hinzugekommene Fälle vergrößern. Ich will daher in der Folge noch drei Krapina-
Unterkiefer diesbezüglich zur Darstellung bringen.
Der Unterkiefer-E schließt sich, was die Beschaffenheit der inneren Kieferplatte
an der Syniphysis betrifft, direkt an den von mir und W a l k h o f f beschriebenen Krapina
Kiefer D an. Das Foramen F liegt nämlich in einer leichten Grube; ■ unter demselben,
beiderseits einer medianen Leiste L sehen wir je eine länglich-elliptische,
rauhe, leicht erhobene Fläche gg, die Ansatzstellen des M. genioglossus. Das Wichtigste
ist, daß an diesem Unterkiefer keine Spina mentalis vorhanden ist und daß die
Fixierstellen jener Musculi in einer flachen Grube liegen. Einen bereits etwas modifizierten
Fall stellt uns der FI-Kiefer dar. Hier geht jene mediane Leiste in eine knopf-
(E) (H) (J)
Fig. 33. — Die innere Kieferplatte an der Syniphysis der Krapina-Kiefer E, H, J.
p — Foramen. g g == Ansatzstelle der Muse, genioglossi. K = medianer Knopf. H = Höcker. R — Rauhigkeit.
~ % = mediane Leiste, gk. = Ansatzstelle der M. geniohyoidei.
artige Verdickung K über und beiderseits derselben sehen wir die rauhen, aber stark
vertieften Ansatzstellen des M. genioglossus. Am unteren Ende dieser Rauhigkeiten
aber bemerken wir zum Teil winkelig gebogene (links) Höcker H. Alles dies liegt
auch hier in einer leichten Grube. Am Unterkiefer J ist nur die rechte Partie des in
Frage stehenden Kieferteiles sichtbar und da bemerken wir unter dem Foramen beiderseits
eine schon reduzierte Vertiefung (im Boden der rechten eine feine Öffnung), median
und unter ihr aber höckerige Erhöhungen, wovon besonders die untere stark und uneben
ist. Dieser Höcker ist ziemlich hoch und stellt uns die Spina mentalis dar. Jene
Grube ist aber hier schon sehr reduziert. Wichtig ist diesbezüglich auch der Unterkiefer
C jenes 13jährigen Kindes, weil an demselben jene unter dem Foramen
liegenden Rauhigkeiten für den M. genioglossus ebenfalls an ihrem unteren Rande bereits
eine Höckerbildung aufweisen, also die ersten Anlagen der Spina zeigen. Sonst
aber liegt sowohl das Foramen, wie auch jene Rauhigkeiten in einer leichten Grube.
Bezüglich dieser Spinen wäre doch zu bemerken, daß sie beim C-Kiefer 4V2 mm voneinander
entfernt stehen, während der rechte Höcker des J-Kiefers über 3 mm von der
Symphysis abseits steht. Sowohl jene rauhen, mehr weniger vertieften ovalen Flächen
für den M. genioglossus, als auch jene stumpfen Höcker an der unteren Partie jener
Ansatzstellen sind Verhältnisse, welche bei Kindern — wie T o l d t sagt — in großer
Mehrzahl bei reifen Neugeborenen und sehr häufig auch noch bei Kindern in den ersten
Lebensjahren Vorkommen.. Ganz dieselben Verhältnisse sehen wir aber am Unterkiefer
von L a N a u l e t t e , ferner an den Kiefern von S c h ip k a , den Krapina-Kiefern D, E, F, G,
während an den übrigen Kiefern C , H , J bereits Höckerbildungen, als Vorläufer der
späteren Spina des oberdiluvialen und rezenter Menschen — auftreten.
Wir sehen wiederum an den altdiluvialen Unterkiefern — und zwar an der
inneren Kieferplatte — ganz analog, wie dies an der vorderen Seite der Fall war,
durchs Leben hindurch Verhältnisse stationär zu verbleiben, die heutzutage bloß während
einer relativ ganz kurzen Dauer — also zumeist vorübergehend; zu beobachten sind.
Doch gibt es auch an rezenten als an neolithischen Kiefern Fälle, die uns ganz an Verhältnisse,
wie wir sie an diluvialen Kiefern begegneten, erinnern. Einer der schönsten
diesbezüglichen Beispiele war jener neolithische Kiefer eines Erwachsenen von unbekannter
Herkunft (mit der noch verdickten Basis)., an dem die Anheftungsstellen der
M. genioglossi zwei rauhe, leicht erhobene Flächen bilden, ohne jedoch von einer Grube
umgeben zu sein. Doch ist in dieser Beziehung viel interessanter jener neolithische
Unterkiefer aus Babska (altes Individuum), an welchem jene zwei Muskeln beiderseits
eines mittleren Wulstes in tiefen Gruben liegen. Dieser letztere Fall schließt sich
direkt an den Unterkiefer von La Naulette an und bildet wohl einen selteneren primitiven
Fall bei sonst ganz moderner Ausprägung des Unterkiefers. — Im übrigen aber
unterscheiden sich alle altdiluvialen Unterkiefer, bei aller Analogie im Baue der inneren
Symphysen-Gegend mit den an rezenten Kindern zu beobachtenden Verhältnissen, durch
d ie immer meh r w e n ig e r d e u t lich noch v o rh a n d e n e s u b lin g u a le E x k a v a tio n ,
einem alten, an die Anthropomorphen mahnenden Charakter, der aber mit der allmählichen
Ausbildung der Spina mentalis verloren zu gehen scheint. An unserem altdiluvialen
Unterkiefer I ist diese Aushöhlung sozusagen verschwunden, der Höcker aber am
kräftigsten von allen an altdiluvialen Kiefern zu beobachtenden derartigen Bildungen.