Verhältnissen darstëllen. Bei allen Kièfern aber wird die Prognathie vergrößert, sobald
wir die SymphysenrLinie der vordèren Kieferplatte gegen die. Bißebene verlängern
(also im Sinne W alkhoffs handeln), woraus, sich dann zugleich ergibt, daß alle oben
genannten Kiefer im verschiedenen Grade prognath sind. Doch alteriërt selbst diese
Erkenntnis keineswegs die Tatsache einer bereite im älteren Diluvium' begonnenen
Reduktion der Kieferprognathie,
Sehr interessant ist ferner das Verhältnis, welches sich aus den ungleichen
Kieferhöhen an der Symphysis und beim Ma ergeben. Wenn wir beide Höhen in
Prozenten ausdrücken, so ergibt sieh, daß die Kieferhöhe beim M,
des Unterkiefers Krapina E = ..................... ■ ■ 68,8
„ „ „ J = .................................... • 71.3
„ „ von L a Naulette = . . . . . . 74,19
„ „ von Malarnaud = .. . . . . . 84,6
„ Krapina-Kiefers D = . . . . - • • 84,8
der Symphysenhöhe
„ ^ „ H, und d’Arcy = ...............................85,7
„ Spy I = .............................................................................86,8
„ Krapina G = . . . . . . . . .....................88,8—92,1
ausmacht. Es sind dies zwar bedeutende Schwankungen, aus welchen man dennoch
ersehen kann, daß die Mehrzahl der diluvialen Unterkiefer vorn höher als beim M2
ist und nur einer, nämlich der Krapina G-Kiefer diesbezüglich einen Unterschied; aufweist
und den Kiefer als beinahe gleich hoch erscheinen läßt. Da dieser Kiefer, was
dessen individuelles Alter betrifft, dem Krapina H-Kiefer sozusagen gleichkommt, so
ergibt sich auch aus dem Vergleich ihrer absoluten Ausmaße — der Höhe und Dicke
— dennoch ein bedeutender Unterschied, auf Grund dessen ich den Unterkiefer G von
allen bekannten als eine Varietät der Art H. primigenius trenne.
Diese Unterschiede betragen:
G H
Höhe an der S y m p h y s e .......................... . 30,4—3 1 , 5 ..................... 40
„ beim M , ................................................... 28 ..........................33~ 34>3
Dicke an der S ym p h y s e ............................... 14,4..............................15,4 oder in °/o.
Es beträgt also
die Höhe des G-Kiefers a. d. Symphysis, bloß 76—78,7% d. Höhe d. H-Kiefers
„ „ „ „ beim M2 8 i ,8 - -8 i , 6 0/o „ „ „ - „
aber die Dicke des „ a. d. Symphyse sogar 93,5% d. Dicke d. „
Es ist unser G-Kiefer bei einer fast gleichen Symphysendicke beinahe um
ein’ Viertel niedriger als der gleich: alte H-Kiefer! Ich leite eben aus dieser großen
Differenz und aus dem Umstande, daß alle übrigen Kiefer vorn höher als beim M2
sind, die Berechtigung einer vorläufigen Trennung des G-Kiefers von den übrigen als
eine Varietät ab, weil . uns dieser Kiefer den sozusagen primitivsten Unterkiefer
des Homo primigenius mit allen seinen bezeichnenden (doch auch schon etwas geänderten)
Merkmalen darstellt. Diese Trennung einer besonderen Varietät tangiert die Art Homo
primigenius selbst in keiner Weise, sondern erweitert bloß deren Formkreis, der sich
ja ohnedies aus den zahlreichen Variationen in mehr weniger prägnanter Weise ergeben
muß. Die Erkenntnis einzelner typischer Variationsformen beim H. primigenius wie es
eben unser G-Kiefer ist, ' ist aber meines Erachtens ein wichtiges Ergebnis, da es uns
wertvolle Anhaltspunkte zur Beurteilung des Entwickelungsganges des H primigenius
an die Hand gibt. Bloß in diesem Sinne wünsche ich meine var. Krapinensis aufgefaßt
zu sehen. ’
Aber auch der Oberkiefer zeigt gewichtige Unterschiede, die sich beispielsweie
aus einer ungleichen Höhe ergeben. Diesbezüglich sind eben unsere Oberkiefer C
und E bemerkenswert. Ersterer als Vertreter eines niedrigen Oberkiefer-Typus, der
andere 9 E— wiederum, als der Repräsentant eines hohen Oberkiefers. Es ist nicht
unwahrscheinlich, daß . der Oberkiefer C unserer Varietät also dem G-Unterkiefertypus
angehört.
Am Keilbeine des Menschen von Krapina kommen ebenfalls interessante Verhältnisse
vor, die in gleicher Weise auch an den Spyschädeln auftreten. Wir sehen
nämlich einmal die Spina angularis analog wie beim renzenten Menschen, dann wiederum
die abgebogene Partie der Fossa glenoidalis zu einer Spina glenoidalis entwickelt.
Letzteres Verhältnis kann als das primitivere angesehen werden.
Zur oberen Extremität übergehend möge hervorgehoben werden, daß das
Schlüsselbein auch bemerkenswerte Variationen aufweist, da es neben grazilen, flachen
und oft stark gedrehten Claviculae auch dickere, weniger gedrehte gibt (z. B. Ne-
andertal).
Der schlanke Oberarm wiederum variiert insofern, als man an seiner distalen
Epiphyse entweder eine ganze oder eine durchlöcherte Fossa olecrani, oder auch mehr
weniger deutliche Reste eines einstigen Sulcus supracondyloideus nachweisen kann.
Sehr wichtig ist am Hüftbeine die schmale oder weitere Rinne für den Obturator
internus, wodurch wiederum primitive und moderne Charaktere angedeutet werden.