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 Faunen,  die  uns  nämlich  ein  getreues  Bild  der  damaligen  Bewohnerschaft  zeigen,  eine  
 Fauna  also  o h n e   V e rm e n g u n g e n   mit  jü n  g e r e n  ,  e tw a   n a c h t r ä g l i c h   h in zu g 
 e k om m e n e n   o d e r   e in g e s c h w em m t e n   R e s t e n ,  wie  man  solche  so  häufig  an  
 Höhlenfaunen  beobachtet. 
 Die  Fauna  von Krapina  ist  zusammengesetzt  aus  bereits  ausgestorbenen Typen,  
 wie  Rhinoceros  Mercki,  Ursus  sftelaeus,  Bos primigenius  und  Cervus  euryceros.  dann  aus  
 Typen,  welche  bisher  aus  Kroatien  überhaupt  nicht  bekannt  waren,  wie:  Castor fiber  
 und  Arctomys  marmota,  welch  letztere  Tierart  besonders  wichtig  ist  und  bloß  während  
 des  Diluviums  bis  in  unsere  relativ  tiefen  Gegenden  kam.  Freilich  waren  es  auch  gewichtige  
 physikalische  Ursachen,  welche  das  Murmeltier  aus  jenen  hohen  alpinen  Regionen  
 herabzwangen.  Diese  Ursache  war  die  Eiszeit,  während  welcher  die  Gletscher  
 an  Ausdehnung  gewannen,  infolgedessen.,  auch  das  Murmeltier  seinen  gewöhnlichen  
 Standort verließ  und  sich-in Gegenden,  welche  außer dem  Bereiche der Vergletscherung  
 lagen,  flüchtete.  Das Murmeltier  lebte  demgemäß  in  Krapina  während  der  Glazialzeit,  
 da  Kroatien,  soviel  mir  bekannt  ist,  in  keinem  Teile  vergletschert  war '). 
 Die  übrigen  Tiere  der  Krapinaer  Fauna  sind  gewöhnliche  Repräsentanten  der  
 diluvialen  Faunen  jedoch  solcher,  die  in  keiner  Weise  etwa  auf  ein  kaltes  Klima  hin-  
 weisen  würden  (Cerviden,  Sus  scrofa  ferru s,  Canis  lupus,  Belts  ca In s ,  Castor  fiber),  
 wie  dies  ebensowenig  die  mitvorkommenden Landschnecken der noch  heute  in Kroatien  
 lebenden  Arten  der  Gattungen:  H elix,  Campylaea,  Fruticicold  tun.  Die Fauna von Krapina  
 entspricht  fast  genau  jener  von  T a u b a c h   bei  Weimar,  was  auch  mein  sehr  geehrter  
 Freund  Dr.  M.  S chlosser  nach  Durchsicht  der  ihm  zugesandten  Knochenreste  
 mit  folgenden  Worten  aussprach:  „Dem  Erhaltungszustände  und  anscheinend  auch  den  
 Arten  nach  ist  diese Fauna  der von T a u b  a ch   äußerst ähnlich;  ich  zweifle daher  nicht,  
 daß  sie  ein  relativ  sehr  hohes  Alter  hat."  Nun  aber  ist  die  Fauna  von  Taubaeh  als  
 „interglazial"  befunden  (Penck)  und  einer  Zeitperiode  mit  wärmerem  Klima  zugeteilt  
 worden,  eine  Ansicht,  mit  welcher  auch  meine  Ausführungen  bezüglich  der  Krapinaer  
 Fauna  (wie  wir  dies  noch  später  sehen  werden)  gut  im  Einklänge  stehen. 
 J)  Die  seinerzeit  von  weil.  Prof.  Dr.  Pilar  aufgestellte  Ansicht  Über  die  Vergletscherung  des  
 Agramer  Gebirges  [„Tragovi  oledbe  na  podnozju  zagrebacke  göre“. —  „Rad“  jugoslavenske  akademije.  
