an kein Gesunder mehr; auch der Gesandte, der Kammerherr
von Resanow machte eigentlich keine Ausnahme, indem er
sich doch auch nicht ganz wohl befand.
Ein Paar kléine Schweinchen und ein Gericht Bataten,
war alles was uns die Sandwich Insulaner zuführten; da aber bey
keinem von der Mannschaft, die ich auf Befehl des Kapitains
untersucht hatte, irgend ein Zeichen von Scorbut zu finden war,
so gingen wir bey Karakakua nicht vor Anker, sondern setzten
unsere Reise nach Kamtschatka fort. Ich hatte mich aber doch
bey einem Subjecte geirrt , da auch bey ihm alle gewöhnliche
Zeichen des Scorbuts fehlten. So unangenehm es mir
damals war, wie ich meinen Irrthum einsah, so wenig gereut es
mich jetzt, da wir dadurch Gelegenheit bekamen, die Wirksam--
keit unserer Methode gegen den Scorbut zu erproben.
Schon in Nukahiwa bekam ein Matrose der nahe an 5o
Jahr alt war, einen Furunkel am Knie; ob er nun gleich mit
aller Vorsicht verbunden wurde, so wollte dieser Schaden doch
nicht heilen. Er konnte nicht gehen und musste beständig liegen,
übrigens schien er sich wohl, zu befinden und ass mit
Appetit, aber auch dieser verlor sich, die Wunde wurde schyvam-
migt und etwas blaulicht, endlich bekam er Schmerzen in der
Wade, die Wade und der Schenkel wurden blau, im Leibe hatte
er eine unangenehme Empfindung, einen Druck, es war auch
wirklich eine Verhärtung zu fühlen. Wenn er auf das Verdeck
gebracht wurde, wurde er ohnmächtig, ich sah mit Schrecken,
dass er den Scorbut in einem hohen Grade hatte, und musste
mir den Vorwurf machen, diese Krankheit im Anfänge verkannt
zu haben; denn wenn ich ihn früher gleich, so behandelt hätte,
wie hernach, so wäre es nie so weit gekommen. Jetzt musste
alles aufgeboten werden ihn zu retten, er bekam eine Mischung
aus Maderawein, Zitronensaft und Zucker, die er während dem
Aufbrausen austrinken musste, Porter und Wein wurden ihm
reichlich gereicht, er bekam mehrentheils frisches Fleisch, nach
der Mahlzeit Caffe, er musste sich Bewegung auf dem Verdecke
machen; so stellte sich der Appetit wieder her, das Knie heilte,
er konnte recht gut auf und nieder gehen, und schien ganz
hergestellt zu seyn. Nun fing er aber an zu schwellen und
wurde wassersüchtig; urintreibende Mittel, vorzüglich der Terpentin,
nahmen die Geschwulst auf ein Paar Tage weg, sie kam
aber immer wieder, erst in Kamtschatka wurde er auf dem Lande
gänzlich hergestellt, seine Nahrung wären frische Fische mit
Tscheremscha, eine Art von wilden Knoblauch, (Allium ursi-
num L.) vom Schiff bekam er Thee und seine Portion Brandtwein.
Da er nun nicht mehr in Gefahr war, so konnte ich es
wagen ihn ganz ohne Arzeney zu lassen, um doch zu sehen,
wie wirksam sich die Landluft bezeigen würde. Ihr muss man
auch daher die gänzliche Genesung zuschreiben, auf dem Schiffe
hatte er ja noch eine vorzüglichere Kost, frisches Fleisch, Wein
und Porter. Sollte der Bären - Knoblauch alles dieses an Wirkung
übertroffen haben? Die Wassersucht scheint mir nur eine
andere Modification des Scorbuts gewesen zu seyri, irr dein
heftigen Grade desselben leidet hauptsächlich das System der
Blutgefässe, diese verlieren ihre Festigkeit, das Gewebe und
der Zusammenhang ihrer Häute wird lockerer, so dass sje bey
einer geringen Veranlassung zerreissen und daher Blutungen
entstehen; bey unsern Patienten war dieses schon in der See
gehoben, die Schenkel und die Wade die schwarzblau waren,
hatten ihre natürliche Farbe wieder bekommen, nur das lym