vor, welches ebenfalls von einem Extremitätsknochen herrührt (loc. cit. Fig. 2). Dasselbe
ist .109 mm lang (die Spitze ist abgebrochen) und dreikantig; sämtliche Kanten
sind durch den Gebrauch geglättet.
In diese Kategorie der Geräte müssen auch gewisse mit der distalen Gelenkrolle
und mit einem schrägen Körperbruch versehene Oberarmknochen des Höhlenbären
eingereiht werden. Es liegen nämlich zwei solche Humerusstüeke vor (cä. 22
und 26 cm lang), welche mehr weniger schräg abgebrochen sind; die Bruchränder sind
glatt, was natürlich nur vom Gebrauch herrühren kann.
Weniger sicher erscheint mir das Vorhandensein von Holzartefakten. Ich möchte
als ein solches einen 88,3 mm langen und 6 bis 15 mm dicken, roh zugeschnittenen
Buchenholzzapfen auffassen. Er ist stabförmig und an einem Ende etwas länglich verdickt
und von rundlichem Querschnitt. Ich fand diesen Zapfen ganz morsch und so
weich, daß man ihn mit dem Nagel Schaben konnte.
Es ist überhaupt höchst wahrscheinlich, dafe der diluviale Mensch auch Holz
(Stäbe, Stangen u. dgl.) als Waffe oder Geräte benützt hat. Freilich konnten sich derartige
leicht vergängliche Gegenstände kaum erhalten, weshalb man auch über das
Vorkommen von Holzgeräten so wenig weife.
Die oben kurz besprochenen Knochenartefakte spielen jedenfalls nur eine sehr
untergeordnete Rolle, weil sie selten angetroffen werden und keinen besonderen Typus
zeigen, sondern bloß vermöge ihrer ursprünglichen Gestalt zu diesem oder jenem
Zwecke verwendet wurden. Diesbezüglich unterscheiden sie sich wohl gründlich von
den zielbewufet bearbeiteten Knochenartefakten des oberen Diluviums.
Die allerwichtigsten und sozusagen ausschließlich in Betracht kommenden Geräte
des älteren Diluviums sind wohl die aus Stein erzeugten. Wir beobachteten dieselben
durch den ganzen Landkomplex hindurch, wobei sie stets dasselbe Aussehen
bewahrten, obwohl sie nach der üblichen, von R u to t eingeführten chronologischen
Klassifikation eigentlich drei, mitunter zeitlich sehr differente Geräte-Typen darstellen.
Es sind dies: mesvinien-artige Racloir mit gekerbtem Rand (sehr selten), dann Typische
Racloir, Point und amygdaloide Mousterien-Geräte (etwas häufiger); relativ am häufigsten
fanden sich éburnéensche Artefakte vom Typus des Montaiglien. Am zahlreichsten
indessen wurden unbearbeitete Gesteinsabsprengungen angetroffen.
Das Gesteinsmaterial, welches der Mensch von Krapina zur Erzeugung seiner
Geräte verwendete, war gröberes Bachgerölle, welches der vorbeifliefeende Krapinica-
Bach aus der nördlicheren Gegend und zwar aus dem Ivanscica-Gebirge mitbrachte.
Da es am Südhange des erwähnten Gebirges auch Eruptivgesteine gibt und in deren
Umgebung verschiedenartig verkieselte Gesteine auftreten, so wurden auch diese letzteren
hauptsächlich zur Herstellung der Geräte verwendet. Das Gesteinsmaterial ist
selten rein muschelig brechend und überhaupt kaum zur Erzeugung größerer Geräte
tauglich. Zumeist sind es unreine graue, grünliche und dunkle Feuersteine, seltener
Jaspise und nur einmal Ghalcedon oder Quarz.
1 . • . ■ 2 .. 3 4 m
Fig. 51. Steingeräte aus Krapina (1—3) und Spiennes, Helin (6).
x—4 = Monsterien-Typen; 5— 6 = Mesvinien-Typen (beide mit Biübe de percussion).
Das vom Krapina-Menschen erzeugte Geräte weist verschiedene Spitzen mit
gerader oder gebogener Schneide auf. Zumeist aber beobachteten wir — wie oben
bemerkt wurde — eine große Anzahl von Abfällen, welche uns schon allein die geringe
Verwendbarkeit des dem Menschen zur Verfügung gestandenen Gesteinmateriales
deutlich illustrieren. Es mußte denn wenigstens zum Teil auch der Charakter
der Krapina-Industrie, diesem Umstande Rechnung tragend, ein gemischter sein. Ich