Anmerkungen.
A n m e r k u n g x. — Rezenter Unterkiefer eines C e c h e n aus K r a d o v e e in Mähren, 32 Jahre
alt. (In der prähist. und anthropolog. Sammlung des K. K. Hofmuseums in Wien. Nr. 3x3).
Herr J. S zombathy w ar so gütig, mir diesen Unterkiefer, der mir bereits im Jahre 1899 auffiel,
behufs Studiums nach Agram zu senden.
A n diesem modernen Kiefer M t sofort die gewaltige Höhe auf, womit dieser Kiefer alle bekannten
fossilen Unterkiefer überragt. Das Kinn ist nur schwach entwickelt. Der Zahnbogen ist bemerkenswert,
da die Eckzähne mit den zickzack gestellten Schneidezähnen in einer Reihe und die Pi hinter
den C zu stellen kommen. Die Spina mentalis interna ist mäßig entwickelt ohne grubige Vertiefungen
in deren Umgebung. Die vordere Kieferbasis ist ziemlich dick, aber abgerundet.
Höhe des Kiefers an der Symphysis ohne Z ä h n e ....................... .... ....................................... 43,0 mm
I B „ S „ mit dem entsprechenden J ............................................ 52i° »
„ „ „ beim M, (ohne Z a h n )........................... 33,0 „
n „ „ „ „ (mit Z a h n ) ...............................................................................................42,0-41,0 mm
Dicke „ „ unter dem C ........................ ......................................................... ■ • H>6 mm
Entfernung der beiden Unterkiefer-Gelenkköpfe #............................................................................TI5>° »
„ des Gelenkkopfes von der Mitte der J .................................................... H5>5 »
„ von der Mitte der J, bis zum Hinterrand des Ms ..................................................... 57>4 » -
„ der Außenseiten der M * ............................................................................. .... 59,3—59;2 mm
| ,, -C ......................................................'33>3 rom
Breite des Ramus in der M i t t e ....................................................................• 34>5 »
Größte Breite des Ramus oben (hinter dem Capitulum rechts) . ....................................... 48>° »
Breite des Ramus beim Angulus mandib. (links) ......................................... 4°>2 »
„ ( r e c h ts ) ....................................................................37,6 |
Breite des Capitulum (rechts) .
Länge des M, = 11,0 mm;
Ms 9,5
A n diesem Unterkiefer ist, wie bemerkt, besonders die sehr geringe Ausbildung des Kinnes
und seine auffallende Höhe bemerkenswert. Die Kinnplatte ist zwar deutlich sichtbar, aber sehr schwach
entwickelt. Deshalb treten auch die beiden Foveolae mentales nur sehr wenig hervor. Dieser rezente
Unterkiefer schließt sich viel besser an die altdiluvialen, als irgend ein anderer oberdiluvialer Kiefer an.
A n m e r k u n g 2. — Dieser Unterkiefer stammt von einem rezenten oder neölitischenMenschen
unbekannter Herkunft her. Er zeichnet sich durch einen sehr breiten parabolischen Zahnbogen aus.
Die Entfernung der äußeren Zahnränder der M2 ....................................................................... ..... 59,3 mm
■ „ Mitte zwischen den J, bis zum distalen Rand des M3 ................................... 5°,° ,,
Die Kieferbasis ist dick und eben, ähnlich wie beim Homo primigenius gestaltet. Das Kinn ist
mittelstark entwickelt, die dreieckige Kinnplatte deutlich sichtbar und ihre Anschmiegung an die Kieferhälften
ist an der Basis und seitlich durch noch deutliche Furchen kenntlich. Obwohl die Kieferbasis
bezüglich ihrer Dicke noch primitive Eigenschaften aufweist, ist der alveolare T eil bereits stark reduziert,
doch zeigen die Zähne noch eine bedeutende Größe, wodurch dieser Kiefer auch stark alveolar pro-
gnath wurde.
A n m e r k u n g 3. — Ich finde den Unterkiefer aus der St. P ro k o p -H ö h le bei Prag, welcher
dort in einer diluvialen Hyänen-Breccie gefunden wurde, bezüglich seiner Kinnbildung recht bemerkenswert.
Freilich entnehme ich dies einem Gipsabgüsse dieses Unterkiefers, den ich im Tauschwege von
Herrn Prof. Dr. F ritsch in Prag erhielt.
Dieser Unterkiefer gehörte einem erwachsenen Menschen an, da die Zähne stark abgekaut sind.
Bemerkenswert ist -die Kleinheit der Zähne, insbesondere die Kürze der Wurzel der J und C, wodurch
eine auffallende Einschnürung des alveolaren Kieferteiles gegenüber der unteren — basalen— Kieferpartie
— Speziell dem Kinne — stattfand. Das Kinn selbst — die Proluberantia mentales — ist stark entwickelt
die beiden Tuberc. mentales aber sehr — auf 11 mm — genähert und der sie verbindende Teil am vorderen
Unterrande leicht eingesunken.
Auch am Unterkiefer von P r e d m o s t finden w ir die beiden Tuberculi stark genähert und die
dazwischen liegende Partie eingesunken (Gipsabguß).
Noch möchte ich bemerken, daß es auch rezente und neolithische Unterkiefer, an denen keine
Tuberc. mentales entwickelt sind, gibt.
D. Isolierte Zähne des Menschen aus Krapina.
Außer den in den Kiefern befindlichen Zähnen wurden noch 190 vereinzelte
Zähne gefunden, welche von Individuen der verschiedensten Altersstufen herrühren.
Da an diesen Zähnen alle ihre Teile der Untersuchung zugänglich sind, so ist auch
eine nähere Betrachtung derselben von Wichtigkeit. Insbesondere werden sich da gewisse
Differenzen zwischen den sog. Milchzähnen und den Dauerzähnen, dann wiederum
bei letzteren und zwar an Zähnen, die noch nicht in Funktion gestanden sind, bezüglich
der Beschaffenheit der Kronen ergeben und erörtern lassen. Freilich ist die topographische
Bestimmung einzelner Zahnarten mit Schwierigkeiten verbunden, was sich
besonders bei den PL dann den oberen und teilweise den unteren M2 herausgestellt hat.
Die isolierten Zähne des Krapina-Menschen habe ich bereits im ersten und
zweiten Teile meiner Untersuchungen über den paläolithischen Menschen (1901. pag. 189
und 192, pag. 209) ziemlich eingehend geschildert. Da seither noch neues Material
hinzukam, wurde es ratsam, das gesamte Zahnmaterial noch einmal durchzuarbeiten,
um so mehr, als sich für gewisse Ansichten, die ich in meinen oben zitierten Schriften
ausgesprochen habe, mehrere Anhaltspunkte ableiten ließen.
Die Milchzähne.
Es liegen davon 30 Exemplare vor, wovon 1 1 1, 3 C, 4 erste (3 obere und 1
untere) und 12 zweite Molaren (6 obere und 6 untere) sind.
1. Die Schneidezähne. — Incisivi.
Von den 11 hierhergehörigen Zähnen will ich nur diejenigen, welche sich topographisch
genau bestimmen ließen, in Betracht ziehen. Es sind dies die
a) m i t t le r e n o b e r e n , die sich durch ihre breite Krone leicht als solche erkennen
lassen und dann die lateralen, etwas minder breiten oberen, mit mehr schräg
gestellter Schneide. — Ich werde hier drei obere mittlere J etwas näher besprechen,
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