alsdann mehrere Schriftsteller abgebildet haben. Die Wahl
einer solchen widernatürlichen Stellung zur Abbildung kann
ja freylich keinen Begriff yon der natürlichen geben. Alles
Folgen der Sorglosigkeit der Naturforscher, welche die Abbildung
eines strengnaturhistorischen Gegenstandes einem blofsen
Künstler, einem Layen in der Naturgeschichte überlassen müssen.
Wohl dem, der Müsse genug hat, seine Abbildungen nicht
allein selbst zu zeichnen, sondern auch selbst zu stechen. Wieviel
vermisse ich nicht in der Platte, was in der Handzeichnung
geblieben ist ? Die Kupferstecher übernehmen überall ungern
Nachbildungen der ihnen ganz unbekannten und fremden Gegenstände
, es liegt ihnen auch nur an der Bezahlung, nicht an
der Belehrung: Ignoti nulla cupido. Keiner wünscht hier zu erfahren,
was er eigentlich sticht. Die Naturgeschichte ist aber zu nahe
mit den darstellenden Künsten verwandt,, als dal’s man nicht
wünschen sollte, beyde vereinigt zu sehen; sie hängt zu sehr von diesen
Künsten ab, als dafs die Vernachlässigung oder das Mifsver-
ständnifs des Künstlers * *) nicht Verwirrung und Mifsverständnifs
der Mittheilung nach sich ziehen sollte. Die neuesten Beschreiber
*) Die mehresten der Naturgeschichte durchaus unkundigen Kupferstecher
sind durchaus nicht im Stande, eine noch so ausgeführte Zeichnung eines
Mollusk’ s und dergl. befriedigend auf’s Kupfer zu bringen, wenn
sie auch- im Portrait oder der Landschaft noch so geschickte und im
Mechanischen noch so geübte und fertige Künstler sind — sie verstehen
die Handzeichnung nicht, we il sie den Gegenstand weder kennen
noch kennen w o llen , der in der Handzeichnung vorgestellt ist’. W ü r den
sie aber das letztere wollen: so wäre es immer rathsamer, ihnen
den Gegenstand selbst in die Hände zu geben mit der Bitte , sich die
Zeichnung oder Cöntour desselben selbst zu entwerfen und die Flächen,
Rundungen, T ie fen , Farben u. s. w. nach dem v o r den Spiegel* gelegten
Gegenstände auszuarbeiten, der A nb lick des Originals der Natur
se lb s t, das Object selbst würde ihnen die richtige Lage der T a illen
(oder Linien oder Schraffirung, die oft zu hart ausfalLen, oft in v e r kehrter
Richtung und Effect erscheinen, wenn sie der Kupferstecher
und Zeichner unserer- Seeblasen , wohin Hr. Mo de er auch mit
zu rechnen ist, haben Knoten in den Fäden abgebildet. Diese
vermeintlichen Knoten aber sind nichts anders, als Windungen
durch Zusammenziehen der Longitudinal - und Spiralfibern, mittelst
deren sich die Fänger aufwärts ziehen , verkürzen und zusammen
drehen. Hr. Mode er hat sie auch ausgedehnt 3 bis 4
Fufs lang gesehen, ich habe sie ungleich länger gesehen, ihre
Ausdehnbarkeit ist unglaublich, man kann sie mit gleicher Wahrheit
8 Fufs oder 8 Zoll lang nennen. Abgerissene Stücke von
Fängern, die zusammengezogen nur: 2 Zoll lang waren, habe ich,
als ich sie auf Papier legen , und getrocknet meinen Freunden
mittheilen wollte, auf a Ellen ausgedehnt Man mufs die
Fänger nur vorher im Wasser entwickeln, und sich nicht vor
dem Schmerz oder dem Brennen in der Haut fürchten. „Mir ist
„es vorgekommen,” sagt Hr. Mode er, „als kämen an gewissen
,,Stellen mehrere Fühlfäden aus einem gemeinschaftlichen Stamme,
„wie die Zweige einer Staude aus einer gemeinschaftlichen Wurz
e l* * ) , einige glatt und am Ende erweitert, wie eine Saugwarze,
„andere wie dicht an einander, gereihete Perlen. Mitten in die-
„sem Fühlfädenhaufen trat ein starker und dicker Stamm hervor,
„von dem wechselsweise 3 bis 4 Fühlfäden ausgingen, einige
„schlaff und hängend, andere zurück gezogen und in ein Bündel
w illk ü h r lich legt) zeigen und leh ren , wo sie die Zeichnung, die nicht
in s chra ffirter, sondern colorirter oder getuschter Manier entworfen
is t, oft in Ungewifsiieit läfst.
*) Ueber die verschiedene Länge und Ausdehnbarkeit der Fänger kommen
weiter hinten in meinen eigenen Beobachtungen bestimmtere Facta
vor. Von einer eingefangenen grofsen S'eeblase , die auf der Badewanne
schwamm, wurde ein Fänger über die Marsstange geführt und hing
noch auf der andern Seite des Schiffes ins Meer iiinab.
**) S. fig, 5. tab. a3. des Atlasses.