gestorbenen Tiere, also des Rhinoceros Mercki Jäger var. brachicephala-Schröder, U/sus
spelaeus, Bos primigenius usw. und nach den primitiven Steingeräten den Fundort Krapina
in genannter Abteilung des Diluviums- einem tieferen, beziehungsweise älteren Abschnitte,
nämlich der zweiten Interglazialzeit entsprechend T a u b a c h ziiteileh.
(Siehe: Die Stellung der Krapinaer Lagerstätte im Rahmen des Diluviums.)
Die Fundstelle Krapina ist seit dem Jahre 1895 bekannt. Damals erhielt ich
die ersten Rhinoceros-Zähne und Bos-Fragmente, welche durch die Herren Kasimir
S emenic insbesondere aber durch den Lehrer Herrn Rehoric gesammelt wurden. Im
Jahre 1899 fand ich die Fundstelle ziemlich entblößt vor, sodaß der ganze Schichtenkomplex
aufgedeckt war. Bei dieser Gelegenheit wurden jene Kulturschichten mit Asche,
Holzkohle, angebranntem Sand und Gesteinsabfällen, ferner Geräte und ein menschlicher
Molar gefunden. Sämtliche Kulturschichten, die uns neun Zonen darstellten,
lagen mehr weniger horizontal übereinander und enthielten stellenweise auch große
Sandsteinblöcke, die vom Höhlengewölbe herabgestürzt und durch die Verwitterungsprodukte
des Sandsteines verdeckt waren. Am 2. September desselben Jahres begab
ich mich in Begleitung meines gewesenen Assistenten (jetzt Lehrer am K. Gymnasium
in Susak), Herrn S. Osterman nach Krapina, um - den Plan, nach welchem die Ausgrabungen
der diluvialen Reste stattfinden sollten, festzustellen. Den ganzen Schichtenkomplex
teilte ich in neun Zonen ein, die sämtlich mit Nummern bezeichnet wurden.
Nun begann die Ausgrabung mit der höchsten Zone, wobei wir jeden aufgefundenen
Gegenstand mit der Nummer der betreffenden Zone versahen, um nachher zu untersuchen,
ob in dem über 8 m mächtigen Schichtenkomplex, welcher zu seiner Bildung
gewiss einen bedeutenden Zeitraum benötigte, irgendwelcher faunistische oder kulturelle
Wechsel zu verzeichnen wäre.
Das Ergebnis dieser ersten Ausgrabung war ein sehr ausgiebiges; denn es"
wurden gegen 2000 verschieden erhaltene Knochenstücke und über 600 Steinabfälle mit
einigen Geräten gefunden1). Von menschlichen Knochen, die bloß auf zwei Kulturschichten
der unteren Abteilung des Schichtenkomplexes beschränkt schienen, wurde
damals folgendes ausgehoben: Der Körperteil des Oberkiefers mit vier Zähnen, ferner
') Vergleiche: „Der paläolithische Mensch und seine Zeitgenossen aus dem Diluvium von Krapina
in Kroatien". — (Mitteilungen der anthropol. Gesellschaft in Wien. Bd. XXXI. 1901. pg. 164—197, mit
•4 Tafeln und 13 Textbildern).
80 von verschieden alten Individuen herrührende Zähne, über 50 verschieden große
Gehirnschalenstücke, acht Temporalstücke mit Proc. glenoidalis, fünf Fossa glenoidalis
sechs verschiedene Gelenkköpfe des Unterkiefers, zwei Radiusfragmente, Wirbel, Rippen,
Finger usw. Bemerkt muß werden, daß viele dieser Knochen zerbrochen und angebrannt
vorgefunden wurden. Über diese meine Ausgrabung hielt ich im Dezember
des Jahres 1899 in der anthropologischen Gesellschaft in Wien einen Vortrag, welcher
in der Zeitschrift dieser Gesellschaft gedruckt wurde1), Überdies veröffentlichte Herr
Prof. Dr. J . R anke ein offenes Schreiben, in welchem ich ihn über diese Entdeckung
benachrichtigte. In diesem Schreiben ist zugleich ein schematisches Profil der Fundstelle
mit den nötigen Erläuterungen abgebildet2).
Im Sommer des Jahres 1900 begab ich mich in Begleitung des Herrn Osterman
abermals nach Krapina, um den noch zurückgebliebenen Rest der .einstigen Höhle nach
Möglichkeit ganz auszubeuten. Hauptsächlich dachte ich dabei an die dritte Zone, nämlich
an die Kulturschicht mit den Knochenresten des Homo primigenius. Die Aufgabe
war diesmal sehr schwierig, weil die überhängenden mürben Sandsteinblöcke
beständig herabzustürzen drohten, weshalb ich zur Absprengung derselben mittelst
Dynamits schreiten mußte. Nachdem die allernotwendigsten Sprengungen beendet
waren, begann ich mit der Abgrabung von oben nach unten, und zwar mit der Zone
des Ursus spelaeus./ Dabei trachtete ich so viel als möglich die innere Grenze der
Höhle zu erreichen, welches Vorhaben zwar durch eine reichliche Ausbeute an sehr
gut, ja vollständig erhaltenen Bärenknochen belohnt war; indessen drohten uns die
dadurch freigewordenen Sandsteinmassen abermals mit dem Einsturze. Es gelang uns
aber durch wechselweises Absprengen des Sandsteines, Abtragung der in der Eluviali.
masse eingebetteten Blöcke usw. allmählich immer näher zur dritten Zone herabzukommen.
Dabei wurde eine größere Anzahl von Feuerherden mit teilweise ganz verbrannten
Bärenknoehen, dann Partien mit Resten von Bos primigenius und Rhino-
ceros Mercki usw. durchfahren. Die dritte Zone selbst wurde nun scheinbar gänzlich
aufgedeckt, jedoch zu meinem Leidwesen als schon sehr reduziert vorgefunden.
Der kleine Raum des einstigen sehr großen Feuerlagers enthielt nur noch wenige
menschliche Knochen, aber dieselben erwiesen sich als sehr wichtig. Außer einem
Schulterblattstücke, Humerusfragmente, Wirbelbogen, Schädeldachknochen, Zähnen,
Oberkieferfragment mit zwei Zähnen usw. wurde eine mit stark gegen die Augenränder
hin ausgeschweifte Stirn, und mehrere Supraorbitalränder von bedeutender Dicke und
1) Mitteilungen der anthropol. Gesellschaft in Wien. Bd. XXIX. 1889. Sitzungsber. 65 68.
2) Korrespondenzblatt der Deutschen anthropol. Gesellschaft. No. 3. 1900.