der Vorzug ist, den die Engländer vor den Spaniern und Portugiesen
haben, wenn von der Kultur eines Landes die Rede
ist. In St. Helena findet- man hievon die auffallendste Bestätigung,
wir bekamen alle europäische Gartengewächse und überhaupt
alle nöthige Erfrischungen; freylich war alles übermässig
theuer, aber wenn man den heilsamen Einfluss derselben auf die
Gesundheit betrachtet, so konnte auf die Theurung keine Rücksicht
genommen werden, und das geschah auch nicht. Um Rindfleisch
zu bekommen war die Erlaubniss des Gouverneurs nöthig;
die äusserst magern Schaafe kosteten das Stück drey Guineen,
das erste, das geschlachtet wurde, wog 18 Pfund, diese Thiere
waren ganz ausgehungert; da ein jedes Hälmchen Gras auf der Insel
einen besondem Werth hat, giebt man ihnen wahrscheinlich nur so
viel, als zur Fristung des Lebens unumgänglich nöthig ist, mit
altem verdorbenen Schiffs Zwieback fütterten wir sie auf, so
dass sie hernach das Doppelte wogen.
Auf meine Vorstellung kaufte der Kapitain für die Mannschaft
Porter und ein Fass Sprossen Bier, welches uns von sehr
grossem Nutzen wurde. Ich habe oben gesagt, dass das Brauen
des Sprossen Biers mit den trocknen Hefen nicht recht gera-
then wollte, allein jetzt; dadurch dass wir, so wie der Porter und
das Bier ausgetrunken war, den frischen Hefen Melassen und
Sprossen Essenz hinzufügten, gelang es uns vollkommen, ein sehr
gutes Bier zu brauen. Diess geschah wechselsweise mit dem
Porter und mit dem Bier; während das eine Fass gebraut wurde,
war das andere im Gebrauch. Höchstens 12 bis 18 Stunden,
nachdem das warme Wasser mit der Zulhat von Essenz und
Melassen auf den Rest des Biers aufgegossen war, ging auch
schon die Gährung vor sich. In 24 Stunden hatte es vollkommen
ausgegohren, und konnte getrunken werden. Länger jedoch
als 48 Stunden hielt es sich der Hitze wegen nicht. Diese sehr
einfache und wohlfeile Art, Bier auf dem Schiffe zu brauen, verdient
gewiss nachgeahmt zu werden, und ist dem Brauen mit
trocknen Hefen weit vorzuziehen, welches sehr selten gelingt,
da hingegen jenes nie fehlschlägt. Wir haben von St. Helena bis
zur Nordsee, wo die Wärme nicht hinreichte, um eine Gährung
hervorzubringen, ununterbrochen auf diese Art Bier gebraut,
gewiss 20 mal von jedem Fasse; und ich bin überzeugt, dass
der beständige Gebrauch» dieses nahrhaften und gesunden Getränks
sehr viel zur Erhaltung der Gesundheit unserer Mannschaft
auf der so langen Fahrt von St. Helena bis Kronstadt
beygetragen hat. Ein jeder bekam täglich eine Bouteille von
diesem Bier, und ungeachtet der Vorliebe unserer Leute für
Thee und Grog war ihnen ihre Bouteille Bier doch noch lieber
geworden.
Ich finde in meinem Tagebuche ein paar Tage nach unserer
Abreise aus St. Helena angemerkt, dass die Aepfel daselbst
keine Kerne haben: ich erinnere mich jedoch nicht mehr, ob
wir es allgemein so angetroffen haben, wahrscheinlich war es
so. Das wäre nun ein Beweis, dass ein dem Clima so fremdes
Gewächs, dass es sich auf die gewöhnliche Art nicht einmal
fortpflanzen kann, doch durch Fleiss in vorzüglicher Güte kann
gezogen werden; denn die Aepfel in St. Helena waren von dem
vortreflichsten Geschmack.
Rei sevonSt. He l ena über Kö pe nhagen n ach Kronstadt.
In den letzten drey Monaten unserer Reise waren die krankhaften
Zufälle alle so unbedeutend, dass keiner besonders aus