hatte sich ein grosses Vermögen erworben. Er hat noch das
Verdienst, dass er die Vaccine in China eingeführt und verbreitet
hat. Um die Chinesen besser damit bekannt zu machen,
schrieb er auf Befehl des Präsidenten Drummond eine Abhandlung
über die Vaccine, Herr George Staunton übersetzte dieselbe
ins Chinesische, ein solches chinesisches Exemplar, das mir Herr
Staunton selbst in Canton schenkte, besitze ich jetzt noch. Der
spanische Arzt D. Balmis, der aus Manilla nach Macao gekommen
war, und den ich selbst mehrere mal in Macao gesehen
und gesprochen habe,, war mit seinen Schutzblattern zu spät
gekommen; er reisete mit dem portugiesischen Schiffe bon Jesus,
das nicht weit von der Nadeshda in der Teipa vor Anker lag,
nach Europa zurück. Es hat zwar Herr Balmis nachher behauptet,
wie ich im Journal du Nord October 1807 N®, 3g gelesen
habe, dass er zuerst die Schutzblattern nach China gebracht
hat; das ist aber wahrscheinlich ein Gedächtniss Fehler.
H. Pearson hatte die Güte mir über mehreres Auskunft
zu geben; unter andern sagte er mir, dass das berauschende
Getränk der Chinesen Samtschu, von einer Art Hanf (Cannabis)
gemacht sey. Der Hopu schenkte auch der Nadeshda mehrere
Krüge voll von diesem Samtsehu; da es aber einen äusserst
widerlichen Geschmack haben soll, so habe ich nicht davon gekostet.
Die Einfuhr des Opiums ist bekanntlich durch die chinesische
Regierung streng verboten, dernohngeachtet versicherte
mich Herr Pearson, dass just die Contrebande mit diesem Artikel,
ein ansehnlicher Handelszweig sey; er nannte mir ein Haus
in Macao, das demselben seinen ganzen Wohlstand verdanke.
Das chinesische Manifest, wodurch die Einfuhr des Opiums verboten
ist, soll in medicinischer Rücksicht' ein wahres Meisterstück
seyn; alle'Wirkungen des Opiums sollen aufs treffendste
und vollständigste geschildert seyn. Das Wesentliche daraus ist
ohngefähr folgendes: Ihr Anfänge bekömmt das Opium vortrefflich,
der Muth, die Geisteskräfte sind erhöht, der Appetit, die
Muskularkraft, der Geschlechtstrieb stärker, aber die Herrlichkeit
währet nicht lange, alle Kräfte nehmen nach und nach ab,
endlich Muthlosigkeit, Stumpfsinn, gänzlicher Mangel an Appetit,
Zittern, völlige Erschöpfung, hartnäckige Hautausschläge,
Wassersucht. Dieses alles ist uns wohl nichts neues; aber man
sieht daraus, dass der Missbrauch des Opiums immer gleiche
Folgen hat, gleichviel in welcher Form es dem Körper appli-
cirt wird. Bekanntlich rauchèn die Chinesen das Opium, und
berauschen sich mit dem Rauch desselben.
Das Zutrauen zu Herr Pearsons- Einsichten bewog mich
ihn um Rath zu fragen: was in den häufigen Diarrhöen zu
thun sey, er rieth mir die Rhabarbér an. Diesen Rath befolgte
ich nicht, weil ich am Opium ein geschwinderes und sicheres-
Mittel hatte. In chronischen habituellen Diarrhöen ist es keines
Weges rathsam, ja sogar äusserst schädlich, sich immer ans
Opium zu halten; da findet ganz das Statt, was Hahnemann
in seinem Organon - der rat ionel len Hei lkunde von den
palliativ Mitteln sagt: im Anfänge augenblickliche Erleichterung
und hernach Verschlimmerung. Ich kenne eine Frau, die durch
den zu anhaltenden Gebrauch des Sydenhamschen Laudanum
und der Tinctura thebaica, ihre Gesundheit auf immer zerstört
hat; hier glaube ich wohl war die Rhabarber oder ähnliche Mittel
zweckmässiger als das Opium, aber in plötzlich entstehender'
Diarrhöen, wo die Ausleerungen stürmisch, erschöpfend und mit
Schmerzen verbunden sind, da gebe ich dem Opium den Vorzug.