b) D ie K u l tu r s c h i c h t e n .
Nachdem wir uns mit der Entstehungsweise der diluvialen Gebilde am Berge
Husnjakovo vertraut gemacht haben, bleibt uns noch übrig, einiges über die Kulturschichten
unseres Diluvium, die sich — wie gesagt — teils durch Färbung, teils durch
Knochen und Steinabfälle verraten, näher ins Auge zu fassen. Neben den Knochen,, die
wir auch zwischen den dunkler gefärbten Schichten vorfinden, sind gerade diese dunklen,
stellenweise rötlichen Schichten besonders wichtig, weil sie sich bei näherer Besichtigung
als von Holzkohle, Asche, angebranntem Sand mit scharfkantigen Gesteinsabfällen,
zerbrochenen und vielfach angebrannten und verbrannten Knochen zusammengesetzt
erwiesen. Alle diese Überreste weisen ganz bestimmt auf ein Wesen, welches
Feuer legte, feuersteinartige Gesteine zerbrach usw., also auf den Menschen hin. Man
benannte auch derartige Schichten, in denen man Überreste der menschlichen Tätigkeit
findet, „Kulturschichten“.
E = Elüvium (gelber Quarzsand). K — Holzkohlenschicht der Feuerstätte. g s — rotgebrannter Sandstein.
u s = ungebrannt gebliebener Teil des Sandsteines, R = ein Rhinoceros-Molar. k = Holzkohlenstüek. “
• C = ein Rippenfragment.
Die einzelnen Kulturschichten nun liegen entweder nebeneinander in demselben
Niveau — also als gleichzeitige, oder vertikal übereinander— also als zeitlich getrennte
Lagerstätten. Ihre Ausdehnung und Dicke ist, von der Größe des jeweiligen Feuerherdes
abhängend, eine sehr schwankende. Gewöhnlich keilen sie sich gegen ihre
Ränder aus, gleichen also sehr flachen linsenartigen Einlagerungen. Die der Höhlen-
wand zugekehrten Ränder der Feuerlager sind jetzt zumeist aufgebogen, da sich ihr
entfernterer Teil durch die aufgelagerte Sandpartie absetzte. Stellenweise — und zwar
immer entfernter von der Höhlen wand — sind die. Feuerlager, wo der Druck durch,
die überlagernden Massen stärker zum Ausdrucke kommen konnte, einem Verwerfer
ähnlich abgebrochen.
Um zu zeigen, wie ein derartiges Feuerlager beschaffen war, habe ich in Abb. 3
eines davon aus der „Zone des Ursus spelaeus“ nach der Natur aufgezeichnet. Dasselbe
ist 1,37 m lang und die verkohlte Schicht 3,5 cm dick gewesen. Die Feuerstätte
ist in ihrer Erstreckung im vertikalen Sinne etwas verworfen. In der Stätte
selbst sehen wir einige 7— 21 cm lange und 5—8,5 cm dicke Sandsteinstücke liegen,
die an der dem Feuer zugekehrten Seite rotgebrannt sind. Nicht alle Feuerlager waren
so beschaffen. Einige bestanden bloß aus Holzkohle, rotgebranntem Sand und Asche
ohne irgend welche andere Überreste.
Andere wieder enthielten scharfkantige Feuersteinbruchstücke, dann wieder beobachtete
man solche, in welche nebst Gesteinsabfällen noch ganz oder teilweise
zerbrochene und gebrannte Knochen lagen. Oft fand ich in der „Zone des Ursus
spelaeus“ zu Spodium verkohlte Höhlenbärenknochen , darunter einige ganze Unterkiefer.
Die interessanteste Feuerstätte war zweifelsohne diejenige der dritten Zone;
denn dieselbe bestand aus einem einzigen großen Feuerlager, in welchem fast ausschließlich
menschliche, von verschieden alten Individuen herrührende Knochen, welche
mehr weniger zerbrochen und angebrannt waren, vorgefunden wurden.
Nachdem wir uns so mit der Entstehungsweise der Lagerstätte von Krapina
bekannt'gemacht haben, wollen wir nun auf jene Überreste von Tieren übergehen,
welche in diesen Ausfüllungsmassen der Höhle gefunden wurden. Da diese Monographie
eben den menschlichen Resten gewidmet ist, so werden wir die-tierischen Reste nur
insofern besprechen, als dies zur Vervollständigung dieser Arbeit nötig ist und soweit
sie uns die wichtigsten Anhaltspunkte zur Eruierung des Alters der in Rede
stehenden Lagerstätte bieten. Zum Schlüsse unserer allgemeinen Bemerkungen
wollen wir auch die typischen Artefakte in Betracht ziehen, da uns diese wiederum
gewisse Anhaltspunkte zur Beurteilung der Kulturstufe des damaligen Menschen an die
Hand legen werden, die aber nicht ganz den paläontologischen und geologischen Befunden
entsprechen. Geradeso wie es heutzutage der Fall ist, dürfte es auch damals
Menschen von verschiedener Intelligenz gegeben haben, wobei auch noch die örtlichen
Verhältnisse, insbesondere die Qualität der den Menschen zu Gebote gestandenen Gesteine,
speziell ihr Bruch vermögen, eine nicht unwesentliche Rolle bei der Anfertigung
der jeweiligen Geräte gespielt haben. Doch davon an anderer Stelle.