Ufer des. erwähnten Baches lassen folgendes Profil erkennen: Zu oberst ein gelblicher
etwas sandiger Humus, darunter grauer Tegel mit Limnaeus und Unio und
unter diesem — Schotter, als die Lagerstätte des Elephas. Bemerkt möge noch werden,
daß diese Fundstelle 10,5 km (Luftlinie) südöstlich, von Krapina entfernt liegt.
Merkwürdig ist ferner das Vorkommen diluvialer Säuger im A g r am e r -G e birge
nördlich von V r a b c e in einer absoluten Höhe von etwa 400 m und zwar in
einer Breccie, welche im dortigen Leithakalke Spalten ausfüllend vorgefunden wurde,
und in welcher sich außer Bovidenresten (Zähne, Canon usw.) auch der Bruchteil
eines Molaren von Elephas primigenius vorfand, gewiß ein merkwürdiges Vorkommen
von Elephas in jenem gebirgigen Terrain!
Nicht minder bemerkenswert ist auch die Fundstelle W a r a s d in - T ö p l i t z bei
der Kapelle zum Hl. 'Geist, welch letztere auf geschichtetem KalktufF, also auf dem
Sedimente jener bekannten Therme aufgebaut ist. Gelegentlich. des teilweisen Ab sprengens
jenes Tuffes wurden Kieferstücke mit Zähnen von Rhinoceros M ercki Jäger
gefunden. (Diese Rhinozeros-Art wurde bisher in Kroatien bloß in Krapina gefunden.)
Jene Therme inundierte „seinerzeit ein ziemliches Areal, welches mit einer üppigen
Sumpfflora bedeckt war (Abdrücke davon sieht man im Tuffe), die den Rhinozeroten
einen ganz erwünschten Aufenthaltsort darboten.
Endlich ist wohl die wichtigste Fundstelle diejenige in K r a p in a , welche eben
das Material zu dieser Arbeit lieferte. Es war dies, wie ich es noch eingehender beschreiben
werde, eine durch den Krapinicabach ausgewaschene Höhle, die nachher
durch das Eluvium d. h. ‘durch die Verwitterungsprodukte der überhängenden mürben
Sandsteine allmählich ausgefüllt wurde und die Überreste der jeweilig hierher einkehrenden
diluvialen Säugetiere, als auch diejenigen des Menschen mit einschloß.
Die petrefaktenführenden diluvialen Ablagerungen Kroatiens sind also entweder
Absätze größerer fließender Gewässer (Save- und Drave-Niederung), Bäche (Mihovljan-
bach im nördlichen Kroatien) und Thermen (Warasdin Töplitz) öder spaltenäüsfüllende
Breccien (Agrämer-Gebirge), äolische Ablagerungen (Löß von Surduk) oder endlich-
Ablagerungen von Gesteinsverwitterungsprodukten (Krapina).
Diese allgemeinen Bemerkungen über die verschiedene Bildungsweise des Diluvium
in Kroatien habe ich notwendigerweise machen müssen, weil es sonst scheinen
könnte, daß der Fundort Krapina überhaupt ein ganz isoliertes Vorkommen in Kroatien
wäre. Da aber im ganzen mittleren Teile des Landes — insbesondere in Slavonien —
diluviale Säugetiere sehr reichlich Vorkommen, so darf es nicht wundernehmen, wenn
hie und da irgend eine für jenen diluvialen Abschnitt charakteristische Tierforni nicht
angetroffen wird. Freilich müssen stets die lokalen Terrainverhältnisse mit in Betracht
gezogen werden, um das Fehlen dieses oder jenes Typus in gewissen Gegenden zu
erklären. Sö z. B. das Vorkommen des Rhinoceros im sumpfigen Gebiete von Warasdin
Töplitz, und dem schmalen bewässerten Tale von Krapina bei gleichzeitigem
Mangel des Elephas cmtiquus; doch tritt der ihm nachfolgende jüngere Elephas primigenius
dagegen in Gesellschaft mit Rhinoceros antiqüitatis und den oben erwähnten
Cerviden sehr häufig in den weiten, mit teilweise ausgedehnten Weidenplätzen ausgestatteten
Niederungen des Save- und Draveflusses auf, wo wir aber kaum Spuren
von Ursus spelaeus antreffen. Dieses Raubtier. wählte zu seinem Aufenthaltsorte ein
ganz anderes und zwar waldiges, gebirgiges und an Höhlenbildungen reicheres Gebiet,
wie dies gerade in Krapina der Fall war, wo deshalb auch Überreste von Höhlenbären
zahlreich gefunden wurden.
Nach diesen, die Entstehungsweise und die Verbreitung der diluvialen Faunen
Kroatien-Slavoniens betreffenden kurzen Bemerkungen,: gehe-ich zur Fundstelle K r a p
in a selbst über.
Der Marktflecken K r a p in a liegt im nördlichen Kroatien, in einem schmalen
vornehmlich von marin-miozänen Bildungen (siehe .darüber den geologischen Abschnitt)
eingesäumten Tale, in welches der Bach Krapinica sein Bett eingeschnitten hat, und
zwa r.so, daß er sich in seinem rechten Ufer, an welches er seinerzeit anprallte, eine
Höhlung auswusch und sein grobes Gerölle, welches ganz demjenigen des heutigen
Baches gleicht, in jener Höhle ablagerte. Der Höhenunterschied zwischen dem Bette
des heut fließenden Baches und dem damaligen beträgt bis 25 m, ein Unterschied,
welcher uns gleichzeitig den Erosionsbetrag vom Diluvium (der Interglazialzeit) an bis auf
die Gegenwart veranschaulicht. Über dem erwähnten Gerölle beobachtet man in besagter
Höhle einen aus gelbem Sand bestehenden Schichtenkomplex, dessen einzelne Schichten
durch schwärzliche graue und rötliche, verschieden dicke, mehr weniger parallele
Stre ifen^ die sogenannten Kulturschichten — markiert waren. • Der Inhalt des ganzen,
durch Verwitterung der überhängenden miozänen mürben Sandsteine entstandenen
Eluviums, bestehend aus tierischen Knochen, Überresten des menschlichen Skelettes,
dann primitiv bearbeiteten Steinwerkzeugen (nebst zwei Knochengeräten) belehrte mich
auf das Unzweifelhafteste, daß wir es -hier mit einer d i lu v ia l e n , oder — auf
den Menschen und dessen Kultur Bezug nehmend — mit einer paläolithischen
Fundstelle zu tun haben. Da nun aber die paläolithische Abteilung aus mehreren Unterabteilungen
besteht, so konnte ich nach den Vorgefundenen Überresten der bereits aus-
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