mige, starke Leisten, die sich zur Symphyse etwas einwärts ziehen und mit einer
etwas abstehenden Spitze enden. Diese ab- und nach hinten gebogene Spitze steht mit
der Kinnplatte im' Zusammenhänge, welche uns eine leichte mediane Einsenkung zeigt,
die wiederum direkt mit der Kinnbildung zusammenhängt (siehe noch bei Kinnbildung).
Beiderseits von jener basalen Spitze liegt je eine flache unebene Vertiefung für den
Muse, digastrictis.
Die Fovea submaxillaris bildet einen tiefen winkeligen Eindruck, deren Winkel
bis unter den vorderen Rand des Mx reicht.
Der Winkel, den die vordere Kieferplatte mit der Kieferbasis einschliefet, beträgt
193,5°.
8. Der Unterkiefer — H.
Taf. VI, Fig. 1.
Dieser Unterkiefer ist einer der bemerkenswertesten diluvialen Menschenkiefer.
Er schliefet sich zwar ebenfalls dem Typus-des Spy I-Kiefers an, doch ist er der pro-
gnatheste Unterkiefer dieses Typus. Er übertrifft diesbezüglich sogar den Unterkiefer
von Ochos in Mähren1), welcher andererseits wiederum bezüglich seiner tiefen sublingualen
Aushöhlung neben dem Kiefer von La Naulette, der pithecoidste heut bekannte
Kiefer ist. Jedenfalls ist der Kiefer von Ochos auch bezüglich seiner großen Prognathie
einer der primitivsten Kiefer.
Die Kieferhöhe an der Symphysis ohne Zähne beträgt 41 mm und die mediane
Kieferdicke an der Basis 15,5 mm. Die Kieferhöhe fällt allmählich nach rückwärts ab,
so daß dieselbe beim M2 = 32,5 mm ausmacht.
An der äußeren vorderen Kieferplatte ist vor allem das Fehlen eines eigentlichen
Kinnes bemerkenswert. Doch muß erwähnt werden, daß eine erste Anlage eines
solchen bei günstiger Drehung des Objektes in Gestalt eines leicht erhobenen Trapezoids
bemerkbar ist, welches etwa 10 mm lang und bei 6,3 mm breit ist. Knapp unter dem
Foramen mentale verläuft beiderseits eine flache Rinne, die sich zur vorderen Kieferplatte
kommend leicht abbiegt und unter den schwachen Kinnvorsprung gelangt. Der
leicht aufgewulstete basale Kieferteil, welcher jene Rinne nach unten begrenzt, bildet
unter den Foramina mentalia einen höckerigen Vorsprung— ein Tuberculum submentale
— (ein Tub. mentale konnte noch nicht vorhanden sein, da ja das Kinn noch nicht
genugsam entwickelt ist). Jener biegt dann noch vor der vorderen Kieferplatte schmäler
werdend, nach abwärts bis zur medianen Linie, wo er beiderseits ein scharf nach außen
1) A. R zehak : „Der Unterkiefer von Ochos“. — (Verhandl. des naturforschenden Vereines in
Brünn. 1906. Bd. XLIV.)
abgegrenztes längliches Feld bildet, nämlich die Beiden Foveae digastricae und dort als .
ein einwärts gewendeter Dorn endet. Es könnte sein, daß diese raridständige Wulstung
der Kieferbäsis, welche, solange noch kein Kinn oder bloß der erste Anfang davon
vorhanden ist, jene ebene, für die altdiluvialen Kiefer so bezeichnende Basis im Bereiche
der Muse, digasirici bildet, infolge der mechanischen Ablenkung jenes Wulstes
durch die tief herabreichenden Eckzähne bedingt wurde. Sobald eine Reduktion
der Zähne hier stattgefunden hatte, ging auch jener Wulst zurück, d. h. nach vorn, wodurch
die Anheftungsflächen der Muse, digasirici allmählich jene Lage erhielten, die
wir an den rezenten und oberdiluvialen Unterkiefern beobachten. Wir kommen noch
auf diesen Gegenstand zurück.
Eine Durchleuchtung unseres Unterkiefers (siehe Taf. XIV, Fig. 4) belehrt uns
abermals, daß die vorderen Zähne, nämlich die Eck- und die Schneidezähne von sehr
großer Länge sind. Die Eckzähne reichen tief in den Kieferkörper herab und zwischen
ihren Wurzelspitzen beobachtet man jene leichte Kinnschwellung. Die Schneidezähne
sind schon kürzer und nehmen; zur Symphyse gehend, allmählich an Länge ab, so daß
die mittleren I zugleich auch die kürzesten sind. Es scheint ‘doch ein ursächlicher Zusammenhang
zwischen der Verkürzung der Schneidezähne und dem Erscheinen des
Kinnes zu bestehen!
Länge der C über 30 mm; I2 = 24,6 mm; Ix = 22,5 min.
Bezüglich der Foramina mentalia wäre zu bemerken, daß das rechtseitige unter
der hinteren Hälfte des Mt und bis zum M2 reicht und dabei einen Längsdurchmesser
von 8 mm besitzt. An der linken Kieferseite sehen wir unter dem Mx zwei Mentalöffnungen
eine über der anderen durch ein bloß dünnes Knochenbälkchen getrennt;
die obere davon mißt fast 6 mm, die untere 4,5—5 mm; hinter denselben und zwar
unter dem Anfänge des M2 liegt noch ein kleines Foramen.
Die innere Kieferplatte zeigt oben zwischen den beiden I, einen kurzen,
vertikalen Wulst, neben welchem sich je eine leichte, mit einer Gefäßöffnung versehene
Einsenkung befindet, welche bis gegen den P2 hinzieht. Unter dieser verläuft ein flacher
breiter, horizontaler Wulst, unter welchem sich abermals eine leichte Einsenkung bemerkbar
macht. In dieser Vertiefung nun befindet sich in der Medianlinie das Foramen
und unter demselben eine sehr kräftige an 6 rrim lange vertikale Leiste, die sich nach
abwärts knopfartig verdickt und oben beim Foramen gabelt und dessen untere Hälfte
umfaßt. Diese kräftige, stark vorstehende Leiste ist glatt; beiderseits von ihr liegt je
Bme etwas schräg nach abwärts gerichtete ovale, ziemlich stark vertiefte rauhe Grube
(6,3 mm lang), welche an ihrem unteren Ende je eine, zum Teil winkelig gebogene
knotige Erhöhung zeigt. Diese rauhen, vertieften Flächen dienten als Insertionen des
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