R E I S E
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einen Tag verloren hatten. Ich wollte indess die Rechnung
nicht eher verändern, als bis wir den ganzen Kreis vollendet
hatten, welches einige Tage vor unserer Ankunft in St. Helena
geschah. Hieraus folgt, dass wir in Japan einen Tag weniger
zählten, und daher fallen alle Data in den gewöhnlichen Rechnungen
und auch in der Erzählung der Begebenheiten um einen
Tag später als in Europa. Allein bei den Fluth-Beobachtungen
habe ich diesen Tag schon anticipirt.
Die zur Zeit der Syzigien und Quadraturen gemachten Beobachtungen
sind für die Theorie der Ebbe und Fluth die
wichtigsten; ich werde daher aus den Tabellen einen kurzen
Auszug, mit den aus diesen Beobachtungen hergeleiteten Resultaten
geben, wobei ich nur anzumerken habe, dass die
Beobachtungen vom Januar und Februar nicht von der scharfen
Genauigkeit, und in geringerer. Anzahl sind, als die vom März
und April.
Den 14.. Januar, einen Tag vor dem Vollmonde, der Mond
im Perigaeum, die Horizontal Parallaxe 60'. 40", wurde weder
die Stunde der tiefen Ebbe, noch die der hohen Fluth, unmittelbar
beobachtet. Die der tiefen Ebbe habe ich aus ein paar
correspondirenden Höhen um iu. 5' gefunden, und die Höhe zu
2f . 6z. berechnet*). Der höchste Stand an diesem Tage ward
*) Wenn der höchste Stand der Ebbe und Fluth nicht unmittelbar
durch Beobachtungen bestimmt werden konnte , so habe ich ihn
nach folgendem Gesetze berechnet. Man denke sich einen Ve rtikal
Kreis, dessen Peripherie einen halben Tag v o r s te llt , und dessen
Durchmesser dem grössten Steigern der F lu th , d. h dem Unterschiede
zwischen den Höhen der höchsten und niedrigsten Fluth
gleich s e y .. Man nehme ferner an, dass die Bogen dieser Peripherie,
UM DI E WELT. 273
um 7’ Uhr 8 Fuss beobachtet. Das Wasser muss aber schon
beinahe eine Stunde im Abnehmen gewesen seyn ; ich habe
die Höhe zur Zeit der hohen Fluth nach der in der Note angeführten
Regel 8F i z gefunden. Es ist also das höchste Steigen
der Fluth, d. h. der Unterschied der grössten und kleinsten
Wasserhöhe, 8F i z — aF 6Z — 5fc yz, welches für die
vereinte Wirkung der grössten Erdnähe, und der Opposition
der Sonné und des Monds, ein sehr geringes Steigen ist. Das
höhere Steigen des Wassers mag wohl an diesem Tage ein
starker, mit Windstössen, Hagel und Regen begleiteter Nordwind,
welcher der Richtung des aus SWtS zufliessenden Stroms
ganz entgegen gesetzt ist, verhindert haben. Die nördliche
Abweichung des Monds war 25°.
Den 17. Januar, zwey Tage nach dem Vollmonde, die Horizontal
Parallaxe 58' 59". Die aus den correspondirenden
Beobachtungen abgeleitete Zeit der hohen Fluth ist 8U 53.
Einige Minuten später betrug die beobachtete Höhe des Wassers
8.f g.z, die man als den höchsten Stand ansehen kann.
Um 2U 3o' war das Wasser bis gz gefallen. Weiter wurden
keine Beobachtungen an diesem Tage gemacht. Die-Stunde der
von dem niedrigsten Punkte an gerechnet, die seit d e r z e i t der tiefsten
Ebbe verflossenen Zeiten ausdrücken : alsdann werden die Sinus
Versus dieser Bogen, die diesen Zeiten correspondirenden Höhen der
Fluth seyn. LaP/ace Exposition du Système du monde p. 200. Ed. de 1 An VII
In offenem Meere, wo die anziehende Kraft der Sonne und des
Mondes allein Ebbe und Fluth hervorbringt, findet dieses Gesetz
ganz genau Statt Lokal Umstände können es jedoch so bedeutend
s tö ren , dass es nicht mit einiger Genauigkeit angewandt werden
kann, besonders während der Quadraturen, wenn in Folge der
geschwächten Attraction jene Lokal Umstände einen grossen Einfluss
haben müssen.
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