dem Bregma erlaubt uns doch sehr annähernd den K r üm m u n g s in d e x d e s S t i r n b
e in e s wenigstens zu bestimmen. Nachdem die Bogenlänge vom Bregma bis zur
Glabella an 106,6 mm, die Sehne, resp. die gerade Entfernung jener beiden Punkte
96,3 mm ausmacht, so erhalten wir = 90,3 als den gesuchten Index. Dieser
Krümmungswert der Stirne beträgt bei Neander-Spy-Schädeln zwischen 89,4—93,8 und
kommt somit dem Krümmungsindex des Neandertalers mit 89,4 am nächsten.
An unserer Kalotte können wir noch eine Größe annähernd bestimmen, und
zwar den Stirnwölbungswinkel. Verbinden wir nämlich den Punkt der stärksten Wölbung
unserer Stirne ^ s ^ mit der Glabella — g — und dem Bregma — b — , so
ist der Winkel b s g der gesuchte Stirnwölbungswinkel, der in unserem Falle an 1340
beträgt. Dieser Winkel variiert bei den Neander-Spy-Schädeln zwischen 150,0— 1590,
während sich unsere Kalotte diesbezüglich mehr den rezenten Menschen nähert und
beispielsweise den Stirnwölbungen des Dschagga_ (132) und Kalmücken (135,5) sehr
nahe kommt (Schwalbe: Studien über den Pithecanthropus. Tab. XXVI, S. 160). Doch
soll nicht vergessen werden, daß die große Stirnwölbung unserer Kalotte zum Teil
auch auf Rechnung des jugendlichen Stadiums des Individuums zu setzen ist.
Die postorbitale Einschnürung ist an diesem jungen Schädel bei weitem nicht
so markant, als bei den erwachsenen Schädeln dieser Menschengruppe; auch ist die
Linea temporalis hier noch abgerundet. Der bloß beiläufig ausgerechnete F r o n to -
p a r i e t a l in d e x mit 72,5 würde trotzdem gut mit den entsprechenden Werten der
Neander-Spy-Schädel mit 71,2 73,1 übereinstimmen.
An diesem Schädel ist am wichtigsten die Erkenntnis, daß er einem jungen
Individuum angehörte. Die Überaugenwülste sind —• wie gesagt — nur sehr schwach
entwickelt und die Seitenränder derselben noch sehr dünn. Doch ist dieser Supra-
orbitälrand durch keinen Sulcus supraorbilalis getrennt, wodurch sich eben die Oberaugenränder
unserer Kalotte als in die Kategorie der Tori supraorbitales — im Sinne
S chwalbe^ ^ ^ gehörig erweisen. Nun ist aber von Bedeutung, daß damit zugleich
der Beweis erbracht ist,' d a ß d ie K in d e r d e s Homoprimigenius, a n a lo g w ie d ie s
a u ch b e i d en A n th r o p om o f ph en d e r F ä l l ' i s t , n o ch k e in e , v o r s t e h e n d e n
Tori supraorbiiales b e s e s s en r h a b é n , s o n d e r n d a ß d i e s e • e r s t m i t .d e r in d i v
id u e l le n E n tw i c k e lu n g , in s b e s o n d e r e ; d e r V e r s t ä r k u n g d e r S c h lä f e n m
u s k e ln zum A u s d r u c k e g e l a n g t sind.
2. Das Schädelstück B — eines Kindes.
Taf. IV., Fig. 1, ia .
Dieses Schädelstück umfaßt, mit Ausnahme der fehlenden Stirne, beinahe die
ganze rechte Kopfhälfte mit noch einem Teile des linken Parietale; Wir sehen
nämlich den größeren rechten, an die Sagittalnaht angrenzenden Teil des linken
Parietale und die größere Hälfte des Occipitale, welches vorn in Verbindung mit den
Parietalknochen steht und hinten die' eine Hälfte des Foramen magnum umgrenzt. Mit
Ausnahme des Bregma sind die übrigen wichtigen Punkte am Schädel noch sichtbar:
so das Lambda und die Inion. — Die größte Länge des Schädelbruchstückes beträgt
128,4 mm, die größte Breite 132,5 mm.
Au f konstruktivem Wege lassen sich an diesem Fragmente bloß zwei Werte
feststellen und zwar : der Krümmungsindex des Hinterhauptbeines (Fig. 5, 1 h_f) und
der Lambda-Opisthionwinkel — 1 i f.
Um den ersteren Index zu erhalten, messen wir die Bogenlänge 1 h i f (Fig. 5)
mit dem Meßbande und dann die gerade Entfernung 1 f. ' Setzen wir dann ~ * .IO° ,
so erhalten wir den gesuchten Index mit 80,4. Dieser jKrümmungsindex des Hinterhauptbeines
beträgt bei einem rezenten Kindesschädel 8 3 ,4 ;bei-.einem neolithischen
Schädel aus Babska in Slavonien 81,3. Beim erwachsenen Krapiner beträgt dieser
Index etwa 77. — . Wir sehen also, daß .unser junge Schädel bezüglich der Krümmung
des Hinterhauptbeines noch nicht jenen Typus'ah.-sich trägt, der für die upaläolithischen
Menschen bezeichnend ist, sondern daß er > in dieser: .Beziehung in die Variations;
breite des rezenten und rieolithischèn Menschen .fällt..;. In Abbildung (Fig. 6) habe .ich
eben die Profillinién. dès Hinterhauptés - vom erwachsenen Krapina-Menschen. (K), dem
vorliegenden Kindesschädel ! (F K), einem rezenten Kiridesschädel (r.K) und einem rieo.-
lithischèn. Schädel (N) '.züsammengestellt, woraus. ; sich 3 die gesagten Verhältnisse von
selbst deutlich ergeben.' — Da aber der Lambda-Opisthionwinkel.im direkten Zusammen-1
hange mit jener; Krümmung des Hinterhauptbeines, steht, so ist auch klär, dass mit der
Größe .des ' Winkels — 1 i.f auch: die ©ccipital-Knickung abnimmt, wie dies eben