3« Der Humerus. — Das Oberarmbein.
Taf. IX, Fig. i, 2, 3.
Vergleiche: „Der paläolithische Mensch . . ( 1 9 0 2 , pag. 214, Taf. III, Fig. 18; ferner 1904, pag. 197,
T a f II,; Fig. 1, .2). .
Im ganzen liegen 19 Humerusfragmente vor und zwar 11 rechte und 8 linke.
Davon gehören 3 Korpus-Stücke ganz jungen Individuen, ja einer sogar einem bloß
2 bis 2V2 Jahre alten Kinde an. Von diesen Oberarmknochen sind bereits vier Stück
veröffentlicht und zwar zwei linkseitige untere Gelenksrollen erwachsener, eine solche
von einem jungen Menschen und dann ein Korpus-Stück, welches dem Anscheine nach
einem Kinde anzugehören schien, doch sich durch seine starke Konsistenz auszeichnet,
— Merkwürdigerweise wurde kein einziges Caput liumeri gefunden; zumeist wurden
untere Gelerikrollen in Verbindung mit einem größeren oder kleineren Korpusstück
ausgehoben. An 9 Exemplaren ist die Fossa olecrani durchlöchert. Es ist dies eine
Erscheinung, welche man öfters an neolithischen und einigen lebenden Naturvölkern
beobachtet.
Von den neu aufgesammelten Humeri ist besonders das untere Ende eines
122,5 mm langen Fragmentes bemerkenswert, weil es fast ganz vollständig erhalten ist
und uns zugleich eines der größten Oberarmbeine aus Krapina darstellt. Die Entfernung
der beiden Kondylusenden beträgt nämlich an diesem Stücke 66,3 mm und ist somit um
2 mm breiter als der bereits beschriebene (1. cit. 19047 Taf. II, Abb. 2, a b) und abgebildete
Humerus. Die lateralsten Stellen des unteren Gelenkendes bilden die Epicondyli
und zwar den Epic. medialis und den Epic. lateralis. Ersterer ist an unseren sämtlichen
Humeri auffallend stark ausgebildet, während letzterer bloß einen unbedeutenden knolligen
Vorsprung bildet. Den mittleren Teil des unteren Gelenkes bildet die Trochlea, die an
der Rückseite eine Länge von 25 mm aufweist. Die größte Höhe derselben (von vorn
nach rückwärts) mißt 25 mm und die Höhe des Capiiulum (von oben nach unten) 20 mm.
Die Länge des ganzen unteren Gelenkes (Trochl. Capit.) beträgt 43,0 mm (an der Mitte
der vorderen Fläche gemessen); dieselbe, jedoch mit dem Epic. medialis mißt 66,0 mm,
woraus sich die Länge des Epicond, medialis mit 23,0 mm ergibt. Oberhalb der Trochlea
befinden sich zwei ungleichgroße und ungleichtiefe Gruben; die vordere und kleinere
die Fossa coronoidea und die bedeutend größere, tiefere, hintere — die Fossa olecrani.
Zwischen beiden ist die dünne Wand nicht durchbrochen. Über dem Epicondylus
medialis und zwar bei seinem vorderen Rande sehen wir ein längliches tiefes Foramen,
welches hinten geschlossen ist. Dieses Foramen ist an einem Humerus als ein Sulcus
supra condyloideus sichtbar, an einem anderen Exemplare aber bemerkt man, wie es zur
Auflösung des Foramen supra condyloideum kam, indem nämlich die obere, das Foramen
schließende Leistchen ausblieb und nun ein 6,5 mm langer Einschnitt zurückblieb. Das
Korpus unseres Humerus-Fragmentes war schlank, denn seine Breite vor dem oberen
Bruchende beträgt nur 17,3 mm und seine Dicke (etwas schräg von vorn nach hinten)
17,8 mm.
Ich gehe nun zur Beschreibung unseres, auf Taf. IX Fig. 1 gegebenen mit
dem längsten Korpus versehenen Oberarmes über. Die totale Länge des Knochens ist
220 mm, es fehlt demselben beiläufig das obere Drittel. Dem unteren Gelenkende ist
leider der Epicord, lateralis abgebrochen. DaTaber der übrige Teil des Gelenkes 64,4 mm
mißt, so kommt er dem vorhin beschriebenen Exemplare fast gleich. Die größte Höhe
der Trochlea beträgt 24,5 mm, also macht der diesbezügliche Unterschied gegen den
vorigen Oberarmknochen bloß 0,5 mm aus. Ein ebenso geringer Unterschied besteht
in der Breite und Dicke des Korpus, welcher in gleicher Höhe wie der vorige, eine
Breite von 16,8 und eine Dicke von 19,2 mm (gegenüber 17,3 und 17,8 mm an vorher
beschriebenen Knochen) aufweist. — Die Fossa olecrani besitzt an diesem Humerus ein
ovales 12 mm in der Längsachse messendes Loch. Über diesem ist der Knochen am
flachsten, denn seine Dicke beträgt hier 14,5 mm (beim vorigen 14,9); Von da an biegt
sich die hintere Fläche etwas aus, um sich dann etwas nach einwärts zu drehen, wobei
die Dicke des Knochens nur ganz geringen Schwankungen unterliegt, denn es beträgt
dieselbe in der Mitte 19 mm und beim oberen Bruchrande 19,5 mm. Während nun,
wie wir gesehen haben, die Dicke des Knochens nach aufwärts etwas zunimmt, nimmt
umgekehrt die Breite desselben in demselben Sinne ab. Die Breite des Knochens beträgt
nämlich an der Stelle, von welcher an dieselbe gleichmäßig zu verbleiben beginnt
17,5 mm, an ihrem oberen Bruchende nur 15,6 mm. Die Drehung der hinteren Humerus-
Fläche nach einwärts beträgt ca. 35°. — Ich habe vor diesen neuesten Funden angenommen,
daß der Humerus des Homo von Krapina nicht größer war als der des
Neandertalers. Nun aber scheinen mir Befunde am vorliegenden Stücke anzuzeigen,
daß dem nicht der Fall war. Ich will vorläufig nur bemerken, daß das Foramen nutricium
und der Beginn der Tuberositas deltoidea, erst relativ hoch anfängt (ersteres 135,3 ober
dem unteren Gelenke), höher, als beim robusteren Neander-Oberarmbein, dessen unteres
Gelenk fast genau so breit ist, wie das des vorliegenden Humerus. Ein anderer Humerus
besitzt wiederum eine durchlöcherte Fossa olecrani und rührt von einem jüngeren Individuum
als dem eben beschriebenen her. Derselbe ist im ganzen 203,3 mm lang, dabei
ist das noch vorhandene untere Gelenk, nämlich der Epicond, medialis samt der Trochlea
zusammen (vorn gemessen) 39,0 mm breit, bei vorigem Exemplare 45 mm. Der
Durchmesser des Loches über der Trochlea beträgt 11 mm. Die Dicke des Schaftes
ist über der - genannten Fossa geringer (12,5) als weiter oben, wo sie 16,5, oder am