die entsprechende Stelle des Alveolarfortsatzes und des Schnittpunktes der Symphyse
mit dem unteren Kieferrande auf die Mastikationsfläche der Zahnreihe projiziert. Sonst
kann die Prognathie des Kieferkörpers durch die Bestimmung des Winkels, den die
Symphysis mit der Kieferbasis einschließt, ausgedrückt werden. Bei allen mit einem
stark entwickelten Kinne versehenen Kiefern werden wir diesbezüglich negative Werte
erhalten, d. h. die vordere Kieferplatte geht oben zurück, und bei kinnlosen prognathen
Kiefern — positive Werte, d. h. die vordere Kieferplatte ragt oben nach vorn. Freilich
ist dieser Wert schwer genau zu bestimmen, weil die Kieferbasis nicht gerade ist.
Doch wird man in vielen Fällen (wie auch bei sämtlichen hier beschriebenen Unterkiefern)
gerade diese Bestimmung beibehalten müssen, da ja oft die Zähne fehlen und
die Bißebene nicht eruiert werden kann. Es würden sonst auch Vergleiche, wie etwa
des zahnlosen Kiefers von La Naulette mit den übrigen mit Zähnen versehenen Kiefern
unterbleiben müssen.
Unser Krapina-I-Kiefer zeigt also einen Symphysenwinkel von ca. 940, welcher
beim Kiefer von La Naulette 89°und beim Spy I etwa 85° beträgt, folglich weisen diese
letzteren Kiefer im obigen Sinne negative Werte auf.
An unserem 1-Kiefer sind noch die beiden Äste vorhanden, wovon der linke
vollständig, während dem rechten der hintere Winkelrand fehlt. Ich werde demnach
die Beschreibung des Ramus nach dem linken Aste-durchführen. Der innere Winkel
des Astes erhebt sich 77 mm hinter dem Berührungspunkte der Ix (bei Spy I = 74 mm)
und zwar senkrecht auf die Bißebene. Der Ast ist in seiner mittleren Höhe so breit,
wie die halbe Höhe von der Spitze des Proc. coronoideuszur Basis herab. Seine Außenfläche
ist flach und uneben, besonders in der Zone des Proc. coronoideus herab zum
A ngulus mandibularis. An der inneren Fläche des Ramus fällt uns die sehr starke
Leiste auf, die einerseits an der Innenseite des Gelenkkopfes, andererseits an der Spitze
des Proc. coronoideus beginnend, unter dem Foramen mandibulae sich vereinigend in die
Crista buccinaioria resp. die Linea mylohyoidea übergeht. Diese außerordentlich kräftige
Leiste ist stark über die innere Fläche des Astes erhoben, denn ihre Dicke bei der
Vereinigung unter dem Foramen mandibulae beträgt 12 und knapp hinter dem Ms sogar
18 mm. Diese enorme Verstärkung des Kieferastes war eine notwendige Folge der
so starken Entwickelung des ganzen Kiefers, um dessen funktioneller Beanspruchung
das Gleichgewicht zu halten. Zwischen dem Hinterrande und an diese kräftige Crista
gerückt, sehen wir die große quergestellte Öffnung des Foramen mandibulae mit einer
links spitzen, rechts wellig geränderten Lingula. Erst unter der Lingula beginnt der
offene, schmale doch scharf eingeschnittene Sulcus mylohyoideus, — Die Insertionsfläche
des Angulus mandibularis ist mit kräftigen Runzeln versehen, die den Raum zwischen
dem Foramen, dem Sulcus mylohyoideus, und dem Angulus einnehmen.
Der Ramus geht nach oben in den Processus condyloideus mit dem Kapitulum
und in den Proc. cormoideus über. Beide sind durch die nur mäßige Incisura mandibulae
getrennt, so daß die tiefste Stelle des Einschnittes dem Gelenkkopfe näher ist,
wodurch der Proc. coronoideus, der nur unbedeutend den Gelenkkopf überragt, eine
ansehnliche Breite erhält. Bemerkenswert sind die Gelenkköpfe; dieselben sind mit
ihrer Längsachse quer gegen die Fläche des Astes gestellt. Beide sind sehr groß, doch
infolge der Arthritis, ungleich groß und ihre Flächen uneben und rauh. Der linke
Gelenkkopf ist 28,8 mm lang und 15 mm breit, der rechte 29,5 mm lang und 16,5 mm
breit. Vorn am medialen Teile des Kollum, knapp unter dem Kapitulum sieht man
die Fovea pterygoidea proc. condyloidei und an der Außenseite
knapp unter dem Kapitulum einen Höcker, der durch eine Rinne
vom Kapitulum getrennt ist. Diese subkondyloide Protuberanz
ist am linken Gelenkfortsatz mit einem Kanal versehen, der wahrscheinlich
von der Arthritis herrührt und offenbar eiterte. Ich
möchte hier bemerken, daß derartige laterale Außenhöcker unter
dem Kapitulum auch bei den Anthropomorphen, beispielsweise,
bei Gorilla anzutreffen, sind. Diesen Höcker beobachtete ich
noch an einem anderen Ramus aus Krapina. Es dürften denselben
wahrscheinlich auch die übrigen Krapina-Kiefer besessen
haben, nur ist leider gerade jene Stelle fasst überall abgebrochen.
Fig. 28. — Proc. condyloideus
des H om o von
K ra p in am it dem Außenhöcker
= H.
erygoidea,
Wenngleich unser Kiefer etwas größer ist als derjenige von S py I, so gehört
er dennoch demselben Typus wie dieser an. Er ähnelt. auch dem Unterkiefer von
La Naulette, doch ist dieser viel niederer und hat eine stärkere sublinguale Einsenkung
als der Spy I und unser Krapina-Kiefer. Bei letzterem erscheint diese Einsenkung am
schwächsten ausgeprägt zu sein. Andererseits glaube ich am La Naulette-Kiefer in dem
Umstande, daß die Alveole des letzten Molaren bereits eine Aufbiegung gegen den
Ramus zeigt, eine Reduktion des alveolaren Kieferteiles gegenüber den noch groß gewesenen
Zähnen zu erblicken, ein Umstand, der an den Kiefern von Spy und Krapina
noch nicht zu sehen ist, da an diesen beiden Kiefern, wie gezeigt wurde, noch Platz
für einen Zahn wäre.
Die wichtigsten Ausmaße unseres Kiefers sind die folgenden:
Kieferhöhe an der Symphyse ohne Z ä h n e : .........................................................42,3 mm
„ beim M2: ................................................................... .....................33>2 »