E. Das Rumpf Skelett.
Vom Rumpfskelette liegen leider keine größeren, zusammenhängenden Partien
vor. Zumeist sind es einzelne Wirbel und Rippen, die eben keine definitiven Schlüsse
über den Bau des Rumpfskelettes des Menschen aus Krapina zulassen. Man kann nur
sagen, daß die Wirbelsäule dieses Menschen schwächer, also aus kleineren Gliedern
als diejenige des Europäers aufgebaut war und daß die Rippen weniger gebogen (besonders
die i. Rippe) und dabei etwas runder waren als dies beim Europäer der Fall ist.
i. Die Wirbelsäule.
Aus allen Abschnitten der Wirbelsäule liegen Reste-vör, wovon die besten diejenigen
des Halses sind. Im ganzen besitze ich davon über 20 verschieden gut erhaltene
Exemplare. Es entfallen davon 2 Bruchstücke an den A t la s , 4 E p is t r o p h e u s ,
dann ein Halsabschnitt mit dem 5., 6. und 7. Wirbel eines normalen unter (?) 20 Jahren
alten Individuums, ferner wieder 3 vielleicht zusammengehörige (5.-7.) Halswirbel eines
erwachsenen, a b e rS w ie es scheint— an A r th r it is krank gewesenen Individuums, endlich
6 Körper und mehrere Bogenfragmente. Alle diese Wirbel gehören verschieden
alten Individuen an, die wir in der Folge noch näher ins Auge fassen wollen.
a) D ie Ha lswirbe^^^B
Taf. X, Fig. 3 -6 .
a) Der Atlas.
Wie gesagt, liegen davon nur zwei Fragmente vor und 'zwar die linke Massa
lateralis mit dem dazugehörigen Arcus anterior und dem Tuberculum anterius eines
erwachsenen und die rechte Massa anterior mit dem entsprechenden Arcus eines jungen
Individuums. Ersteren finde ich insofern interessant, als er an seiner Fovea dentis ein
Merkmal enthält, welches mit der Haltung des Kopfes direkt im Zusammenhänge gestanden
ist. Das Tuberculum anterius ist unten verdickt und mit einer nach abwärts
gerichteten stumpfen Spitze versehen, wogegen der obere Rand der Fovea zugeschärft,
und die ganze Gelenkfläche mehr nach vorn ' geneigt und breit ist. Die größte
Höhe der Massa lateralis beim Foramen transversarium beträgt 17 mm, die Höhe am
Tuberc. anterius 12,5 mm, die geringste Höhe des Arcus links neben der Fovea 10 mm
und die Breite der Fovea dentis 12,5 mm. Die Dicke des Bogens am Tuberkulüm beträgt
5,8 mm.
ß) Der Epistropheus.
Taf. X, Fig. 4, 5, 6.
Diese Wirbelart ist am besten vertreten; es liegt da ein fast ganzer Wirbel
eines Kindes und mehrere von erwachsenen Individuen herrührende Stücke vor. — Ein
besonderes Interesse verdient der Epistropheus des Kindes (siehe Taf. X, Fig. 5), weil
uns dessen Körper einige Einzelheiten aufweist, die nicht ganz zu den Annahmen über
die Verwachsungsart dieses zweiten Halswirbels und dessen Verhältnis zum Atlas
passen. Vor allem ist der Körper unseres jugendlichen Epistropheus keineswegs höher,
sondern niedriger als die Körper der ihm nachfolgenden Wirbel, was uns der lange
Querspalt an der vorderen und hinteren Wirbelfläche unseres Wirbels deutlich
beweist. Dieser Querspalt teilt unseren Wirbel in zwei Teile, in den unteren, den
eigentlichen Körper, welcher an 7 mm hoch, unten 19,5 mm breit und 13 mm lang ist.
Der darüberstehende, höhere lateral mit dem vorigen [verwachsene Teil ist vorn
fast 13 mm hoch und geht nach oben in den verschmälerten Zahn über. Dieser
Zahn ist durch einen Einschnitt am oberen Ende gespalten, doch zieht dieser Spalt auf
die hintere Fläche des Zahnes und bis zu jenem Querspalt herab. An der vorderen
Seite des Zahnes sehen wir eine nach aufwärts sich gabelnde Leiste. Die hier beschriebenen
Verhältnisse beobachtet man fast genau so am Epistropheus von Kindern
bis ca. 9 Jahren herauf, doch habe ich keine so starke Trennung der beiden Wirbelteile
gefunden. Der Atlas hat — wie man da sieht — einen größeren Anteil am
Körper des Epistropheus, denn man hat außer den Zahn noch die proximale Hälfte
des Epistropheus-Körpers zu jenem zu rechnen. Auch an unserem Epistropheus fehlt
noch der eigentliche Köpf, welcher ein sekundäres Gebilde ist und aus jenem Spalt
des Zahnes herauswächst. — An diesem Wirbel wäre noch die abwärts geneigte Lage
der A rcus posteriores zu bemerken.
D ie d r e i E p i s t r o p h e i erwachsener doch ungleich alter Individuen sind bis
auf kleine Verletzungen einiger Endteile fast ganz erhalten geblieben. Der hauptsächlichste
Unterschied der Krapina-Epistrophei gegenüber dem des Europäers liegt in der
etwas stärkeren Neigung des ganzen Zahnes nach vorn, indem der Körper, falls wir
den Wirbel mit seiner unteren Seite auf eine horizontale Ebene legen, eine vertikale
Stellung einnimmt. Ferner ist der Kopf des Zahnes stärker nach vorn zugespitzt und
die Facies articuL superior verhältnismäßig groß und mehr dreieckig. Im ganzen aber
ist der Wirbel weniger voluminös und sein Zahn kürzer und schlanker. Bloß an einem
Wirbel sind die Processus transversi so vollkommen erhalten, daß beiderseits das
Foramen transversarium sichtbar ist. Da die Proc. transversi, mit Ausnahme des nur
etwas unbedeutend unter der Facies artic. sup. ansetzenden Astes, sonst fast in einer
Ebene liegen und dabei verhältnismäßig lang sind, so sieht man auch lateral von jenen
Gelenkflächen die beiden Foramina sehr weit ausgreifen. Die Weite der Foramina
hängt aber vornehmlich von dem weiter hinten und tiefer stehenden Proc. transversarius
der Facies articul. infer. ab.