IV. Anhang.
In diesem kurzen Abschnitte sollen noch einige Erscheinungen, welche an das
körperliche Dasein des damaligen Menschen gebunden waren, mit einigen Worten besprochen
werden. Es sind dies vor allem die krankhaften Erscheinungen an gewissen
Skelettteilen desselben als auch Reste seines kulturellen Niveaus, welche uns zum Teil
einen Einblick in seine Lebensweise gestatten.
1. Die pathologischen Erseheinungen am Skelette des Mensehen
von Krapina.
Dieselben lassen sich sowohl auf wirklich krankhafte Erscheinungen als auch
auf solche, welche durch mechanischen Bruch und die dadurch bedingte Deformation
gewisser Skelettteile entstanden, zurückzuführen.
a) Die krankhaften Erscheinungen beruhen auf einer durch die A rthritis deformans
bedingten Änderung oder auch Reduktion der Knochen. Am Unterkiefer-I sehen wir
die Gelenkköpfe ungleichmäßig vergrößert und uneben und am lateralen Außenhöcker
des linken einen Eiterkanal. Am selben Kiefer und zwar im Bereiche der 1 P2MX finden
wir den Alveolarrand perforiert. Alles dies sind offenbar Erscheinungen, die durch die
Arthritis hervorgerufen worden sind').
i) Es wurden ganz ähnliche aber in viel bedeutenderem Umfange stattgehabte Deformationen
der Knochen an Höhlenbären beobachtet, die auch bei ihnen insofern stärker auftraten, weil sie längere
Zeiträume hindurch in feuchten Höhlen verbrachten, wo sie sich die sog. Höhlengicht im verstärkteren
Maße zugezogen haben. (Vergleiche: „Der paläolithische Mensch", 1902, pg. 215, Taf. IV, Fig. 1—6.)
Außer diesem Unterkiefer besitze ich noch eine rechte Ulna, welche unter ihrer
Mitte, also noch weit über ihrem distalen Ende plötzlich aufhört. Dieses Endstück nun
ist höckerig, offenbar eitrig zerfressen und etwas knotig verdickt.
Ferner konnten unbedeutende arthritische Erscheinungen an zwei Patellen und
unbedeutende Knochenwucherungen an drei Halswirbeln festgestellt werden. An den
Kniescheiben sieht man an der lateralen Fläche nahe beim Rande löcherige Vertiefungen,
an den drei Halswirbeln eines Erwachsenen und zwar an den Korpusrändern unregelmäßige
den Rand überragende Knochenauswüchse.
An Zähnen und zwar an der bukkalen Kronenfläche beobachtet man hie und
da eine oder zwei Vertiefungen (rP2), oder es treten dieselben in einer Querreihe von
punktförmigen Löchelchen auf (o. r. u. 1 C). Es gibt aber auch stark deformierte Kronen,
welche eine quer verlaufende unregelmäßige Einschnürung, in welcher noch einzelne
Poren sichtbar sind, darstellen (o. 2. P2). Alles dies sind vielleicht Erscheinungen, die
sich auf die Karies beziehen ließen. .
Nebenbei bemerke ich, daß an einigen Zähnen des I-Kiefers ein ziemlich starker
Zahnstein-Beleg zu beobachten ist.
b) Auf mechanischer Ursache beruht ferner die Deformation einer rechten
Clavicula (vergleiche: Der paläolithische Mensch“ 1905, pag. 216, Taf. III, Fig. 9), bei
der es vor dem akromiälseitigen Teil zu einem Bruch kam. Infolgedessen beobachten
wir an der betroffenen Stelle eine erhebliche Verdickung des Knochens, welche sich
durch eine lockerere Knochensubstanz auszeichnet, was mittels der Röntgenstrahlen festgesetzt
wurde.
2. Die Lebensweise des Mensehen von Krapina.
Der Mensch von Krapina war dem rezenten Menschen ganz entsprechend
gebaut, nur waren seine Kauwerkzeuge viel kräftiger und die oberen Gliedmaßen
zarter gebaut. Die untere Extremität muß dagegen als kräftig bezeichnet werden. Die
stärkere Inanspruchnahme der Kiefer einerseits und der relativ geringere Aufwand
physischer Kräfte bei seinen anderweitigen täglichen Verrichtungen andererseits erklären
uns die sehr verschiedene Stärke dieser beiden Organsysteme. Als nomadisierender