Die großen'Augenhöhlen sind von rhombischer Gestalt, dessen Ecken abgerundet
sind.-
D ie .Orbitalhöhlenlänge b e t r ä g t :......................................... . 42 mm
Die Orbitalhöhlenhöhe „ .............................................. 38 mm
woraus sich, falls wir — ^ I0° setzen, der A u g e n h ö h le n - In d e x mit 90,4 ergibt,
wonach unser Schädel hypsiconch is t
Fig. 13. Seitenansicht an den Schädel von Krapina (rot) mit den entsprechenden Konturen des rezenten
Menschen (Australier) (schwarz).
H ■ |jj||Deutsche Horizontale. ^f|ll Frontale. N = Nasale. Zy. = Ö. Zygomaticum. A.== Parietale. T .t.
— Linea lateralis. Sq. = Squamosum. Sph. = Sphenoidale. S. co. = Sutura coronalis. S. s p h .f. = Sut. spheno-
frontalis. >SÂfpA.%.;== Sut. spheno-parietale. /S .sp h .sq . = Su. spheno-squamosa.. sq. = Sj . squamosäi
d) D a s T e m p o r a 1 e.
Das Temporale ist mit Ausnahme des abgeschlagenen Proc. zygomaticus sonst
sehr gut erhalten. Bevor wir uns mit demselben befassen wollen, ist es nötig, einen
Blick auf die vorhandenen angrenzenden Knochen zu werfen und zwar auf das
Parietale, Frontale und Sphenoidale. Von allen diesen Knochen ist kein einziger
ganz, doch können uns die sichtbaren Suturen zwischen den genannten Schädelteilen
gute Dienste leisten. Als Ausgangspunkt wollen wir die auffallendste Naht, nämlich
die steil nach ab- und vorwärts verlaufende Sutura sphaeno-squamosa wählen. Diese
Naht ist gewöhnlich stark nach vorn geschoben, eckig gebrochen und auch sonst unregelmäßig.
An unserem Schädelfragmente ist sie, wie gesagt, auffallend geradlinig und
steht weit zurück, nämlich in der Mitte zwischen dem vorderen Rand des Os zygomaticum
und dem hinteren Innenrand des Os tympanicum (Vergleiche Textbild 13. —
S. sph. sq. —), wobei die Sutur tief eingeschnitten erscheint. Der gerade Verlauf der
in Rede stehenden Naht ist die Folge der hier ebenen Schläfenschuppe, die erst knapp
bei der Sutur plötzlich zu dieser abbiegt. Infolge der weit nach rückwärts verlegten
Sphenosquamosalnaht, hat das Os sphenoidale bei unserem Krapina-Schädel eine entsprechend
größere Breite erhalten, denn die gerade Entfernung der Sutura spheno-zygo-
matica von der S . spheno-squam. beträgt oben 33,6 mm, unten 23,5 mm.
Ich habe mehrere rezente und neolithische Schädel äuf die Breite des Os sphenoidale
untersucht, doch habe ich nirgends einen solchen Betrag gefunden. Am ähnlichsten
war er noch bei einem Sudan-Neger, noch mehr aber bei einem Eskimo (siehe
Quatrefage T . LXVI). Es ist aus diesem Verhalten der Schuppe und des Keilbeines
klar, daß letzteres auf Rechnung der Schläfenschuppe vergrößert wurde. Demzufolge
ist auch die Sutura sßhenoparietale — S. sph, p. — länger (10,5 mm) als beim rezenten
Menschen. Von einer viel größeren Bedeutung ist die Lage des beiderseitigen Processus
zygomaticus als auch des Arcus zygomaticus. Beim rezenten Menschen' liegt dieser Bogen
gewöhnlich über der deutschen Horizontale oder in derselben, beim Homo von Krapina
beginnt sein temporalseitiger Teil zwar an der gesagten Horizontale, fällt aber dann
nach vorn gehend unter dieselbe, So daß der obere Rand des vorderen Processus
ziemlich tief unter jener Horizontale zu liegen kommt. Damit ist der Befund, den
F r a ip o n t und . dann später K l a a t s c h für den Schädel von Spy I als möglich hingestellt
haben, für den Krapina-Menschen erwiesen1).
Ich möchte hier nur noch bemerken, daß die Lage des Jochbogens, wie wir
sie eben für den Homo von Krapina festgestellt haben, bei den Anthropomorphen zu
beobachten ist (Gorilla , Schimpanse). Es wäre schließlich noch die Frage zu beantworten,
wie diese Lage des Jochbogens beim Homo primigenius zu Stande kam? Die
Ursache dieser tieferen Stellung des Jochbogens wird durch zwei Umstände herbeigeführt;
einmal durch die tiefere Lage der Naso-Frontal-Sutur des Menschen von Krapina,
hauptsächlich indessen durch die Größe des Proc. fronta lis des Os zygomaticum. Selbst
1) „Occipitale und Temporalia der Schädel von Spy. . . . “. Verhandl. d. berl. anthropol. Gesellschaft
1902. pg. 406.