rezenten Schädeln. Dem Mittelpunkt dieses T o r u s entspricht die als „Inion" bezeich-
nete Stelle, welche für die Fixierung des'größten Längendurchmessers des Schädelsj
der Glabella-Inion-Linie, verwertet wird.
Am Neandertal-Schädel1) sind die betreffenden Partien bekanntlich defekt, auch
an den Schädeln von Spy ist nur ein kleiner Teil des P lan um n u c h a le erhalten.
Da ich von letzteren nur Gipsabgüsse kenne, die ‘Originalien bisher nicht untersucht
habe, so sehe ich zunächst von Vergleichungen ab und überlasse es späterer Prüfung,
festzustellen, inwieweit die Befunde von Spy und Krapina im einzelnen übereinstimmen.
Daß sie bezüglich des Hinterhauptes in der allgemeinen Konfiguration deutliche Beziehungen
zueinander haben, ersah ich, nachdem es mir gelungen war, aus den Fragmenten
eine Anzahl von solchen des Occipitale herauszufinden und dieselben zum Teil
als zusammengehörig aneinanderzufügen. Im ganzen liegen jetzt zwölf Stücke vor,
verschiedene Fragmente des Occipitale darstellend; sie gehören mindestens acht verschiedenen
Individuen an, von denen eines einem jugendlichen Alter entspricht. Alle
stimmen miteinander in den von mir als wesentlich erkannten Punkten überein; indem
bald dieser, bald jener Teil des Knochens durch die einzelnen Stücke verdeutlicht
wird, läßt sich ein annähernd zutreffendes Gesamtbild der Hinterhauptschuppe konstruieren.
wobei die im einzelnen bestehenden Variationen sich für die Vergleichung
der Krapina-Menschen mit demjenigen des Rezenten nützlich erweisen.
Die Verschiedenheit zwischen beiden ist in der Tat eine bemerkenswerte.
Denn der Krapina-Mensch zeigt sowohl an der Außen- wie an der Innenfläche
der S q u am a o c c ip i t a l i s ein von der überwiegenden Mehrzahl der rezenten Befunde
abweichendes Relief.
Beim Rezenten gehen die Lineae nuchae Superiores meist von einem median
gelegenen Vorsprung aus, der Protuberantia occipitalis externa. Die mediane Partie
ist in der Regel die am meisten nach hinten vorspringende. Anders am Krapinafund.
In derselben Anordnung wie bei Spy läuft auch hier eine horizontale Wulstbildung
über die Außenfläche des Occipitale, aber dieser „Torus“ ist nicht einheitlich, nicht
gleichmäßig in seinen Teilen gestaltet, sondern er läßt eine mediane und zwei laterale
Partien unterscheiden.
Die mediane Partie ist durch eine Einsenkung markiert zwischen zwei beträchtlichen
seitlichen Wülsten, deren unterer Rand scharf ausgeprägt- der Linea nuchae
Superior des Rezenten entspricht.
J) Vergl. Schwalbe, a. a. O. 44, 45.
Die Pars media des Torus occipitalis wird von einer schmälen, ca. .3—4 mm
breiten Leiste gebildet (S chwalbe s querer Inionwulst). Oberhalb derselben bildet das
Planum occipitale eine flache Vertiefung , deren laterale Ausdehnung (ca. 2 cm) etwa
doppelt so groß ist als die. sagittale. Ich bezeichne diese. Depression. als Fossa supra-
toralis, da sie auch, bei Rezenten eine fast■ konstante Bildung zu sein scheint. Nach
vorn und oben ist keine scharfe Abgrenzung der Grube gegen die sanft ansteigende
des obersten Teiles der Hinterhauptschuppe vorhanden.
Die lateralen Partien des Torus occipitalis stellen Erhebungen dar, welche in
maximo ca. 11/s-—2 mm weiter nach hinten vorspringen als die mediane Partie des
Hinterhauptes. Die Stelle stärkster Prominenz liegt ca. 1 cm von der Medianlinie
entfernt. Betrachtet man die Knochen im Profil, so sieht man daher den hinteren Umriß
durch diese seitlichen Teile gebildet.
Bei dieser Ansicht tritt deutlich hervor, daß die untere Begrenzung des lateralen
Wulstes der Knickungslinie an den Spy-Schädeln entspricht. Das Planum occipitale ist
gegen den lateralen Wulst nur durch eine ganz schwach angedeutete Niveaudifferenz
abgegrenzt, hingegen ist der Abfall gegen das Planum nuchale steil; diese Fläche zeigt
eine deutliche Konkavität.
Die untere Begrenzungslinie des Wulstes (das Homologen der Linea nuchae
suprema) hat' einen l'eicht S-förmig gekrümmten Verlauf. Eine schwache Konkavität
nach unten findet sich an der Stelle der stärksten Prominenz des Wulstes, dann steigt
die Linie sanft nach oben an, um seitlich nach abwärts umzubiegen. Hier kommt sie
in örtliche Beziehung mit Rauhigkeiten, in denen das Homologen der L in e a n u c h a e
in f e r i o r erkannt wird. Unregelmäßige Grübchen mit zackigen Umrissen, den Anheftungsstellen
der Fasern des S em i s p in a l i s c a p i t i s entsprechend, liefern eine ganz
charakteristische Figur an dieser Stelle. Die mittleren unteren Partien des Occipitale
sind uns nicht erhalten geblieben.
Auffallend schwach sind die Rauhigkeiten-, welche auf eine P r o tu b e r a n t i a
o c c ip i t a l i s e x t e r n a zu beziehen wären. Wohl finde ich in zwei Fällen kleine Vor-
ragungen, unterhalb des mittleren Teiles des Torus, aber diese Unebenheiten entsprechen
nicht genau der Medianlinie, sie liegen etwas links davon.
Das Homologon der Linea nuchae suprema wäre in jener ganz schwachen Abgrenzungslinie
zu erkennen, durch welche sich der Torus von Planum occipitale (an
einem der Objekte) abhebt. Diese Linea folgt dem bogenförmigen Verlauf jener anderen,
in welcher wir das Homologon der L in e a n u ch a e s u p e r io r erkannten. Der Abstand
beider Linien, d. h. die Breite des Wulstes ist ungefähr an der Stelle am größten
(circa 1 cm), wo sich die größte Prominenz desselben findet.