Protraktion gefunden, wie ich dies , bei der Beschreibung der entsprechenden Knochen?
stücke zeigen werde1).
Die Ausbeute im Jahre 1900 war zwar quantitativ nicht so groß wie die erste
des Jahres 1899, qualitativ indessen entschieden wichtiger.. Außer der erwähnten Stirn,
und den oberen Augenrändern des Menschen waren einige tierische Überreste, die
bisher in Krapina nicht bekannt waren, entdeckt worden. Wichtig war insbesondere
die Auffindung von A r c t o m y s m a rm o t ta Schreb.--^- des Alpenmurmeltieres — ,
welches bisher aus Kroatien nicht bekannt war ,und für die annähernde Bestimmung
des diluvialen Abschnittes, während dessen der Mensch in Krapina lebte, von nicht
geringer Wichtigkeit ist. Ferner fanden sich einige Cervidenreste, ein Kieferstück von
M ustelia, ein solches von Cricetus, Schildkrötenreste, Adlerknochen und Klauen usw.;
insbesondere müssen . Reste des Ursus arctos hervorgehoben werden, dann die vorzüglich
erhaltenen Knochen von Ursus spelaeus, und zwar: ein Schädel, mehrere
Unterkiefer, isolierte Eckzähne und Molaren, verschiedene Wirbel, Becken, vordere und
hintere Extremitätenknochen, mehrere Os penis, dann viele . Gesteinsabfälle und zwei
Knochengeräte. Eine kurze Mitteilung dieser zweiten Ausgrabung wurde in der Zeit- -
schrift der Wiener anthropologischen Gesellschaft2), dann im Fachblatt der kroatischen
Ärzte gemacht
Im Jahre 1902 wurden die Ausgrabungen in Krapina durch Herrn O sterman
fortgesetzt, da ich selbst — schwer krank 'M die Aushebungen nicht leiten-konnte, Die
Ausbeute war zwar nicht bedeutend, doch nach verschiedenen -Richtungen hin von
Wichtigkeit. Außer mehreren Überresten des Menschen, von welchen ich bloß den
Unterkiefer eines Kindes und 32 isolierte Zähne erwähnen möchte, wurden auch einzelne
Reste von Tieren gefunden, die zum Teil aus Krapina noch nicht bekannt waren. Ich
erwähne davon Felis catus, Mus ratus und dann eine größere Anzahl von Skelettteilen
des Rhinoceros Mercki Jäger. Diese letzteren aber sind für die Altersbestimmung
der Lagerstätte von Krapina von gewißer Wichtigkeit, wie wir dies noch
später sehen werden. Endlich wurde auch eine Anzahl von Steinartefakten gesammelt3). -
Im Monate August des Jahres 1903 wurde die Lagerstätte von Krapina bis auf
eine kleine, nordwärts verlaufende Aussackung exploitiert. Ich ließ das ganze an den
Höhlenrändern noch verbliebene eluviale und das noch den HöHlenboden bedeckende
1) Vergleiche: „Der paläolithische Mensch . . . — Mitteilungen der anthropol. Gesellsch. Wien.
Bd. XXXII. 1902. pg. 189—216. — Mit 4 Tafeln und 18 Textbildern.
2) Mitteilungen der anthropol. Gesellsch. in Wien. Bd. XXX. 1900. pg. 203.
s) Mitteilungen der anthropol. Gesellsch. in Wien. Bd. XXXIV. 1904. pg. 187—199. Mit 3 Tafeln
und 9 Textbildem.
sedimentäre Material ausheben, um ein genaues Bild des einstigen Höhlenraumes zu
gewinnen. Bei dieser Gelegenheit wurde nicht Vieles gefunden. Als besonders steril
erwies sich die untere, zumeist sedimentäre Partie, in w elcher bloß einige Rhinoceros-
und Hirschzähne,' zerbrochene Knochen, hie und da ein Steingerät und zum ersten
Male auch ein roh bearbeitetes Holzartefakt sich vorfand. In dieser unteren Partie
fanden sich auch einige kleine Feuerlager.
Außer den erwähnten Resten wurden noch Überreste des menschlichen Skelettes
und zwar zwei Stirnbeine mit den charakteristischen Supraorbitalrändern, dann zwei
ungleich große, sehr interessante Unterkieferstücke ausgewachsener Individuen, einige
Finger-, Rippen- und Schädeldachfragmente gefunden. Die jetzt geschilderten Funde
wurden aber oberhalb jenes vorherrschend sedimentären Teiles gesammelt, wo auch ein
fast ganzer Schädel eines vollkommen ausgewachsenen Rhinoceros M ercki var.
brachicephala Schröd. und die vordere (nasale) Partie des Schädels eines noch
jungen Individuums derselben Art gefunden wurde. Auch ein Wirbelsäulenstück vom
ersten (Atlas) bis zum neunten Wirbel herab wurde im Zusammenhänge gefunden, doch
war es unmöglich, die bereits ganz verwitterte Wirbelreihe zu retten. — In diesem
oberen Schichtmateriale, in welchem sich auch größere Feuerlager befanden, wurden
mehrere Steingeräte nebst Abfällen gesammelt;
Wenngleich die Ausbeute keine reiche war, so war sie doch qualitativ eine
recht zufriedenstellende. Auch bezüglich der Genesis der Sedimente in der Höhle
wurden neue ergänzende Momente beobachtet, wodurch jenes von mir im 1. Hefte
(„Der paläolithische Mensch") auf Seite 172 bis 173 entworfene Bild resp. Profil der
Lagerstätte am Berge Hüsnjakovo und zwar dessen untere, zumeist durch Anschwemmungen
gebildete Partie in sehr erwünschter Weise vervollständigt wird. (Siehe
näheres im geologischen Teil.)
Im Juli des Jahres 1905 endlich habe ich mit Hilfe meines tätigen Assistenten
Herrn D. Galijan die Lagerstätte von Krapina gänzlich ausgebeutet. Obwohl der
ausgehobene Teil bloß auf eine kleine, nach Norden sich aussackende Stelle der Höhle
, beschränkt war, welche eine nur 4 m lange und etwa Vs m dicke Zone umfaßte, so
war die Ausbeute speziell an menschlichen Resten' eine hervorragende. Es wurden
nämlich weit vollständigere Skelettteile gefunden, als bisher aus Krapina Vorlagen.
Insbesondere sind es wiederum Teile des Schädels, dann der Extremitäten, der Wirbelsäule
und des Beckens, die in sehr erwünschter Weise das bereits vorhandene und
bekannte Material vervollständigen.
Es wurden nämlich über 200 Skelettteile vorgefunden und zwar: 2 unvollständige
Kalotten, 3 isolierte Supraorbital Wülste nebst vielen Schädelscherben. Ferner ein