Die Schlankheit des Kollum ergibt sich noch, wenn wir die größte Breite des
Kapitulum und diejenige des Kollum in Betracht ziehen und dabei den entsprechenden
Durchmesser des Kollum X ioo setzen und durch den größten Durchmesser des Kapitulum
dividieren. Wir erhalten dadurch das in Prozenten ausgedrückte Verhältnis des
Kollum-Durchmessers zu jenem der Gelenkfläche und zwar bewegt sich der Index beim:
Rezenten Menschen zwischen ca...........................................67,4—69,3
Nean dertaler............................................................................. 57 &
K r a p in e r .................................................................................. 52>9"^53>6
Es beträgt demnach beim Homo primigenius der Durchmesser des Kollum 52 bis
57,6% des Durchmessers des Kapitulum.
Bezüglich der Circumferentia articularis, d. h. der Höhenunterschiede dieser
Randzone der Kapitulum-Scheibe des Radius von Krapina hätte ich bloß zu bemerken,
daß dieselbe in Prozenten ausgedrückt ca. 48—57 ausmacht und diesbezüglich an die
Negritos (53%) und Weddas (56°/o) erinnert (siehe bei Fischer: „Die Variationen am
Radius" pag. 175).
Besonders wichtig ist endlich die K rüm m u n g d e s R a d iu s , die auch an der
Speiche des Menschen von Krapina deutlich sichtbar ist. Um indessen diese Krümmung
in Zahlen auszudrücken, suchte ich einen entsprechenden Index dazu zu finden. Leider
ist der besterhaltene Knochen nicht ganz1). Ich mußte mich also begnügen, einen
relativen Wert für die Krümmung ausfindig zu machen. Zu diesem Zwecke benützte
ich die Krümmung entlang der Crista interossea von der Tuberositas bis ,zum unteren
Vorsprung der Crista) ober der Incisura ulnaris). Falls wir nun die Tuberositas mit
jenem Vorsprung verbinden, so zeigt uns die Senkrechte vom tiefsten Punkt der
Krümmungslinie auf jene Verbindungslinie gezogen den Krümmungsbetrag. Setzen
wir nun jene Verbindungslinie = 100, so erhalten wir als relativen Krümmungsindex
für unseren Radius 5,4 und für den Neandertaler Radius (Gipsabguß) = 5,8. Wir sehen
also, daß beide Speichen ziemlich dieselbe Krümmung aufweisen.
1) Aus eben diesem Grunde konnte ich nicht die Methode des Herrn Prof. E. F ischer benützen
(siehe: „Die Variationen an Radius . . pag. 164).
5. Die Ulna. — Die Elle.
Taf. IX, Fig. 5; Taf. XII, Fig. 4, 5.
Vergleiche: „Der paläolithische Mensch . . (1901, pg. 194. — Ferner 1902, pg. 2i4, Taf. IV, Fig. 7);
Im ganzen liegen 11 Ulna-Fragmente vor und zwar 7 linke und 4 rechte, wovon
eine der letzteren krankhaft ist.
Bemerkenswert ist die schmale Incisura radialis an fast allen Ellen aus Krapina.
Dieselbe ist leicht konkav und ist am größten Exemplare in der Mitte 12 mm breit und
an ca. 14 mm lang, (Taf. XII, Fig. 4). An einem anderen Exemplare ist dieselbe Incisura
9,8 mm breit und 11,0 mm lang. Bei einem weiteren Exemplare mißt sie 10,5 mm
Breite (in der Mitte) und 9,2 mm Länge; an einem Stücke sind beide Ausmaße der
Incisura fast gleich (10,4 und 10,6 mm). — Die Incisura des Krapina-Menschen ist also
zumeist länger als breit, verhält sich somit umgekehrt wie beim rezenten Menschen,
bei welchem sie in der Regel breiter als lang ist. Auch beim Spy II-Menschen ist
die in Rede stehende Incisura kurz und breit.
Es möge bemerkt sein, daß unsere größte Ulna (Taf. XII, Fig 4) bezüglich der
Weite der Incisura semilunaris, d. h. der Entfernung des Olekranon-Schnabels von der
Spitze des Proc. coronoideus, demjenigen des Sp y II entspricht, gleichzeitig aber weniger
voluminös ist. Es ergibt sich dies aus folgenden Ausmaßen.
Spy II Krapina Spy I Neander Australier
Entfernung des Proc. coronoideus vom Olekranon-Schnabel mi 23,6 22,3 -c. 24,5 26,4
Entfernung des Proc. coronoideus vom hinteren R an d . .
Durchmesser d. Olekranon v. d. Mitte der Incis. semilunaris Il35,0 . 32,0 34-1 1 33,2 1 37.3 ..
zum H in te rran d ....................................................................
19,4 19,2 -9,o 18,0 16,5
Durchmesser des Olekranon daselbst, jedoch von rechts nach l i n k s ........................................................................ . 26,0 24,2 20,6 21,0 19,0
Entfernung des Olekranon-Schnabels vom hinteren Rand Il29,5 27,5 23,4 27,1 24,0
Breite der Gelenkfläche des Proc. coronoideus.................... 25,5 17,2 1 22,4 1 26,6 ■ —
Man kann sagen, daß die Ulna des Krapina-Menschen etwas schlanker war als;
diejenige des Neandertalers, dabei ist ihre obere Partie mehr gebogen, so daß die Ulna
von der Radialseite gesehen, stärker seitlich und zurückgebogen erscheint als beim
Europäer. Der Proc. coronoideus ist schmal und etwas mehr nach außen gedreht; er
ist schmäler als es die Entfernung des Proc. coronoideus vom Olecranon-Schnabel ist.
Ferner ist auch die Incisura radialis schmal und mehr herabgezogen.
Die längste — die linke Ulna eines jüngeren Individuums (Taf. IX Fig. 5) —9
ist 197,7 mm iang'- Dem Knochen fehlt die obere Hälfte des Olekranon und der untere