der Cavitas einschliefet, beim ersteren ein stumpferer als beim letzteren. Was die
Spina betrifft, so ist dieselbe wohl gut entwickelt, '.-doch vbleibt das Akromion im Vergleiche
zum rezenten Menschen noch zurück. Es ist dasselbe, nämlich schmäler. Doch
wichtiger als dies ist noch der Umstand, dafe die Spina böm Homo frimigenrns aus
Krapina stärker nach aufwärts geneigt ist, als beim rezenten Menschen; die Neigung
ist so groß, dafe man eine große Partie der Spina sieht,.wenn man die Skapula von
yörn betrachtet. Die Spina verdeckt umgekehrt, falls man die Skapula von hinten
betrachtet, einen Teil der mittleren Partie des oberen Randes und zwar so, dafe niemals
die Incisura scapulae dadurch sichtbar wird. Endlich wäre noch herv.orzuheben, dafe
die Incisura des Schulterblattes des Homo von Krapina weit ausgeschnitten ist, ferner
dafe der Axillarrand (beim Erwachsenen) von unten nach aufwärts gehend, sich sehr
stark verdickt und zwar deshalb, weil der vordere Teil derselben nach außen gerückt
ist, wodurch auch bei erwachsenen Individuen eine ziemlich tiefe Rinne entsteht. Bei
jüngeren Individuen ist dieser Rand abgerundet und nach aufwärts gehend, sogar etwas
zugeschärft und einen vorstehenden schmalen Längshöcker bildend, welcher auch später
verbleibt und .dann eine schräg diagonale Lage zwischen den ausgewulsteten Axillarrändern
einnimmt. Die Tuberositas infraglenoidalis ist gewöhnlich ziemlich stark eingetieft.
Einige Ausmaße ergaben:
Länge der Cavitas glenoidalis (Längsachse) . . 38,5 32>° ca- 35,5 36.° 30,0 31.5
Breite. (größte) d. Cavitas (Querachse) . . . .
Infraglenoidale Einschnürung d. Skapula (kleinste
2670 21,0 24,0 19,0 19.5
Bre jte ).................... ................................... 47,1 39-5 39,° 42,0 37.5 ,34.8
Breite der Basis des Co ra co id eum..................... 21,1 ca. 20,5 21,1 21,4 20,2
Dicke der Basis „ „ ^ - '• . .
9,i
Breite d. Proc. coracoid, (am aufgebogenen Teile)
14,6
Dicke „ . „ . „ ( „ „ „ )
6,0
8,8
I2 >5
6,5
10,0 8,2 7,5
Der Winkel, welchen der Axillarrand mit der Fläche der Cavitas ..einschliefet,
beträgt 139—146 °.
2. Die Clavicula. — Das Schlüsselbein.
Taf. VIII, Fig. 3, 4, 5.
Vergleiche; „Der paläolithische M e n s ch ...“. 1901, pag. 194. — Ferner 1904, pag. 195. Taf. III.
Fig. 2, a, b, 3 a; 1905, pag. 215, Taf. III. Fig. 8, 9.
Im Sommer des Jahres 1905 wurde abermals eine Kollekte von 14 Schlüsselbeinen
ausgehoben und zwar: 9 rechte und 5 linke. Mit den bereits früher gefundenen
7 Exemplaren besitze ich also 21 Stück, die uns n rechte und 10 linke Schlüsselbeine
darstellen. Am wichtigsten ist an dieser Sammlung, dafe Claviculae verschieden alter
Individuen vertreten sind. Ich will aus dieser Serie; bloß die markantesten und die
am bésten erhaltenen herauswählen und sie vergleichend beschreiben. Leider ist es zu
diesem Zwecke nicht möglich, ihre Altersfolge durchzuführen, da weder Länge und
Dicke, noch die Stärke der Tuber, coracoidea diesbezüglich maßgebend erscheinen. Auch
eine größere oder geringere Krümmung des Knochens, mit Ausnahme solcher von ganz
jungen Kindern, die zumeist nur einseitig gebogen sind — kann ebensowenig zur Altersbestimmung
herangezogen werden. Kurz, es gibt keine sicheren Anhaltspunkte, um
das Alter der fossilen Claviculae zu fixieren. Nur lange Schlüsselbeine mit starker
Tuberositas und eckiger Oberfläche des Knochens können, als Knochen erwachsener
Individuen angesehen werden, obwohl es auch dünne, runde, mittellange derartige Knochen
mit relativ schwacher Tuberositas gibt, die über 40 Jahre alten Menschen angehört haben.
Von großer Bedeutung für den Bäu des Schlüsselbeins war zweifelsohne die
Art der Beschäftigung des Individuums. Herr Prof. Dr. v. Hansemann in Berlin schickte
mir an 200 Schlüsselbeinpaare, die ich nach verschiedenen Richtungen hin gruppierte.
Man konnte daraus entnehmen, dafe Menschen, die gewöhnlich schwere Arbeiten verrichten,
auch in der Regel sehr kräftige Claviculae besitzen. Dabei kommt nicht sowohl
die Länge, als mehr die Breiten- resp. Dicken-Entwickelung des Knochens in Betracht.
Frauen und Individuen, die leichtere Arbeiten verrichten, haben in der Regel
auch schlankere, im Mittelstücke abgeflachte, dünne Schlüsselbeine. Die Schlüsselbeine
des Menschen von Krapina sind im allgemeinen schlank; kein einziges erreicht die
Stärke jenes vom Neandertal oder Spy I. Die auffallende Drehung der Krapina-Clavi-
culae dürfte wahrscheinlich durch eine Vielseitigkeit in der Bewegung der oberen
Extremität ihren Grund haben. Bei dem mir vorliegenden rezenten Materiale, konnte ich
eine ähnlich gedrehte Clavicula beobachten und zwar bei einem 14jährigen Schüler,
doch niemals ist die Drehung eine so starke und plötzliche, wie wir dies an einigen
Krapina-Stücken sehen. Es möge bemerkt sein, dafe diese Torsion auf die akromial-
seitige Hälfte des Schlüsselbeines beschränkt ist. Man könnte daraus auf eine für gewöhnlich
nach aufwärts gerichtete Bewegung des Armes schließen1) Ich möchte noch
erwähnen, dafe in der Entwickelung der Schlüsselbeine ein großer Unterschied zwischen
der rechten und linken Clavicula besteht, der sich nicht nur in einer verschiedenen Länge,
sondern auch in der Breite und Dicke dieses Knochens kundgibt. Es ist natürlich die
1) Ich erwähne noch zwei weitere Schlüsselbeine von rezenten Menschen und zwar das rechte
eines 46jährigen Weibes und dann das plötzlich gedrehte eines 48jährigen Mannes. Doch ist bei letzterem
keine eigentliche Drehung des Knochens, sondern vielmehr eine Verstellung des Fixpunktes des Muse,
delioideus anzunehmen.