DIE OSCILLATIONEN DES BAROMETERS ZWISCHEN
DEN WENDEKREISEN.
Von dem Astronomen Hofrath H o r n e r .
Das Barometer, welches zu diesen Beobachtungen diente, war
nach-der von N a irn e angegebenen Construction von T ro u g h to n
verfertigt. Es war ein Gefäfsbarometer, mit einer engen Röhre,
welche an dem obern Ende, so weit als die Skale reichen konnte,
(etwa einen Fufs lang) auf zwey Linien inwendig erweitert war.
Durch diese Einrichtung wurde die Schnelligkeit der Bewegungen
des Quecksilbers sehr vermindert, indem dasselbe, um mit einer
gewissen Geschwindigkeit in der weiten Röhre auf und nieder zu
steigen, ungefähr zwanzigmal schneller durch die enge Röhre
fliefsen musste. Um die Schwankungen des Schiffs einigermafsen
zu contrebalanciren, war das Barometer oberhalb seiner Mitte
zwischen zwey Ringen, nach Art der Schiffskompasse, aufgehängt.
Dieser Vorkehrungen ungeachtet oscillirte das* Quecksilber bey
starker Bewegung über einen halben Zoll auf und nieder, weil
die eigenen Pendel - Schwingungen, zu welchen das Barometer
durch-die Schwankungen des Schiffs, die in Stürmen oft in heftiges
Schleudern ausarten, veranlafst wurde, sich allzulange unterhielten,
und durch die gleichzeitige Wiederholung dem Quecksilber
zuletzt eine Schwungkraft ertheilten, welche es eben so
tief unter den wahren Stand brachten, als der Neigungswinkel
des Barometers es über denselben erhoben hatte. Nur dann hörten
diese Oscillationen einen Augenblick auf, wenn, die Schwankungen
des Schiffs, welche sich gemeiniglich langsamer folgten,
die kürzern Pendelschwünge des Barometers zerstörten. Diese
Periode, welche je nach der Stärke der Wellenbewegung ungefähr
nach einigen Minuten eintrat, musste man abwarten , um
die wahre Höhe des Barometers zu erhalten; denn das Mittel aus
den höchsten und niedrigsten Abweichungen gab selten die richtige
Höhe an. Dieser Schwierigkeiten ungeachtet möchten doch
die nachfolgenden Beobachtungen immer auf ein Zehntheil einer
Linie genau seyn.da dieses gemeiniglich der grösste Unterschied war,
welcher in der Schätzung der drey Beobachter, welche diese Arbeit
theilten, Statt fand. Man unterliess auch nicht, zum Ueberflufse
noch die Gräntzen der Schwingungen anzumerken, um aus dem
Mittel derselben wenigstens den Gang der Barometer-Aenderungen
zu erkennen, da wo die direkten Angaben der Höhe nicht hinreichten
*). Wenn übrigens diese Beobachtungen' gegen solche,
die am Lande gemacht sind, in Absicht der Genauigkeit allerdings
verlieren, so gewinnen sie dagegen durch ihre Anzahl, besonders
aber durch den Umstand, dafs sie in freier See gemacht
sind, wo die Aenderungen der Atmosphäre regelmässiger sind,
und der Einfluss der Berge, der eingeschlossenen Sonnenhitze,
der Vulkane und anderer zufälliger Störungen, wegfällt. Die
Barometer-Höhen wurden beinahe drey Monate lang (vom 16.
April bis zum 5. Juli) jede Stunde Tags und Nachts notirt.
Wenn diese Arbeit in Europa beschwérlich ist, so erforderte sie
doppelte Anstrengung in den Erschöpfungen der tropischen Hitze,
und einer anhaltenden Seereise. Allein die Erforschung einer so
*) Des Raumes wegen sind diese zwey Columnen beym Abdrucke dieser
Tafeln weggelassen, da man sieb, erst späterhin von der Unzulänglichkeit
derselben überzeugte.