Höhenzunahme des Schädels (Gehirns) und immer weiterer Überwölbung der Supraorbitalwülste
durch die Schädelkapsel ausgezeichnet war, an.
Ferner sagt' S c1iwal.be auf Seite 32. „Ich leugne also durchaus nicht die
lo g i s c h e N o tw e n d ig k e i t d e r a r t ig e r Z w is c h e n fo rm e n .“ Gleich darauf sagt
noch S chwalbe: „daß tatsächlich der Schädel von Brüx nach meinen (Schwalbes)
Untersuchungen eine intermediäre Stellung zwischen dem Neandertalmenschen und
Homo sapiens einzunehmen scheint.“
Die graphischen Darstellungen der Krapina-Schädel, insbesondere des C-Schä-
dels, haben mich belehrt, daß sich der Krapina-Mensch bezüglich seines Stirnwinkels
mit 700 und seines Bregmawinkels von 520 an den Menschen von Gibraltar, welchen
S chwalbe als dem Homo primigenius zugehörig befunden hat, anschließt. Durch beide
Werte aber nähert sich unser C-Schädel — wie ich dies bereits gezeigt habe — noch
den tiefsten diesbezüglichen Werten des r e z e n t e n Menschen.
Wir hätten also in der schon etwas steileren Stirn des Menschen von Gibraltar
und der des Krapina-C einen deutlichen Übergang zum oberdiluvialen Menschen
zu verzeichnen, wie dies aus folgenden Data hervorzugehen scheint. (Siehe S chwalbe:
Studien . . pg. 157, 159).
Krapina-C Gibraltar Brüx Brünn
Stirnwinkel . 700 ;: 73® (74)
■ ■
75 “V;
52 h b | 45»5—;5I »5° r A 0 54
Bregmawinkel Mo
Dieser Übergang wird aber durch einen weiteren sehr wichtigen Befund bestätigt.
Bei der Beschreibung unseres C-Schädels und zwar bei der Schilderung dér
Tori supraorbitales sagten wir, daß da eine sehr flache Rinne — nämlich der Sulcus
supraorbitalis — in seiner ersten Anlage auftritt. Durch die allmähliche Trennung des
Torus in einen Arcus superciliaris und ein Planum supraorbitale w ird e b é n d e r
Ü b e r g a n g v om H om o p r im ig e n iu s zum H. s a p ie n s a u f d a s e k la t a n t e s t e
v o r b e r e i t e t . Der Krapina C-Schädel mit seiner steileren Stirn und seiner ersten
Anlagè eines Sulcus supraorbitalis liefert uns also einen unwiderlegbaren Beweis für
die kontinuierliche Entwickelung des Homo sapiens fossilis aus dem H. primigenius.
Noch muß ich eines Beweises für den unmittelbaren Übergang der beiden Arten
hervorheben und dieser besteht in der allmählichen Umbildung des Unterkiefers vom
prognathen in den orthognathen Typus und zwar auf Grund der sukzessiven Kinnbildung.
Indem nämlich beim H. primigenius die Kinnbildung in einer ganz ähnlichen
Weise wie beim rezenten Menschen vor sich geht, nur daß beim ersteren jene an einer
im ersten Beginne stehenden Anlage stationär verbleibt, so hat man auch in diesem
Umstande einen untrüglichen Übergang des H. primigenius zum H. sapiens zu erblicken.
Um auf die oben zitierten Sätze S chw albes zurückzukommen, so behaupte ich,
daß man dennoch in den für den Homo primigenius charakteristischen Merkmalen
Übergänge zum Homo sapiens zugeben muß, da" sie gerade (wenigstens zum Teil) in
dem von S chwalbe gegebenen Sinne auftreten, nämlich in einer Erhöhung der Stirn
und Teilung des Torus supraorbitalis, zu dem sich noch die menschliche Kinnbildung
hinzugesellt.
Falls wir nur die anatomischen Verhältnisse, berücksichtigen, wie dies S chwalbe
auf Seite 166 seiner, früher erwähnten Arbeit getan hat, so gelangen wir bezüglich
der Entwickelungsreihe des Menschen zu ganz ähnlichen Resultaten. Nur fällt dabei
zwischen den Menschen von Gibraltar und Brüx jener „Abstand“ fort. Statt dessen
hat man den Schädel Krapina-C einzuschalten, wodurch auch die Entwickelungsreihe
von Homo primigenius des älteren Diluviums bis auf den rezenten Homo sapiens hergestellt
ist.