zung, dass das Meer diese Wärme von der Luft und den Son-
nenstralen empfange. Die geringe Leitungsfähigkeit des Wassers
für die Wärme, vermöge deren es seine Temperatur weit langsamer
als die Luft ändert, verursacht, dass es zuweilen wärmer
oder kälter als die umgebende Luft ist. Diess ist vorzüglich
der Fall bey den gewaltsamen Aenderungen der Atmosphäre, z. B.
den Stürmen, wobey zugleich die Richtung des Windes von
merklichem Einfluss ist; daher die widersprechenden Erfahrungen
von Hel l ant und Irwing, von denen der eine das Meer nach
dern Sturme kälter, der andere- wärmer als die Luft gefunden
haben will, doch ohne dass sie die Wärme beyder vor dem Sturme
untersucht hätten.
Was das Gesetz betrift, nach welchem die Wärme in der
Tiefe abnimmt, so sind leider die bisherigen Beobachtungen noch
zu unvollständig, um etwas bestimmtes darüber zu lehren. Im
allgemeinen erhellt aus den wenigen vollständigen Versuchen, dass
die Temperatur anfangs unmerklich, nachher schneller, und in
einer grossem Tiefe wieder langsamer abnehme, und zuletzt in
einen constanten Wärmegrad übergehe. Die Tiefe, bey welcher
die Temperatur sich nicht mehr zu ändern scheint, fängt an
In der Südsee - - in 2 3° NBr. in 120 Faden; Temperatur
i 3° 3 R. Monat Juni
Im Japanischen Meere in 27. - - 100F. i 4- 3 - - Novb.
Im Atlantischen Meere in 3o - - - 110F. i 3. 5 - - Juni
Im Ochotzkischen Meere 6,3 - - - 26 F. 1. 5 - - Aug.
Es ist zu vermuthen, dass die im Ochotzkischen Meere beobachtete
Temperatur von — 1. 6 wol die Gräntze der Erkältung
des Seewassers ausmache, und dass in den wärmern Meeren in
noch grossem Tiefen ein geringerer Wärmegrad Statt finde, als
der von uns beobachtet^,- obgleich z, B. in dem Versuche vom
17 Juni 1806, die ’Temperatur von i 3°. 6, von i 4o bis 200 Faden
sich gleich geblieben ist.
Die Stelle, wo. die Wärme .anfängt schneller abzunehmen, liegt
In der.Südsee in 23|^N Breite ungefähr in 26 F. M., Juni
Im Atlantischen Me^re - - 27 - - , 7 .tr,, r ,- 20 - - Juni
Im Ochotzkischen Meere - 53 - -. - - - i ,5 - Aug.
Diese, Tiefen möchten ungefähr die Gränze bezeichnen, wo
die . Mittheilung der zufälligen Wärme von oben her aufhört.
Die Temperatur, welche dort anfängt, hängt noch .von der Jahreszeit.
ab, dahingegen die tiefer anfangende constante Temperatur
wol mehr durch die klimatische Verschiedenheit bestimmt
wird, : _
Die Beobachtung der mit den Tiefen immer zunehmenden
Erkältung des Meeres hat einige Naturforscher auf die Gedanken
gebracht, dass der Grund • des Meeres in sehr grossen Tiefen
eine völ l ige Eis m ass e . seyn müsse. Die Sache kann nur
durch wirkliche Erfahrungen und Untersuchungen im grossen
Weltmeere (nicht nahe an Ufern und in geringen Tiefen), zur
Gewissheit gebracht werden. Obgleich dieser Gedanke etwas
zurückschreckendes enthält, so zeigt doch die beständig und tief
gefrorne Erde im Norden von Asien und Amerika, und das
unvergängliche. Eis' der Alpen und der Cprdilleren, dass die innerliche
(specifische) Wärme des Erdballs schwerlich hinreiche,
Wasser flüssig zu erhalten, sondern dass die Temperatur auf der
Oberfläche bloss der Wirkung der Sonnenstralen auf die Atmo-
sphaere und allenfalls den chemischen Ausscheidungen der Vulkane
ihre Entstehung verdanke. Allein wenn es auch mit teleologischen
Prinzipien vereinbar wäre, dass ein 'Eisklumpen zum Wohnort
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