Kleidungsstücke, die er während der Krankheit und während
dem Abtrocknen angehabt hatte, über Bord geworfen, die Vorlucke
und überhaupt das ganze Schiff, wurde mit der salzsauren
Räucherung fleissig durchgeräuchert; das nämliche geschah
auch mit der Mannschaft und ihren Effecten. Es kann seyn,
dass die , Vorsicht zu weit getrieben wurde, denn öfters hörte
ich unsere Leute über die verfluchten Räucherungen die kein
Ende nehmen wollten, brummen; wir hatten aber auch die
Zufriedenheit, dass in Kamtschatka keine Pocken verbreitet wurden.
Durch Vaccination dem Uebel vorzubeiigen, war, nicht
möglich, die aus Europa mitgenommene Lympha war viel zu alt,
als dass sie noch hätte fassen können.
So gut unsérn Matrosen der'Winteraufenthalt in Japan bekommen
war, so wohl war es ihren drey Kameraden, die in
Kamtschatka den Winter über geblieben waren, nicht gegangen jjjtö
zwey davon hatten den Winter den Scorbut bekommen, waren
freilich schon bey Unserer Ankunft den 3 Junius besser, hatten
aber noch Geschwüre an den Beinen; bey dein- jüngern heilten
sie, er trank ein Decoct von den Sprossen der Zirbeltanne
[Pinus Cembra L. Russisch Slanez) bey dem altern aber, der reichlich
5o Jahre alt war, war alle Mühe vergebens, die tiefen Wunden
blieben wie sie waren. Dieser letzte hatte noch dazu den Winter
über so gut gelebt, wie man in Kamtschatka nur leben kann;
der Prikaschtschjk oder Commis der amerikanischen Compagnie
hatte ihn zu. seinem Gehülfen gemacht. Nach meinen Erfahrungen
ist der Scorbut als allgemeine Krankheit mehrentheils leich- *)
*) Diese letzteren gehörten nicht zur Kaiserlichen Marine, sondern hatten
sich in den Dienst der Russisch-Amerikanischen Kompagnie v e r dungen,
blieben daher auch in Kamtschatka.
ter zu heilen als manche topische Uebel desselben, besonders die
tiefen Geschwüre an den Extremitäten, bey welchen übrigens der
Patient sich wohl befindet. In Wampon suchte ein Matrose von einem
Amerikanischen Schiffe, das Sandelholz aus den freundschaftlichen
Inseln nach China gebracht hatte, meine Hülfe; er hatte ein tiefes
süorbutisches Geschwür am Arm, übrigens war er gesund, alle
meine Mühe war vergebens, die Wunde blieb unverändert.
Bey unserer Ankunft in Kamtschatka war der Heeringsfang
sehr ergiebig, die Heeringe waren sehr fett, es wurden mehrere
Tonnen eingesalzen, sie verloren aber dadurch ihr Fett und
wurden hart. Holländische Heeringe wären es nun freilich nicht,
so wie wir uns geschmeichelt hatten, aber sie wären recht gut zu
gemessen, besonders gebraten, und da wir nach unserer Theorie
vom Scorbut, das Salz nicht fürchteten, so hielten wir sie für eine
gesunde Speise. Der wilde Knoblauch (Tscheremscha) war auch
recht häufig zu haben, man machte sogar ein gegohmes, Getränk
(Kwas) daraus, es soll dieses Getränk ein vortreffliches anti-
scorbutisches Mittel seyn; aber nicht einem jeden ist es möglich
davon zu trinken, der Geruch ist abscheulich. Die Fahrt von
acht Wochen, vom 4 Julius bis zum 29 August, die Kapitain
K h u s e n s t e r n nach dem Ochotskischen Meer unternahm, um
die Küsten von Sachalin zu untersuchen, äusserte, ob wir gleich
mehrentheils schlechtes Wetter hatten , beständig Nebel und
Regen, keinen nachtheiligen Einfluss auf die Gesundheit der
Mannschäft, vom Scorbut war auch nicht die geringste Spur.
Leibschmerzen von Würmern hatten mehrere, dem Steuermanne
kroch ein Spulwurm aus dem Magen in den Mund. Die Patienten
bekamen. Wurmsaamen mit Baldrian, und Abführungen
aus Jalappe und versüsstem Quecksilber.
D R I T T E R T H E I L . 37