Die Stellung der Krapinaer Lagerstätte im Rahmen des
Diluviums,
a) In stratigraphisch-tektonischer Hinsicht.
Kroatien war, soviel bisher bekannt ist, in keinem Teile vergletschert. Es ist
deshalb eine Parallelisierung seiner diluvialen Bildungen mit jenen der vergletschert
gewesenen Gebiete Europas recht schwierig durchzuführen. Es müssen diesbezüglich
bloß stratigraphische und faunistische Verhältnisse in Betracht gezogen werden,
wobei man wieder auf große Schwierigkeiten stößt, weil auch in dieser Beziehung sehr
wenige Berührungspunkte zwischen den in Betracht kommenden diluvialen Bildungen
bestehen.
In dieser Hinsicht haben sich für Kroatien-Slavonien vorläufig zwei stratigraphisch
und faunistisch gut getrennte Abteilungen des Diluvium ergeben; eine untere
mit Rhinoceros Mercki und geneigten Schichten und eine obere mit Rhinoceros
antiquitätis und horizontalen Schichten. Zwischen diesen beiden Abteilungen des
Diluviums kam es noch zu bedeutenden Dislokationen, denn es wurden sämtliche plio-
zänen Bildungen gefaltet und damit auch jene älteren diluvialen Sedimente, welche vor
dieser Faltung abgelagert wurden, vor allem also die Lagerstätte von Krapina.
Es fragt sich nün, in welchem Abschnitte'des Diluviums dies geschah? Zur Beantwortung
dieser Frage muß vor allem noch eine Frage gestellt und beantwortet werden,
nämlich, ob und in welcher Weise die postpliozäne Faltung in vergletschert gewesenen
alpinen Gebieten ersichtlich ist; oder mit anderen Worten ausgedrückt: gibt es durch
den postpliozänen Faltenwurf betroffene glaziale Ablagerungen im Bereiche der Alpen
und in welchen Abschnitt der Glazial- oder Interglazialperiode fällt derselbe? Letztere
Frage kann wohl bejahend beantwortet werden und man findet auch in dem Werke
Penck-Brückners , „Die Alpen im Eiszeitalter" (siehe „Krustenbewegungen des Eiszeitalters“
auf S. 122), darüber einige Angaben, doch sind dieselben — da lokal und chronologisch
ungleich — ungenügend, um in dem von mir gewünschten Sinne ausgebeutet
werden zu können. Ich habe mich diesbezüglich auch brieflich an Herrn Prof. Penck
gewendet und ersehe aus seiner mir freundlichst erteilten Auskunft, daß er wohl ziemlich
starke Schichtenstörungen in den quartären Schichten am Saume der Westalpen gefunden
hat, welche aus dem älteren Abschnitte des Eiszeitalters datieren, wovon ein
Teil in die Günz-Mindel-, ein anderer in die Mindel-Rieß-Interglazialzeit fällt, daß er
aber jüngere Schichtenstörungen bisher nicht nachweisen konnte. Nachdem aber die
Bewegungen der. Erdkruste in den West- und Ostalpen nicht gleichzeitig, und auch
noch jüngere Bewegungen an anderen Orten stattgefunden haben, so fällt es wirklich,
schwer, die postpliozänen Krustenbewegungen, die zwischen unseren zerbrochenen
ostalpinen Ausläufern aufgetreten sind, mit den eiszeitlichen Krustenbewegungen in
einen näheren Zusammenhang resp. Parallele zu bringen.
Auch das Erscheinen des Arctomys marmota in Krapina, welches offenbar mit
einer intensiveren Ausbreitung der Gletscher zusammenfällt, kann uns keinen sicheren
Anhaltspunkt bieten. So müssen wir uns denn bloß auf Verhältnisse beschränken,
welche wir in Gebieten mit diluvialen Bildungen vorfinden.
In. dieser Beziehung ist aber ein Vergleich der pëtrefaktenführenden diluvialen
Ablagerungen Kroatien-Slavoniens untereinander von der größten Wichtigkeit. Ich
habe bereits den Reichtum derselben an fossilen Säugetierresten besprochen. Nun
haben sich aber, wie ich anfangs hervorgehoben habe, zwischen diesen Ablagerungen
stratigraphische und faunistische Differenzen ergeben, dergestalt, daß wir die Lößbildungen
Kroatien-Slavoniens und die älteren Flussabsätze, welche die jetzige Save und Drave
auswaschen und welche Elephas primigenius, Rhinocéros antiquitatis usw. führen, sehr
gut von den jüngsten Flußterrassen der Save als auch den älteren eluvialen Bildungen
von Krapina resp. den thermalen Kalktuffablagerungen von Warazdin-Teplitz mit
Rhinoceros M ercki absondern können und müssen. Zwischen Krapina und Warazdin-
Töplitz und dem Löß mit den jüngsten Flußterrassen schaltet sich eine Periode der
Faltung ein, welche jene Lagerstätte Krapinas als auch die pliozänen Bildungen
betroffen hat. Zudem gesellen sich noch zwei Menschenarten in je einem der erwähnten
diluvialen Abschnitte und so läßt sich denn auch ganz ungezwungen folgende
Gliederung des Diluvium von Kroatien-Slavonien durchführen :
Diluvium.
( a) Jün g s te F lu ß te r ra s sen . (Terrassé bei Brezovica).
I. | b) L ö ß s tu fe Kroatien-Slavoniens | mit Homo sapiensfoss., Elephasprimigeniusy
\ c) Ä lte r e F lu ß - u. B a ch a b s ä tz e j Rhinoceros antiquitatis.
Faltung pliozäner und postpliozäner Bildungen.
II. d) K rap in a stu fe : Eluvium mit Homo primigenius, Rhinoceros M ercki, Ursus
spelaeus, Ros primigenius in Krapina und thermale Absätze mit Rh. Mercki
in Warazdin-Töplitz.
e) B e d ek o v ö in a s tu fe : Feuerfeste Tone.
Bezüglich der letzteren, der „Bedekovöinastufe“, ist es mir vorläufig noch nicht
ermöglicht, zu entscheiden, ob sie als eine isochrone aber heteromesische Bildung der
Krapinastufe oder als ein selbständiges Glied des Diluviums Kroatien-Slavoniens auf