Mäuler allein ohne jene vorgedachte Bedingung jnacht noch kein
Pflanzenthier, ehen so wenig als eine Pflanze. Die Seeblasen
unterscheiden sich seihst durch die Natur und Einrichtung ihrer
Mäuler von den Pflanzenthieren: i) diè Mäuler der Seebläsen
sind ihre Fänger/und besonders die Saugwarzen am Ende eines
jeden Fängers. Kein einziges Pflanzenthier hat Mäuler, die
einer so grofsen Ausdehnung und Erweiterung fähig ' wären.
2) Die Mäuler der Pflanzenthiere sind inehrentheils Centralmüu-
dungen (Cent.rönia Pallassii),. d. h. solche, die mit stralenförmigen
Armen oder Tentaculn (Radiaires Lamark.), in deren Mittelpunct
sie sich öffnen, umgeben, sind, wie diess auch bey den einmäuligen
Actinien, Holothurien oder Seewalzen und andern ActinO-
dis *) monostomis der Fall ist; die Mäuler der Seebläsen aber
sind nicht mit Tentaculn umgeben, sondern sie sind dié Tentaculn
selbst, und aush zugleich die Schlünde und Mägen, die
Waffen und Werkzeuge der Verletzung, des Fanges und der
Verdauung. Die Seeblasen sind also vielmäuligeThiere, die sich
vermöge einer beweglichen oder muskulösen Luftblase. an der
Oberfläche des Meeres erhalten (animalia polyostomata hydrosta-
tico situ bullae et veli ope natantia), oder es sind muskulöse
Luftblasen, welche auf der Oberfläche des Meeres schwimmen,
ihren Lauf durch ein häutiges ebenfalls von Luft ausgedehntes
bewegliches Seegel richten, welches sie dem Winde nach Will-
kühr entgegenstellen, und eine grofse Anzahl tief ins Meer hinabhängender
ziemlich schwerer, brennender und klebriger Mäuler
*) Actinoda v é l actinobola, i. e. radiata deriv. ab Y ötzrIv radius, inde
axTivwiïris radiatus. Actinoda polyostomata vera situ] Zoüjihyta, v. g.
Sertularia Cellularia Tubnlaria Millepora, Madrepora, Gorgonia, Zo-
antha 'v e l Actinia sociata Solandri et Ellisii.
in Gestalt langer, holer, schleimiger, gegliederter Fäden, die
sich .ungemein ausdehnen und verlängern können, und am Ende
mit einer erweiterungsfähigen Saugwarze versehen sind, nachschleppen,
wo sie auf Raub lauren, alles ansaugen, und ganze
Fische verschlingen. Die generische Bestimmung für das System
könnte also folgen.
P h y sa l is . Corpus liberum gelatinosum per vesicam aSreäm
musculoso - membranosam diaphanam polymorpham situ hydrosta-
tico in pelagi superficie sublatum, supra crista venosa instructum,
subtus tentaculis filiformibus tubulosis, numerosissimis, longissi-
mis retractilibus appendiculatum vel cirrhis ’pendulis supra cras-
sioribus contortis, subtus tenuiofibus totidemque osculis hiantibus
armatum.
S P ' E c 1 e s,
1. P h ysa lis A re th iisa *). Ph. vesica aerea maxima.ro-
strata rostro roseo, papillis binis astroideis instructa, tentaculis
subtus coeruleo convolutis tactu urentibus armatä, crista supra
longitudinali roseo coeruleoque-venosa in dorso vesicae loco veli
musculosi imposita. Die rosenrothe grofse Seeblase, der Meerpfau
, oder die. grofse brennende Seeblase aus Brasilien.
Descr. Vesica animata musculoso membranosa tumida a§re
inflata turgida, formam ventriculi humani referens, ad eardiam
rostro roseo producta, versus pylorum tentaculis gelatinosis coe-
*) Könnte aucb eben so woh l Caravella pneumatica, urens, maxima,
oder pavo marinus heifsen, we il diese erste Species die grofse bren-
. nende Seeblase is t, welche sich s to lz , wie ein Pfau anfbläht, welche
■ von den Portugiesen C a rav ella , in Brasilien Moocicu und von Browne
(Jamaic.) A rethusa genennt wird; ich habe aber den ie/ler'en Namen darum
beybehalten, weil die. schärfste Bestimmung dabey steht, und man daraus
ersehen kann, dafs B r o w n e w irk lich keine andere A r t als die grofse
brennende Seeblase unter Arethusa verstanden habe.