wir den Wendezirkel des Krebses; nun waren wir im heissen
Erdgürtel, in banger Erwartung, wie gross die Hitze werden
würde, und wie wir sie würden ertragen können. Ueber a3°
nach Reau'mür steigt sie jedoch nie, weder im Atlantischen
noch im grossen Ocean, wenn inan kein Land im Gesicht hat.
Diese Hitze kam unsern Matrosen anfänglich gar nicht besonders
gross vor; manche fragten ganz spöttisch: wann denn die grosse
Hitze kommen würde? Eben diese Grossprecher mussten endlich
doch gestehen, dass diese Hitze sehr unangenehm, ja fast
unerträglich sey. Dass dieser eben nicht besonders hohe Grad
- von Hitze so gar lästig wird, kommt daher, weil keine Abkühlung
Statt findet, die Nächte fast eben so warm, nur um einen halben,
höchstens; einen ganzen Grad weniger als die Tage sind. Dr.
Hornerä Versuche mit dem Six Thermometer und seine Beobachtungen
über die Temperatur des Meerwassers, erklären die
Erscheinung, dass die Temperatur der Luft im offenen Meere
zwischen den Wendekreisen,—sich Tag und Nacht gleich bleibt,
vollständig. Es , erhellet aus ihnen, dass die Temperatur der
Oberfläche des Meer wassers, wenig von der Temperatur der Luft
verschieden ist, und -60 geht , es bis in eine ansehnliche Tiefe.
So war zum Beispiel im Atlantischen Meer in r5° S. und
3i°<; W. die Temperatur der Luft 21°, die des Meerwassers
auf der Oberfläche' 20° 5', und in der Tiefe von 80 Faden 19°*)..
Hieraus sieht man, welch ein viel grösserer Wärmeleiter das
Wasser ist, als die Erde, da der Unterschied der Temperatur
von der Oberfläche bis auf 80 Faden in der. Tiefe, nur anderthalb
Grad betrug. Auf dem Lande mag die Sonne noch so
’*) Ich führe hier das auffallendste Beispiel aus D r . H o r n e r s Tabellen
an.
sehr brennen, ein paar Fuss tief, ist die Erde immer schon kühl,
daher der merkliche Unterschied der Temperatur auf dem Lande
zwischen Tag und Nacht. Wie bald kühlt sich nicht die
dünne Schicht Erde ab, die erwärmt war, sie kann unmöglich
die Wärme, die die untere Luft der höhern in Abwesenheit der
Sonne *) mittheilet, in der Menge ersetzen, als die ungeheure
gleichmässig erwärmte Wassermasse.,
Diese Bemerkung habe ich aus der Ursache nicht mit
Stillschweigen übergehen wollen, weil ich durch sie einer unter
den Seefahrern ziemlich allgemeinen Meinung widersprechen
kann: man glaubt nämlich, dass es der Gesundheit sehr nachtheilig
sey, wenn jemand die Nacht auf dem Verdecke schläft.
Das hat sehr seirie^ Richtigkeit, wenn das Schiff nahe bey einem
ungesunden Lande ist; aber nicht im freien Ocean zwischen den
Wendekreisen, da fällt kein Thau, die Temperatur bleibt sich
gleich, und die Luft nimmt keine andere Beschaffenheit in der
Nacht an. Im Gegentheil wäre es zu empfehlen, dass recht viele es
nützten im Freien zu schlafen, es bleibt immer eine Erquickung, da
hingegen diejenigen, die schon mehr eingeschlossen schlafen, in der
Nacht einer noch grossem Hitze ausgesetzt sind, als bey Tage; schon
der Athem der Schlafenden vermehrt die, Hitze. Die Erfahrung auf'
der N a d e s h d a , hat das eben behauptete bestätigt, Niemand hat
es zu bereuen gehabt, dass er zwischen den W endezirkein die Nacht
im Freien geschlafen hat.
*) leb gestehe, dass ausser der W irk u n g der Sonne und der Abkühlung
während ih re r Abwesenheit, es noch chemische Processe in. der Luit
giebt, die "Wärme und Kulte hervorbringen, je nachdem nämlich "W är-
mestoff frey wird oder gebunden wird; diese Lnden aber Zwischen
den Wendekreisen im Ocean wie die Ertahrung lehrt, nicht auffallend
Statt, selbst die Gewitter machen keinen Unterschied, es ist nach
einem Gewitter eben so warm als v o r demselben.