ferenzierung. Der funktionelle Druck wird in der Röhre auf jeden Teil der Wandung
übertragen und so ziemlich gleichmäßig fortgepflanzt.
Mit Baumaterial kann also auch in der Diaphyse des Affenfemur nicht gespart
werden, weil die Kraftbahnen nicht bestimmt durch die Funktion vorgeschrieben sindy
wie es beim Menschen der Fall »ist. Dagegen ist der transversale Durchmesser der
Diaphyse infolge der nachgewiesenen vermehrten seitlichen Beanspruchung größer als
beim Menschen und kann sogar wie beim Gorilla den sagittalen stark übertreffen. Der
Vergleich der äußeren Gestalt der Diaphyse von Mensch und Affe wird bei Gelegenheit
der Besprechung der prähistorischen Femora gezogen werden.
Das tibiale Femurende des Menschen und der Anthropomorphen ist ein aus-
j gezeichnetes Beispiel funktioneller Selbstgestaltung und gerade die strukturelle Analyse
; erklärt die verschiedenartigen äußeren Formen. Beide sind nachweislich abhängig von
der durchaus verschiedenen funktionellen Beanspruchung, welch© sich aus dem aufrechten
Gange des Menschen und dem Kletterleben des Vierhänders für das untere
Ende des Femur ergibt.
V. Die funktionelle Gestalt des koxalen Femurendes bei dem
Mensehen und den Anthropomorphen.
Die vom inneren Halsschaftwinkel schräg den Kopf des menschlichen Femurs
durchsetzende und von mir als Trajektorium der aufrechten Haltung bezeichnete Druckbahn
wird bekanntlich von einem Trajektorium durchkreuzt, welches, von der Trochanterseite
aus der Compacta sich abzweigend, in großen Bogen zum Femurhalse zunächst
aufsteigt, um alsdann unter der Foveola die Oberfläche des Gelenkkopfes zu
erreichen. Aus der Lage der beiden Trajektorien zueinander wurde die Krantheorie
des Oberschenkelknochens hergeleitet, welche dieses bogenförmige Trajektorium als
Z u g trajektorium auffaßt.
Die Fig. 6 des WoLFFSchen Werkes, welche einen Fournierschnitt im auffallenden
Lichte photographiert darstellt, ist wohl das schönste bisher reproduzierte
Bild der Spongiosaanlage eines menschlichen Femur. In seiner Fig. 7 gibt W olff
eine schematische Darstellung derselben. Zahlreiche Röntgenaufnahmen ergaben mir
nun die überraschende Tatsache, daß die Trajektorienbildung in der Spongiosa des
Femurs teilweise wesentlich anders verläuft, als W olff es angenommen und danach
schematisch dargestellt hat. Ein Vergleich jener Aufnahme mit einer guten Röntgen-
Photographie läßt aber meines Erachtens keinen Zweifel zu, daß mit der letzteren präzisere,
sogar förmlich schematische Bilder der Spongiosa erzielt werden, welche dann
aber auch als maßgebender betrachtet werden müssen, als die nach früheren Methoden
gewonnenen. (Siehe Fig. 13.)
In allen Röntgenaufnahmen' tritt zunächst das statische Trajektorium des aufrechten
Ganges ganz besonders hervor (Fig. 13 st). Die Bälkchen desselben-sind abgesehen
von ihrer größeren Zahl v ie l stärker als in sämtlichen übrigen Trajektorien