 Zagreb  (Agram),  XXXIX.  1877],  kann  nicht  aufrecht  erhalten  werden, weil  die  vermeintlichen  Gletschergeschiebe  
 am  südlichen Abhange  des Agramer Gebirges  keine solchen,  sondern Absätze  der  sich  langsam  
 ganz  aussüßenden  pontischen  Seebildungen,  die  allmählich  in  sandige  Lehme  des Diluviums  übergehen  
 (die  Terrasse  in  und  bei  Agram),  oder  Absätze  der  einstigen  Bachläufe  sind.  Die  von  der  Saveebene  
 abstoßende  Vorhügelreihe  ist  also  eine  rein  sedimentäre,  mehrfach  erodierte  diluviale  Terrasse,  die  ihr  
 Dasein  Paraklasen  verdankt. 
 Oie  chemische  Analyse  der  diluvialen  Knochen  von  Krapina. 
 ■  Die  nachfolgende  Analyse  verdanke  ich  meinem  Freunde  Herrn  Dr.  S.  Bosnja-  
 kovic,  Vorstand  des  k.  chemisch-analytischen  Landesinstitutes  in  Agram. 
 A.  Carnot  war  es,  der  den  Versuch  machte  (Compte  rendu  CXV.  337),  das  
 geologische Alter  fossiler Knochen  auf Grund chemischer. Analysen zu  ermitteln^^ARNOT-  
 kam  zum  Schlüsse,  daß je älter die Knochen sind,  sie auch um so mehr F lu o r  enthalten.  
 Auf  jene Menge  der Phosphorsäure nämlich,,  auf welche  bei  alten Knochen  1  Teil Fluor  
 kommt,  entfallen  in  tertiären  Knochen  0,64,  in  diluvialen  0,35,  in  rezenten  Knochen  
 endlich  0,05  bis  0,06  Teile  Fluor. 
 J-  M.  van Bemmelen  (Zeitschrift  für  anorganische  Chemie,  15,  84)  bestätigt,- daß  
 er  in  einem  speziellen  Falle  das  CARNOTSche  Prinzip  zutreffend  fand,  hebt  indessen  
 hervor,  daß  nicht  allein  die  Zeit  der  ausschließliche  Faktor  bei  der  Metamorphose  der  
 Knochen  sei,  daß  also  die Zusammensetzung  der  Knochen  nicht  nur  vom  geologischen  
 Alter  derselben,  sondern  auch  von der Beschaffenheit  der  Schichten,  in  denen  sie liegen  
 und  von  der Zusammensetzung  und Zirkulation  des Wassers,  welches  mit  jenen  in . den  
 Erdschichten  in  Berührung  kommt,  abhängt. 
 Die  Verhältniszählen,  die  Carnot  anführt,  erhielt  er  durch  die  Division  des  
 Verhältnisses  des  Fluor  zur  Phosphorsäure  mit  0,0892.  (Die  letztere  Zahl  stellt  uns  
 das  Verhältnis  des  Fluor  zur  Phosphorsäure  im  Apatit  vor.) 
 Die  Krapina-Knochen  enthalten  (Mittelwerte  zweier  Analysen)  in  Prozenten: 
 Glühverlust  
 SiOa  .  .  .  
 FeOs - f  A i20 8  
 MgO  .  .  .  
 CaO  .  .  
 P20 ,   .  .  .  
 Fl  . . .   .  
 CI  . . .   . 
 co2  .  .  . 
 K20   . 
 NaaO  .  .  . 
 . . . .   6,38' 
 |  ■  •  •  •  0,57 
 •  •  ■  •  °-55 
 •  •  •  0.33 
 . . . .   49,74 
 •  •  •  •  35-75 
 ■  •  •  0,73 
 .  .  .  .  0,02 
 . . . .   4,96 
 •  ■  •  •  0,36 
 -   •  •  •  Q.I4 
 Zusammen:  99,53 
 Daraus ergibt sich  das CARNOTSche Verhältnis:  0,23, welches dem  obenerwähnten  
 den  diluvialen  Knochen  zukommenden  0,35  sehr  nahe  kommt;  somit  kann  auch  in  
 diesem  Falle  das  CARNOTSche  Prinzip  als  bestätigt  betrachtet  werden.