oberfläche des Knochens sehen wir folgende Merkmale, die ich hier in
Kürze hervorheben möchte. Vor allem beobachtet man am Supraorbitalrande die sehr
- flache Incisura supraorbitalis und links neben ihn den länglichen, schwach vortretenden
Processus supraorbitalis. Rechts neben der Incisura sehen wir eine flache, bogige Rinne
(13» 3 mm lang) und unter ihr, am inneren Orbitalrande, eine mit diesem parallel verlaufende,
8,5 mm lange Rinne, welche übrigens an der linken Seite stärker ist und an
beiden Enden mit je einem Löchelchen endet. Ferner bemerken wir noch 14 mm von
der Linea temporalis entfernt eine zu dieser beinahe parallel verlaufende, nach unten
etwas sich ausbreitende flache Rinne (auch am Abgusse der Neandertalkalotte deutlich