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messer der Trochlea des Spy-Neandertal-Menschen 43—45,3n/o des totalen unteren Gelenkteiles
bildet, beträgt derselbe Durchmesser beim Krapina bloß 37,5%. Es war demnach
der Humerus des Homo von Krapina schlanker gebaut und dabei — wie bemerkt
— etwas länger als beim Menschen von Spy-Neandertal.
Es möge noch bemerkt sein, daß der Humerus des Krapina-Menschen auf seine
distale Gelenksrolle gestellt, eine schräg von Epicondylus medialis nach auswärts gerichtete
Lage einnimmt. Dasselbe zeigt auch der Humerus des Neander-Spy-Menschen,
ferner beobachtet man ähnliches beim rezenten Europäer und Australier. Unsere
fossilen Menschen würden diesbezüglich mehr mit dem Australier-Humerus übereinstimmen.
Die Annahme zweierlei Humerus-Typen in Krapina, als auch die Ansicht, daß
dieselben von gleicher Länge mit denjenigen von Neandertal wären, fällt hiermit weg.
4. Der Radius. — Die Speiche.
Taf. IX, Fig. 4.
Vergleiche: „Der paläolithische Mensch . . . “ (1901, pg. 194. —F ern er: 1902, pg. 214, Taf. III, Fig. 19).
Davon liegen elf zumeist proximale Bruchstücke verschieden alter Individuen
vor, 8 rechte und 3 linke, An allen, mit Ausnahme zweier linken, sehen wir das
Capitulum. Bloß eine rechte Speiche ist noch mit dem größeren Teil des Korpus erhalten,
doch ist dessen untere Hälfte der Länge nach aufgeschlagen. Der ganze Knochen,
dem das untere Endstück fehlt, mißt 214,8 mm. Außer dem unteren Endstücke fehlt
unserer Speiche noch ein Teil der Volar- und Rückenfläche; nur die diese beiden
Flächen verbindende scharfe Kante — die Crista inlerossea ist gut erhalten. Diese ulna-
wärts gekehrte Kante ist von großer Wichtigkeit, denn sie trägt eines der wichtigsten
Merkmale des Homo primigenius, nämlich dessen Krümmung deutlich ausgeprägt.
Die Krapina-Speiche ist ein schlanker Knochen, schlanker als die Speiche des
Neandertalers; kein einziger von den zehn Krapinaknochen ist so stark, wie die des
Neandertalers. Um die Unterschiede der in Rede stehenden Radii übersichtlich zu gestalten,
werde ich den Krapina-Radius mit jenem des Neandertalers und dem eines
Europäers vergleichen. Letzterer kommt wiederum, was die Länge betrifft, dem Neandertaler
gleich.
r H “ s Krapina Neandertal
(Gipsabguß)
Rezent
(60 Jahre alt)
T o ta llä n g e ............................................................................................ 214,84- x 239,0 239,0 mm
Größter Durchmesser des Capitulum...................................... . 1 22,4 23,6 25.2 „
„ „ „ C o llum ................................................ 12,3 13,6 17,0 „
Größte Dicke an der T u b e ro s ita s ........................ 14,9 16,8 20,2 „
„ Breite a. d. Crista interossea (über d. Mitte des Knochens) 1 *3,6 16,^ 19-9 »
Dicke daselbst....................................................................................... i 11,0 12,2 14,0 „
Was die totale Länge der Krapina-Speiche betrifft, so muß ich bemerken, daß
dieselbe nicht geringer gewesen ist als jene des Neandertalers. Die hintere Fläche
unseres Knochens nämlich verläuft ganz flach noch ziemlich weit herab, gegenüber
jener Stelle der Crista, an welcher dieselbe jenen Vorsprung macht. Unter diesem
stumpft sie sich ab (ca. im unteren Viertel) und breitet sich gegen die Incisura ulnaris
aus. Stellen wir jene beiden unteren Vorsprünge der Crista an ihrem Beginne aneinander,
so sind beide Radius gleich lang. Aus diesem Umstande aber folgt, daß
der Radius des Homo von Krapina noch schlanker war als der des Neandertalers.
Ich finde ferner, daß die Kante — Crista interossea — in ihrer Verlängerung nach aufwärts
in eine Längsrinne vor den Hauptwulst, also in die Mitte der Tuberositas führt,
wogegen jene Verlängerung beim Europäer den hinteren Rand des Hauptwulstes tangiert.
E s is t n äm lich die T u b e r o s i t a s d e s Homo primigenius e tw a s e in und rü c k w
ä r t s g e s t e l l t , w ä h r e n d s ie b e im r e z e n t e n M en s ch en nach ein- und v o r w
ä r t s g e d r e h t i s t 1). Dieser letzte Umstand steht aber mit der Biegung des Radius
im Zusammenhänge. Wenn wir die rechte Speiche des rezenten und die rechte Speiche
des Homo primigenius so vor einander stellen, daß die Crista gegen uns gewendet
ist, so sehen wir, daß die obere Partie des Radius beim rezenten Menschen (Europäer)
nach links, d. h. nach vorn gebogen ist, während sie beim Homo primigenius gerade
verläuft. Durch diese Biegung des Radius ist eben auch die ganze Tuberositas beim
rezenten Menschen nach vorn gelangt.
Noch wäre zu bemerken, daß das Collum radii beim Menschen aus Krapina
länger ist als beim Europäer.
Die Ausmaße einiger Radius-Fragmente ergaben:
Größter Durchmesser des Capitulum . ..........................19,6 22,0 22,35 ]I Index:
„ „ „ Collum . . i t ,8 152.9 53,6
Dicke a. d. T u b e ro s ita s .......................... >13,5 15,0 I5>°
1) Vergleiche diesbezüglich: E. F ischer
(Zeitschr. für Morphologie u. Anthropologie, Bd.
„Die Variationen an Radius und
IX, 1906, pg. 180 und pg. 244).
Ulna des Menschen“.