Naturforscher Zergliederer, Beschreiher und Maler in einer Person
seyn; die Fühlfäden, Saugwarzen und Fänger, welche sich
beym lebendigen Thiere wegen der unaufhörlichen ununterbrochenen
Zusammenziehungen nicht zergliedern lassen, und beym
todten abfallen und auflösen * ), müssen von ihm zuerst beobachtet,
beschrieben und in verschiedenen Stellungen gezeichnet
werden; dazu wird erfordert, dafs er als Maler nicht mittelmäs-
sig, sondern schnell, fertig und seines Pinsels gewifs sey, alle
die naturhistorischen Vorkenntnisse,. die allein ihn auf das Notlüge
und Wichtige hinweisen, besitze, und als Zergliederer müssen
ihm eine Menge physischer, chemischer, mechanischer Hülfs-
mittel zu Gebote stehen, wodurch er einigermafsen den erwähnten
Hindernissen zu begegnen im Stande ist. Wie selten treffen
aber alle diese Umstände und Erfordernisse bey Naturforschern
, die den Aequator und die Wendekreise durchseegeln,
zusammen? Sloanes Zeichnung ist gewifs nicht die beste; vergleicht
man aber, was Browne und andere geliefert haben: so
kann man wohl mit Lin n ée sagen, Sloane habe in so frühen
Zeiten schon einen vorzüglich guten Beytrag zur Naturgeschichte
dieses Blasenthieres geliefert, obgleich das Ganze nichts weniger
als erschöpft sey **). Dasselbe gilt aber auch von O sb e e k
und von mehrern Nachfolgern. Diese und viele von den nach-
herigen Abbildungen sind offenbar nach Se'eblasen entworfen,
die in Weingeist aufbewahrt lagen, man erkennt diess vorzüg- *1
*) Aus den Thatsachen, die ich in der Folge aus dem Tagebuche meiner
Reise b e y füge , ergiebt sich’s , dafs die Fänger auch stückweise beym
1 e 1) o t! n i g c n Thiere schon abfallen, und als ein flockiger beweglicher
Schleim auf dem Boden des (xefäfses liegen bleiben.
'**) ^*?^t ein Jahrhundert nach S l o a n e ist verflossen, v iele Nächfolger
haben sich seitdem beeifer t, den Gegenstand zu erschöpfen; leider ist
er noch nicht einmal zur Hälfte aufgeklärt, vielweniger erschöpft.
lieh an dem eingeschrumpften und zusammen gefallenen Kamme
oder Seegel, an den dünnen zusammengeschrumpften, knotig
gewordenen Fängern, an denen man vergebens noch Saugwarzen,
röthlichen Schleim, Punkte und dergl. mehr sucht. Selbst
die allerneuesten Erdumseegler sind von diesem Vorwurfe nicht
frey geblieben, ich fürchte nur zu sehr, dafs die unnatürliche
«Warze am Rüssel nichts anders als die Verschnürung des Fadens
seyn dürfte, an welchen die Blase in Weingeist aufgehängt
wurde *). Mode er hat die Saugwarzen angedeutet, aber sein
Urtheil, dafs die Zeichnung, welche Dr. K ö n ig aus Tranque-
bar geschickt und welche O. F. M ü lle r in den Schriften der
Berliner naturforschenden Freunde mitgetheilt hat, aus S lo a n e ’ s
Werken copirt sey , ist irrig **). Wenn auch gleich nicht immer
Saugwarzen ausdrücklich genennt werden: so sind doch die
vermeintlichen gelben Knoten oder Erweiterungen am Ende der
Fäden, welche eine anhängende Eigenschaft haben und so leicht
an jedem Körper, den sie berühren anhängen und kleben bleiben
, nichts anders als Saugwarzen. Rumpf glaubt, dafs sie
wieder wachsen sollen,' wenn sie abgerissen sind; ich habe aber
keine Erfahrung gemacht, welche dieses bestätigen könnte. Was
die Fühlfäden noch am mehrsten vor dem Abreifsen sichert,
ist gerade die klebrige Eigenschaft , welche als Ursache des Ab-
reifsens angegeben wird ; diese ist erstens zugleich der Grund
der Ausdehnungsfähigkeit des Fadens, und zweitens bewirkt sie
auch, dafs sich alle Fäden , sobald das Thier aus dem Wasser
gezogen wird, in ein Bündel vereinigen, in welcher Stellung sie
*) Man vergleiche L a m a r t i n i e r e ’s ( im Peyrouse) P e r o n ’s und B o -
r y ’s A bbildungen, vorn am Rüssel die W a rze oder Verschnürung.
. ],ereikS jm vorigen II. Abschnitt widerlegt worden.