tiefe, länglich elliptische, quergestellte Fossa, die nun an die Fossa iliaca grenzt, doch
von dieser durch einen hohen Wall getrennt ist. Jene glatte Rinne ist an einem der
Stücke beinahe gerad verlaufend, während sie beim anderen Exemplare tiefer und stark
nach außen biegt. An diesem Stücke ist auch die darunterliegende, gestreifte Fläche
viel breiter (28,6 mm) als an dem anderen, bei welchem die Breite 18,5 oder 14 mm
ausmacht. Die größere Breite jener Auricularis-Fläche ist durch die mehr abwärts
reichende Rauhigkeit bedingt.
Nachdem ich somit die wichtigsten Bruchstücke des Hüftbeines aus Krapina
beschrieben habe, wird es notwe ndig sein zu untersuchen, in welchem Verhältnisse
dieselben zu dem Hüftbeine des Neandertalers stehen. Vor allem möchte ich eine kurze
Tabelle, die uns die wichtigeren Ausmaße der in Rede stehenden Hüftstücke vorführen
soll, angeben.
B i f f F
Durchmesser des Acetabulums............................................ 65,0 57,o 53,5 5°,7 47,3 52,5 57,o
Abstand des oberen Acetabularrandes v. d. Crista iliaca 110,0 92,° 1I b I — 1 — j ca. 102,0
Abstand d. Crista iliaca v. d. Mitte d. Linea arcuata |l IIS.O I 93,o - 1 - 1 104,0
Breite d. Rinne f. d. Obturator internus . . . . . ... II 11,0 1 18,0 12,0 Em 22,8 11,1 12,0
Breite d. Corpus oss. illi unter d. Spina iliaca ant. inf. .
65 >0 [5 4+ x 154,3 58,5 50,3' i 60,2 59,o
Höhe d. hinteren Begrenzungswand d. Acetabulum zwi-
sehen d. Incis. ischiat. major u. d. Spina ischiat. II 39,5 [ca. 35,0 32,0 |29,6 129,0 1 33,2 ; 32,5
Nachdem das Hüftbein des Neandertalers etwas größer ist als das des Menschen
von Krapina, so habe ich ersteres auf photographischem Wege auf die Größe meines
linken Krapina-Hüftbeines reduziert und ineinander gezeichnet1). Ein derartig kombiniertes
Bild ergibt uns eine sehr große Übereinstimmung im Baue beider Knochen, nur
ist das Ilium der Krapiner weniger hoch. Am wichtigsten ist indessen die Erkenntnis,
daß der Homo primigenius mit Bezug auf die Breite der Rinne für den Obturator internus
Verhältnisse des Europäers und solche der Naturvölker aufweist. Das Hüftbein des
Neandertalers entspricht mit seiner Rinnenbreite von n mm derjenigen unseres linken
Knochenteiles mit 12 mm, während das rechte Hüftbein aus Krapina mit 18 mm, diesbezüglich
an Verhältnisse mahnt, wie man sie hie und da an den Naturvölkern beobachtet,
wie wir dies für obige Hüftbeine eines Jaunde aus Kamerun und eines Formoser
hervorgehoben haben. Der Homo primigenius verbindet also im Baue seines Hüftbeines
1) Vergleiche diesbezüglich: Klaatsch „Das Gliedmaßenskelet des Neandertalmenschen“. —
(Verhandlungen d. Anat. Gesellsch. a. d. 15. Versamml. in Bonn. 1901, pag. 149).
Merkmale, welche an solche der Anthropomorphen gemahnen und jetzt noch in verschiedenen
Abstufungen an Naturvölkern zu beobachten sind mit solchen, welche wir beim
Europäer sehen und die in einer schmalen Rinne für den Obturator internus bestehen.
2. Das Femur.
Taf. XI, Fig. i, 2; Taf. XIV, Fig, 1, 2.
Es würden bloß zwei linke mit „einem kurzen Schaftstücke versehene obere
Gelenkteile zweier ungleich alten Individuen gefunden. Es liegen auch noch mehrere
der Länge nach zerschlagene Stücke des Korpus als auch distale Gelenkstücke vor,
die indessen nicht zu einem Ganzen oder zu größeren Stücken verbunden werden
können. Ich muß mich daher auf die Schilderung der beiden proximalen Gelenk-,
stücke beschränken.
a ) 'D a s l in k e F em u r eines Erwachsenen.
Taf. XI, Fig. 1.
Am oberen Ende dieses Knochenstückes sehen wir vor allem das Caput, welches
medialwärts die unebene Vertiefung Fovea capitis femoris besitzt. Der Kopf ist kugelig
und sitzt,auf dem von vorn nach hinten etwas abgeflachten Colhim. Die Längsachse,
des Halses ist schräg nach auf- und medialwärts gerichtet; der Winkel den dieselbe
mit .der •Schaftachse bildet, beträgt genau 120°. Der Hals ist schlank; seine Höhe,
macht 65,9 °/o des Capifülum-Durchmessers, oder 31,9 °/o der ganzen oberen Gelenksachse
(die seitlichsten Punkte des Capitulum und des Trochanter major verbunden gedacht)
aus. Die Verbindung des Halses mit dem Körper markieren zwei große Höcker: der
große, dem Kapitulum gegenüberstehende Trochanter major und der kleinere, schräg
unter jenem an der Innenseite gelegene Trochanter minor. Beide verbindet die flache
Crista intertrochanterica. Das abgestumpfte obere Ende des Tr och. major ist nach einwärts
gebogen und besitzt da eine tiefe Grube die Fossa trochanterica. Der Troch.
minor bildet einen länglichen Höcker, dessen Mittelpunkt 51,2 mm vom unteren Kapi-
tulum-Rande entfernt ist. Hinten und lateralwärts vom Troch. minor befindet sich noch
ein mehr als ein Längswulst entwickelter Troch. tertius, der nach aufwärts in die Masse
des Troch. major,, nach unten aber in die Tuberositas glutaea übergeht, doch ist genannter
Troch. tertius deutlich von der Tuberositas abgesetzt. Die Linea aspera geht
wiederum und zwar mit dem Labium mediale, in die stark ausgeprägte Linea pectinea
unter dem Troch. minor über. — An der vorderen Fläche des oberen Gelenkes fehlt eine.
Linea intertrochanterica; bloß eine rhombische 16 mm messende rauhe Fläche deutet auf
eine analoge, aber bloß teilweise (oben) die Stelle jener Linea einnehmende Rauhigkeit
hin. JagDas Korpus ist leider nur in einer geringen Länge erhalten; es mißt nahe bei
seinem unteren Bruchende 36,2 mm an Breite und 26,0 mm an Dicke.