Professoren der deutschen Universitäten dafür ansgeben. Doch
diess gehört glücklicherweise nicht vor unser Forum , wir kommen
auf unsern Affen zurück, welcher ungleich mehr geistige
Anlagen und Fähigkeiten besitzt, als alle übrige Affen, wodurch
sogar v o l taire und andere, die auch mehr dachten, früher spe-
kulirten und schlossen , als untersuchten — verleitet wurden,
ihn für eine niedere Abart der Menschenspeeies , für einen verwilderten
Waldmenschen zu halten. Hätte aber diess' Thier
auch wirklich ein menschliches Gehirn und menschliche Fähigkeiten
: so, würde es doch durch den Mangel der Sprache und
der nöthigen Organe zu diesem grofsen Mittel der Ausbildung
immer noch Thier bleiben.
Was der Verstand dem Menschen ist, das ist der Instinct
dem Thiere, beyde dirigiren die Handlungen derselben *), welche
zur Erhaltung des Individuums und der ganzen Species abzwecken.
Dem Verstände ist die Wahl der Mittel vermöge der
Willensfreyheit und Urtheilskraft überlassen, dem Instincte sind
sie vorgeschrieben oder von der Natur angewiesen, beyde unterscheiden
sich also in ihrer Herrschaft durch Freyheit nnd Zwang :
aber auch hier giebt es keine eigentlichen Abschnitte, sondern
Stufen und allgemache Uebergänge, wie in den körperlichen oder
äusserlichen Fähigkeiten: alle Thiere haben davon einen ungleichen
Antheil. Man wird nicht immer genau bestimmen können,
selbst beym Menschen, ob jede Handlung das Product einer kla*)
Beydes angeborne, nicht erzeugte Kräfte, nicht Producte der Sinnlichkeit.
C u v i e r sagt: ,,les animaux sont mus par des idées qu’ils ne doi-
,,vent point à leurs sensations , mais qui naissent immédiatement de
„ le u r cerveau. L ’instinct constitue c e t . ordre dè phénomènes ; il se
„compose d’ idées véritablement innées auxquelles les sens n ’ ont ja-
„mais eu la moindre part.”
U M D I E W E L T . rag
ren Ueberlegung, eines richtigen und ganz freien Urtheils oder
eines dunkeln Gefühls sey, an welchem irgend eine Leidenschaft
einigen Antheil hat. Leidenschaften sind beym Menschen oft
Stellvertreter des Instincts, besonders beym Naturmenschen; oft
sinkt ja auch selbst im gebildeten und,gesitteten Europa einer
und der andere, dadurch, dafs er.seine Urtheilskraft und seine
Willensfreyheit,.aus Faulheit und Furcht nicht gebraucht, oder
sich wild den Leidenschaften und dem Instinct überlässt, also missbraucht,
durch Hülfe der Gewohnheit, endlich bis zum Thiere
hinab. Der Instinct nähert sich mit den, hohem Stufen der thie-
rischen Schöpfung immer mehr dem Verstände; je mehr die
Fähigkeiten bey den Thieren zunehmen , desto mehr nimmt der
absolute Zwang oder das bewufstlose Handeln ab, und wächst
auch die Freyheit und j die Kraft, durch willkührliche und man-
cherley Mittel zur Erhaltung der Species und zur Selbsterhaltung
mitzuwirken: dieSs beweisen mehrere kluge Thiere der höhern
Classen, von denen uns R e im a ru s , B u ffo n , B o n n e t u. a.
zahlreiche Beispiele anführen (man lese über den Fuchs, Hund,
Elephant, Affen), doch kein Thier so auffallend, als der Qrang-
Outang, der sich zu so mancherley Dingen abrichten lässt, wozu,
alle übrige Thiere unfähig sind, und dann zu seinen eigenen
Absichten Gebrauch davon macht; der sich selbst durch menschenähnliche
Unarten auszeichnet, die zu seinem Verderben
mitwirken, und den Missbrauch der Urtheils- und Willensfreyheit
verrathen, die er unter allen Thieren vielleicht am mehre-
sten besitzt.
Wir konnten uns nur kurze Zeit in Macao aufhalten, und mussten
der Nadeshda folgen, welche die Abreise von Macao nach Can-
ton anzeigte; aber auch diese kurze Zeit, die ich in Macao zubrachte,
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