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Gal pro, Kriegsschiff, the portuguese. man of war, Besanties etc.
bezeichnen, und es haben so viele Reisende davon geschrieben
und es bald unter dem Namen Meernessel, bald als Physalis
geschildert, und dennoch kann man behaupten, dafs eben dieses
Thier den Naturforschern von Profession seiner Organisation
und Oekonomie nach durchaus noch unbekannt ist. Um sich
von dieser Wahrheit ganz zu überzeugen, darf man nur die
verschiedenen Abbildungen und Beschreibungen der Schriftsteller
mit der von Bose.und L a M a r tin ie r e in La P e y ro u se ’s
Reiseatlas und im Journal de Physique Növembre 1787 vergleichen.
Ausser diesen letztem giebt doch auch keine einzige auch
nur die entfernteste Idee von der Gestalt und Natur dieses Thie-
res. Die Physaliden sind magenförmige durchsichtige Blasen,
die ihre Gestalt durch Zusammenziehen und Bewegen sehr mannigfaltig
verändern können. Die gewöhnlichste kommt einiger-
niafsen mit einer Sackpfeiffe oder einem Dudelsacke überein, aber
am Bauche hängen anstatt der Pfeiffen die zusammengedrehten
Fänger wie ein dickes Bündel in einander verschlungener Gedärme
oder Zöpfe. Der Rücken der Blase endigt sich in-einen Kamm,
mit 6 bis 8 Adern oder rothen Sennen, zwischen welchen eben,
so viel kleinere, die kaum halb so lang sind, senkrecht herab-
lauffen und sich in der Blase verlieren; sie scheinen dem Kamme
verschiedene Richtungen zu geben, indem sie sich zusammenziehen
und tiefe Furchen zwischen den aufgeblasenen Zellen des
Kammes bilden ; ein anderes 'rothes Band, 1 welches den Bogen
des Kammes einfafst und spannt, läuft aber der Länge nach in
horizontaler Richtung über den Kamm hin, und vereinigt sich
mit den 12 erwähnten senkrechten Adern, die ganz wie Tauwerk
zu betrachten sind, welches dem Seegel die nothwendige Rich-
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tung giebt. Sie ziehen den Kamm oben über und wölben ihn,
dafs er den Wind auffange, welchen das Thier nach seiner
Willkühr benutzt; auch krümmt sich die ganze Blase, indem
sie sich verlängert, und das lange bogenförmige Band, welches
oben über den ganzen Kamm hinläuft, zusammenzieht, so, dafs
sie eben so gut mit halbem Winde, bey dem Wind als vor dem
Winde seegein kann. Sie giebt ihrem Seegel jedesmal die hierzu
erforderliche Richtung. Der vordere Theii der Blase, welcher
sich ellyptisch verdünnt,' kann sich mittelst der Cirkular- und
Longitudinalfibern der Blase immer enger zusammenschnüren
und verlängern, so dafs er in einen fast spitzigen Rüssel zuläuft,
welcher ungemein stolze und lebhafte spiralförmige Bewegungen
macht, und sich so sehr umzudrehen im Stande ist., dafs er das
Umwälzen der ganzen Blase bewirkt. Diese Bewegung des Rüssels
macht auch jedesmal, wie ich schon vorhin bemerkte, den
Anfang, wenn sich die Blase auf die andere Seite werfen will *).
Die Circularfibern, welche nach'der Spitze des Rüssels zu eine
rosenrothe Farbe annehmen, und noch über diefs gedrängter an
einander stehen, habe ich in den Supplementtafeln in einer
Front-Ansicht abgebildet, so wie die verschiedenen Stellungen
des Rüssels selbst, welche diese Fibern bewirken, und bald eine
kegelförmige, abgerundete, ellyptische oder zugespitzte Extremität
hervorbringen. Alle diese Bewegungen aber kann man an keiner
Art dieses Geschlechts besser beobachten , als an der grofsen
Brasilischen Seeblase, (die ich wegen der Pracht ihrer Farben
und wegen ihrer stolzen Bewegungen den Seepfau genannt habe),
•') Besanties seegelten v o r b e y , schlugen bisweilen um und tauchten die
oeegel ein, Osbecks Reise deutsch.« Uebersetzung tab. 12. fig. Üf 04,