nun gleich keine Geschlechtsvërschiedenheit an ihnen bemerken
konnte , so mögen sie sich doch wohl hier begattet haben, oder
es hat ein feindseliger Kampf unter ihnen statt gefunden; denn
am andern Morgen fand man unter ihnen auf dem Boden der
Badewanne einen Haufen Gallerte, locker wie Wolle anzusehen,
welcher mit kleinen eyerförmigen Bläschen, Stücken von Fängern
und Saugwarzen angefüllt war, die alle noch in steter Bewegung
waren. Ich trocknete eine Messerspitze voll von diesem schleimigen
und häutigen Niederschlage, konnte aber nachher mit der
Lupe noch weniger daraus erkennen, als vorher mit blossen
Augen. Da wir heute früh wieder zwey frische Seeblasen mit
dem Reifnetze gefangen hatten, so besehlofs ich, die gestrigen zu
zergliedern, und die Zeichnungen und Beobachtungen an den
frischen fortzusetzen.
X I I I .
Die Nahrung und zahlreichen Mäuler der Seeblasen.
Die frisch aus dem Meere aufgehobenen Seeblasen hatten
dicke aufgetriebene Fänger, und das dicke Bündel der nach dem
Bauche der Blase herauf gewundenen blauen Stränge hatten ein
sonderbares voluminöses Ansehen ; sie wichen nicht von einander,
sondern klebten beständig zusammen, ich war also neugierig
, diesen Krankheitszustand , wofür ich es im ersten Augenblick
hielt, genauer zu untersuchen, ob ich gleich voraus sähe,
dafs diese Operation schmerzhaft für mich ausfallen müsse. Als
ich die in einander geschlungenen Fänger mittelst zweyer Pincetten
einigermafsen entwickelt hatte ,r fand ich mehrere Stellen
3 und 4 Zoll hoch über den Saugwarzen in den Fängern ungleich
erweitert, und entdeckte schon von aulsen ohne Mühe,
dafs fremde Körper in denselben die Ursache dieser ungewöhnlichen
Erweiterung waren. Nicht ohne eigenen Schmerz von dem
äzenden Schleime, der überall an den Fängern klebte,' schnitt
ich die aufgetriebenen Stellen auf, und fand darin halb und ganz
verdaute fliegende Fischbrut und einen noch fast unversehrten
mit Schleim überzogenen kleinen Silberstreif (clupea atherinoi-
des), auch einzelne in Schleim eingehüllte Stücken, die mir wie
die Knorpelschilderchen , welche das Skelet der Velella ausmachen,
vorkamen. Einige Fänger des Thieres, welche, während
ich diese Operation vornahm, ins Wasser hinabhingen, warf es
freywillig von sich , auch die aufgeschnittenen , welchen ich die
angesogene Beute zu entreifsen suchte, lösten sich von selbst ab.
Ich hatte schon vorher mehrmals erfahren , dafs die Seeblasen
lieber den ganzen Fänger fahren liefsen , als dafs sie von dem
angesogenen Gegenstände los gelassen hätten. Die aufgetriebe-
nen Fänger, welche die Ueberreste der verschlungenen Fische
enthielten, hatten sich merklich verkürzt, und waren ganz zusammengezogen
wie die Spiralkreise der Gedärme, sie lösten sich
fast ganz in Schleim auf, da ich die Fischgräten heraus nehmen
wollte, und dieser Schleim selbst schien lebendig zu se;yn , er
blähte sich auf und wurde von kleinen Luftbläschen gehoben;
ich habe an mehrern Stellen von diesem blasigen Schleime
gesprochen.
Die aufgeschnittenen Fänger breitete ich aus, und legte sie
auf durchsichtige Glastafeln , damit man die Longitudinal - und
Circularfibern deutlich bemerken sollte. Weiter hinauf nach
den Wurzeln der Fänger zu, wo sie an der Blase ansitzen, sitzen
auch noch andere Organe im Innern der röhrigen Fänger, nämlich
die einsaugenden Gefäfse , welche den von der eingefange