Occipitale (Inion), die., wir sonst an.den Schädeln erwachsener Individuen beobachten,
bei jugendlichen Exemplaren noch nicht zum Ausdruck gelangte.
b) Die Variationen am Schädel erwachsener Individuen.
Wir haben bereits erwähnt, daß der Schädel des Menschen von Krapina ein
breiter Längsschädel war; ferner, daß das Schädeldach bauchig oder abgeflacht war.
Beistehende Textfigur 50 möge uns letztere Verhältnisse veranschaulichen; das Nähere
aber wolle man bei „E. Rechtes Parietale" nachsehen. Jedenfalls ist aus unseren Profilen
ersichtlich, daß das Schädeldach E flacher ist als jenes des Pithecanthropus und
das Schädeldach K wiederum hoch gewölbt erscheint.
Wichtiger sind die Differenzen, welche sich aus dem Vergleiche der Norma
•lateralis ergeben. Wir haben Über diese Verhältnisse bei der Rekonstruktion des
C-Schädels gesprochen und dabei die Erfahrung gemacht, daß. die Stirn des Krapina-
Menschen bauchiger ist als ■ die des Neandertalers und daß sie sich demzufolge derjenigen
des Menschen von Gibraltar und mit diesem an den rezenten Menschen,anschließt.
Noch wichtiger ist die ebenfalls schon erörterte Erkenntnis einer kurzen Sehne
-des Pars glabellaris, womit sich unsere Krapina-Schädel von allen übrigen Vertretern
der Art Homo primigenius unterscheidet und an den oberdiluvialen H. sapiens, fossilis
und den rezenten H: sapiens anschließt. Die Tort supraorbitales des H . primigenius
zeigen also deutlich eine Verschmälerung; mit dieser Reduktion der Wülste in ihrer
vertikalen Ausdehnung sehen wir noch, eine wichtige Änderung im horizontalen Sinne
sich vorzubereiten. Es ist dies nämlich jene sehr flache Rinne, die von der Iricisura
supraorbitalis an in schräg lateraler Richtung hinzieht und eine Teilung des Torus in
einen Arcus supraciliaris und einen Margo supraorbitalis einzuleiten beginnt. Dies dürfte
einer der wichtigsten Befunde sein, welcher für einen allmählichen Übergang des Homo
primigenius in den Homo sapiens spricht.
Die größten Variationen beobachten wir aber am Unterkiefer des H primigenius.
Dieser wichtige und zumeist in Anspruch genommene Teil des menschlichen Kiefergerüstes
zeigt uns am besten den Umformungsgang dieses Kauwerkzeuges, welches
gerade von diesem altdiluvialen Menschen in einer ganzen Serie von Übergängen vorliegt.
Der Unterkiefer ist vorn höher als beim letzten Mahlzahn, doch zeigt er alle
Übergänge zu fast gleich hohen Kiefern. Ebenso wechselvöll ist die Gestalt des Zahnbogens
; wir finden da eckige, hufeisenförmige, breite U-förmige usw. Als die primitivste
Form des Unterkiefers können wir wohl die prognathesten, gleich hohen und
mit einer tiefen sublingualen Exkavation versehenen Unterkiefer betrachten, So daß
bereits der Unterkiefer von Spy I, La Naulette, Ochos mit seiner sozusagen senkrechten
vorderen Kieferplatte und dem alveolarprognathen oberen Kieferteil in der
Serie der' altdiluvialen Kiefer schon als relativ stark reduziert zu betrachten sind. Von
diesen Kiefern aber besitzen der von Ochos und La Naulette in ihrer sublingualen
Grube einen primitiven Charakter, der bei fast allen (außer dem Krapina-G-Kiefer)
anderen bereits im Verschwinden begriffen ist, während sogar die sich allmählich hebenden
paarigen Rauhigkeiten unter dem Foramen Übergänge zur künftigen Spina mentalis
interna bilden.
Als der primitivste Kiefer könnte wohl der relativ niedere Krapina-G-Kiefer
mit seiner starken Kieferprognathie und der beträchtlichen sublingualen Exkavation angesehen
werden.
Der Betrag der Kieferprognathie bewegt sich zwischen 85° und 106 °, wobei
sich die einzelnen Unterkiefer wie folgt aneinanderreihen:
Spy I ...............................85° Krapina C . . . . . . 96,5°
L a Naulette . . . . 89° „ F ............................ 102,0°
Krapina D, I . . . . 94° „ G .................................IO3»50
j, E . . . . 95° „ B, H .....................1060
Es zeigen demnach alle Krapina-Unterkiefer eine starke Kieferprognathie, da sie
alle positive W erte aufweisen, (d. h. ihre vordere Kieferplatte ist gegen die Basis (abgesehen
von der alveolaren Prognathie) über 90° geneigt, also vorgebeugt, während die Kiefer
von L a Naulette und hauptsächlich der Spy I-Kiefer negative Werte, d. h. ein Zurückweichen
der vorderen Kieferplatte zeigen und damit Übergänge zu modernen