rechte Clavicula die stärkere, da ja der moderne Mensch gewöhnlich mit dieser Hand
die schwereren Arbeiten verrichtet. Dieser Umstand ist überhaupt beweisend dafür,
daß eben die so große Verschiedenheit in der Ausbildung des Schlüsselbeines hauptsächlich
von der individuellen Tätigkeit abhängig ist.
Der fossile Mensch käme also bezüglich der Ausbildung seiner Clavicula annähernd
derjenigen der rezenten Frauen, Schüler und dergleichen, also weniger schwere
Arbeiten verrichtenden Individuen nahe. Sein Schlüsselbein mußte ähnlich dem [der
Naturvölker und der Anthropoiden gebaut sein.
Ich gehe nun zur Beschreibung der typischen Schlüsselbeine von Krapina über.
Zu diesem Zwecke wähle ich vier am besten erhaltene Exemplare etc., welche indessen
verschieden alten, doch erwachsenen Individuen angehört haben. Ferner werde ich
noch die rechte Clavicula eines Kindes und dann eine rechte eines erwachsenen Individuums
erwähnen, bei welcher der akromiale Teil einen Bruch erlitten hat, doch nachher
wieder verwachsen ist.
a) Die rechte Clavicula eines Kindes.
(Taf. VIII, Fig. 3).
Dieselbe ist vollständig überliefert geblieben. Sie ist ein schlanker, am akro-
mialen Teile abgeflachter und [da nach vorn gebogener Knochen, welcher gegen den
sternalen Teil fast gerade wird und sich verschmälert, dabei jedoch etwas verstärkt
einen dreieckig abgerundeten Querschnitt annimmt. Das sternalseitige Ende ist plötzlich
verdickt und zwar so, daß die Ansicht der Facies articularis sternalis die Gestalt eines
D zeigt Am Mittelstücke und zwar an seiner medialen Hälfte sehen wir oben zwei
Muskeleindrücke, wie es scheint des M. pectoralis major an der Mitte und medialwärts
die Impression des M. sternocleidomastoideus. In der Einbiegung beim vorderen Rand
sehen wir das Foramen nutricium. An der unteren Seite der Clavicula und zwar lateral
bemerken wir den starken länglichen Eindruck des Muse, delioideus, an der Mitte rückwärts
den — wie es scheint — zarten länglichen Eindruck des M. subclavius.
Die Dimensionen des Knochens sind:
Totale L ä n g e ..................................................................................................................... 59A mm
Größte Breite v o r n ............................................................. - ........................................ 10,3 „
| „ in der M it te ................................................................................................. 6,0 „
„ „ am S t e r n a le n d e ..................................................................................11,3 „
„ H ö h e ............................................................................................................................9.5 »
Diese Clavicula entspricht ihrer Größe nach der eines ca. i 1/* Jahre alten Kindes.
b) Das wichtigste Stück ist wohl die im Sommer 1905 gefundene Clavicula
# |§T a f. VIII, Fig. 5).
Sie ist vollständig und zeigt einige Abweichungen gegenüber der gewöhnlichen
Form der Krapina-Schlüsselbeine. Der hauptsächlichste Unterschied dieser Clavicula
liegt in der größeren Dicke der akromialseitigen Partie und dem verdickten Ende derselben.
Ferner ist der ganze Knochen stark S-förmig gebogen, doch liegt die Krümmung
in einer Ebene; denn, falls wir die beiderseitigen Endstücke halbieren und diese
Punkte uns verbunden denken, so verbleibt diese Linie im Bereiche dès Knochens, nur
nähert sie sich dem unteren Rande. Auch ist der ganze Knochen mehr rund, wogegen
die meisten Krapina-Claviculae flach sind. Wir wollen uns abermals zum Akromialteil
wenden. Seine größere Dicke wird hier besonders durch die vom hinteren Winkelhöcker
aus diagonal gegen die Extremitas acromialis verlaufende hohe leistenartig entwickelte
Tuberositas acromialis bedingt, wodurch der entsprechende Knochenteil einen
dreiseitigen Querschnitt erhält. Die eigentliche Tuberositas (für das L ig . trapezoides
und L ig. conicum) liegt an der vorderen konkaven Fläche jener rückwärts glatten und
steil stehenden Leiste. Aber dem vorderen konkaven Rande verläuft abermals und
zwar radialwärts bis zur "Drehung des Knochens eine schmale Rauhigkeit (für den
Muse, deltoideus). Bezeichnend ist jener Knochenhöcker an der inneren hinteren Seite
des akromialen Teiles, vor welchem sich das Lig. conicum inseriert. Es befindet sich
hier eine Fossä, die ganz in derselben Weise an der Clavicula des Neandertalers auftritt.
Wichtig ist ferner jenes vordere etwas seitlich von der Knochenmitte stehende Torsionseck,
von welchem aus der laterale Claviculateil aufgedreht erscheint. Zum Sternalende
gehend sehen wir die flache Rinne für den Muse, subclavius, die Ansatzstelle des M.
pectoralis major usw. Wie gesagt, ist das laterale Endstück, die Extremitas acromialis,
stark verdickt und von länglich viereckiger Gestalt, wobei die Höhe von oben nach
unten mit 18,4 mm nur etwas geringer als die Breite von vorn nach rückwärts ist, welche
19,3 mm beträgt. Auch das Sternalende ist verdickt, dabei viel höher als breit und an
der Facies articularis von unregelmäßig ovaler Gestalt mit wellig gebogener Fläche.
Die Dimensionen des Knochens sind :
Totale Länge der C l a v i c u l a ....................................
Breite des konkaven-lateralen Teiles in der Mitte
Höhe „ „ | „ j.....................
Breite des akromialen E n d s tü ck e s ..........................
Höhe „ „ . . . . . .
Höhe des Mittelstückes . . . .' , . .
149,5 mm
12,3 „ u|j
nVr'v;, (13)
19.3 B
18,4 „ B
8,5 fe®