
 
        
         
		betreffenden  Individuums  und  dadurch  wiederum  mit  der  Entwickelung  der  Temporalmuskeln  
 zusammen.  Es  muß  demnach  auch  die  Prominenz  der  seitlichen  Orbitalecken  
 bei  jugendlichen  Schädeln  eine  geringere  sein  als  ■ an-Schädeln  erwachsener Individuen. 
 Nachdem  wir  nun  die  Ausmaße,  welche  sich  aus  der  Norma  verticalis  ableiten  
 ließen,  festgestellt  und  mit  jenen  der Spy-Neanderschädel  verglichen  haben,  wollen  wir  
 die  einzelnen'charakteristischen  Schädelteile  näher  ins  Auge  fassen,  vor  allem  das  
 Gesichtsskelett. 
 Das  Gesichtsskelett. 
 Taf.  I.,  Fig.  2. 
 Vom  Homo primigenms  wurde  bisher  noch  kein  zusammenhängendes  Gesichtsskelett  
 gefunden.  Auch  dem  vorliegenden  Stücke  fehlt  leider  der  Oberkiefer,  doch  ist  
 alles  Übrige,  mit  Ausnahme  der  Jochbögen  da,  und  zeigt  uns  in  schönster  Weise  die  
 Organisationsverhältnisse  dieses  so  wichtigen  Schädelteiles.  - 
 Ich  beginne ’ die  Beschreibung  mit  der  basalen  Stirnpartie,  weil  dieselbe  uns  
 einmal  die  obere  Abgrenzung  der  Augenhöhlen  und  dann  wiederum  die  seitliche  Ausbiegung  
 respektive  die  postorbitale  Einschnürung  zum  Ausdrucke  bringt.  Alles  steht  
 teils  physiognomisch,  teils  genetisch  mit  dem Gesichte  im  engeren  Sinne  —  im  Zu-  
 . sammenhange. 
 a)  Die  T o r i   s u p r a o r b i t a le s .  •—   Nachdem  uns  bereits  die  Ausmaße  dieser  
 unteren  Stirnpartie  aus  den  vorher  gegebenen  Relationen  und  auch  das  Verhältnis  
 dieses  Stirnteiles  zum  übrigen  Gehirnschädel  bekannt  geworden  ist,  kann  ich  sogleich  
 zur  Beschreibung  der  Supraorbitalwülste  übergehen. 
 Meiner  Erfahrung  nach,  ist  die  Incisura  szcpraorbitalis  nicht  nur  als  Grenze  
 zwischen  dem  A rcus  superciliaris  und  dem  Arcus'supraorbitalis  (insofern  von  hier  aus  
 jener  leichte Sulctis supraorbitalis  in  schräg lateraler-Richtung  verläuft) wertvoll,  sondern  
 auch  morphologisch  wichtig.  Sowohl  bei  rezenten  als'neblithischen  Schädeln  ist  diese  
 Incisura  ein  mitunter  tiefer  Einschnitt,  dessen  seitliche;  Ecke  der  sogen.  Processus  
 supraorbitalis  bildet.  Anders  ist  es  bei  den  Schädeln  des  Homo  primigenius:  da  ist  
 noch keine  tiefe  Incisura vorhanden,  sondern wir begegnen  bloß einer sehr  leichten  Ausbuchtung, 
   neben  welcher wir  dann-seitlich - eine  •längliche  Schwellung  sehen.  Sowohl  
 jene Einbuchtung,  als  diese  Schwellung,  sind  Hömologa  für  die  Incisura  resp.  den  Processus  
 supraorbitalis.  Von  dieser  Incisura  also  sehen  wir  eine  ganz  flache  Rinne  in  
 schräg-lateraler  Richtung  verlaufen,  die  man  als  die  erste  Anlage  des  Sulcus  supraorbitalis  
 und  somit  als  den  Beginn einer Teilung  des noch zusammenhängenden Wulstes  
 in  seine  nachherigen  Bestandteile  zu  betrachten  hat.  Ich  habe  absichtlich  den  Oberaugenrand  
 des  Neolithikers  gewählt,  um  mit  diesem  Beispiele  einmal  den  allmählichen  
 Schwund  des  Torus,  und  dann  wiederum  den  sukzessiven Übergang  zu  den  modernen  
 Verhältnissen,  bei  denen  eben  der  laterale Teil  des Überaugenrandes  keine  Verdickung  
 mehr  zeigt,  vorzuführen.  Am  Supraorbitalrande  sieht  man  seitlich von  jener  länglichen  
 Schwellung,  und  zwar  gegen  die  Sutura  zygomatico-frontalis  gehend,  noch  eine  sehr  
 leichte  Einbuchtung,  welche  wir  uns  deshalb  merken  wollen,  weil  über  ihr  das  Supraorbitaldach  
 seine  geringste  Dicke  hat.  Die  größte  Dicke  erreicht  der  Überaugenwulst 
 Fig.  9.  Überaugenrand  eines Neolithikers  aus  
 Babska, noch eine leichte Verdickung des Arcus  
 supraorbitalis.  A . s. o.  =   zeigend.  J. s. o.  =   Incisura. 
   P. s. o.  =   Processus.  .9. j. o.  =   Sulcus  
 supraorbitalis.  A .s .c .  =   Arcus  supraciiiaris. 
 Fig.  10.  Überaugenrand des Homo primigenius  
 mit  dem  Torus  supraorbitalis  und  der  ersten  
 Anlage eines Sulcus supraorbitalis. S. s. o. zeigend. 
 oberhalb  der  Incisura  mit  13,8  mm,  von  wo  sie  medialwärts,  gegen  die  Glabella  hin,  
 zunimmt.  Am  geringsten  ist  sie über  jener  seitlichen  Einbuchtung,  wo  sie  9,5  mm  beträgt; 
   sie  wächst  dann  abermals  gegen  das  seitliche  Ende  des  Wulstes  an  und  mißt  
 knapp  vor  der  Sutura  zygoinatico-frontalis  12,1  mm. 
 Beide  Überaugenwülste  sind  gegen  die Glabella  hin  leicht  eingesenkt  und  auch  
 die  sog.  Fossa  supraglabellaris  ist  nur  sehr  schwach  ausgeprägt..  Was  die  Vorragung  
 des  Überaugenrandes  betrifft,  so  kann  sie,  da  die  obere  Stirnpartie  fehlt,  genau  
 angegeben  werden.  Ich  habe  sie  von  der  inneren  Fläche  aus  mit  dem  Tasterzirkel 
 gemessen.  Es  beträgt: 
 Die  Vorragung  der  Glabella  von  der  C r i s t a   f r o n t a l i s :   . . . .   24,0  mm  
 Die  Vorragung  der  Glabella  von  der  inneren  Stirnfläche  knapp  bei 
 der  C r i s t a   f r o n t a l i s : ...................................................................18,0  mm 
 Die  Vorragung  des  Wulstes  in  der  M it te :.............................................. 22,2  mm 
 Die  Vorragung  des  Wulstes  knapp  vor  dem  P r o c e s s u s   z y g o ma  
 t ic u s ;   ............................................................................................ 26,0  mm