phatische System schien noch zu leiden , daher die Wassersucht.
Auch der Hofrath Ti les ius war in Gefahr den Scorbut zu
bekommen, oder hatte ihn schon', nur in einem geringen Grade,
weil er auch einige Zeit im Bette liegen musste, indem seine
in Nukahiwa beym Bergklettern verwundeten Füsse nicht,
heilen wollten. Da er nun einmal wieder aufs Verdeck
kam, so wurde er fast ohnmächtig; durch diesen Zufall von der
Gefahr benachrichtigt, musste er auch anf die Krankenkost gesetzt
werden, das heisst, er bekam frisches Fleisch und frische
Suppen, hierbey trank er Porter und Wein, seine Wunden heilten
und er war ganz gesund, noch ehe wir in Kamtschatka ankamen.
In beyden angeführten Fällen war das Zahnfleisch
gesund und blutete nicht im geringsten.
Ueber den Scorbut, wovon er entsteht und worinn er besteht,
hat man jetzt die deutlichsten Begriffe. Mail glaubt nicht mehr,
dass das Salz den Scorbut hervorbringt, indem es das Blut auf-
löset und Scharf macht; man weiss, dass das Salz unschuldig ist,
dass das Blut der Scorbutischen weder aufgelöst noch scharf
ist, man weiss dass die festen Theile hauptsächlich leiden, diese
zuweilen so schwach werden und ihren Zusammenhang verlieren,
dass das gehörig dicke Blut zwischen die Muskelfaser eindringt,
wie das besonders bey den Waden der Fall ist, die steinhart davon
werden. Man weiss, dass Mangel an Nahrung und schlechte
Nahrung, Nässe, Kälte, Traurigkeit, Mangel an Bewegung, übertriebene
Anstrengung den Scorbut hervorbringen; man weiss, dass
gute Nahrungsmittel, Reinlichkeit, trockne Luft, gehörige Bewegung,
ein heiterer Geist, Wein und andere gegohrne Getränke
den Scorbut nicht zulassen, wenn man auch mehrere Monate
in der See bleibt, kurz man weiss, dass alles was'den Körper
schwächt und ihm seine Lebhaftigkeit nimmt, den Scorbut
hervorbringen rikann, alles hingegen was ihn stärkt und belebt,
den Scorbut hindert und heilt.
Aus diesem Gesichtspunkte sieht man, dass es sehr viele sogenannte
antiscorbutische Mittel giebt, und das manche, deren
antiscorbutische Kraft sehr gepriesen wird, unter gewissen Umständen
es gar nichtsind. Milman erzählt von zwey armen Weibern
in England, die bloss von Brodt und einem Theeaufguss
ohne Milch und Zucker, über drey Monate lebten, dass sie mit
den heftigsten Zufällen des' Scorbuts befallen wurden: würde ihnen
wohl Citronensaft geholfen haben? Gewiss nicht. Hätten sie
aber zuweilen ein gutes Stück Salzfleisch bekommen, sie würden
ohnfehlbar vom Scorbut befreyt geblieben seyn; also ’Salzfleisch
kann unter gewissen Umständen noch antiscorbutiseh
seyn, wo Citronensaft und kohlensaure Luft.nichts leisten würden.
Die kohlensaure Luft in Verbindung mit der gehörigen
Nahrung,, gehört gewiss zu den vorzüglichem antiscorbutischen
Mitteln> sie wirkt merklich auf die Thätigkeit der Gefässe, welches
man aus der vermehrten Urinabsonderung sehen kann;
auch schwächen die Ausleerungen, die auf den Gebrauch der
eisenhaltigen, und viel kohlensaure Luft enthaltenden Mineralwasser
erfolgen, die scorbutischen Kranken auf keine; Weise, sondern
stärken sie vielmehr, weil die. geschwächten und zu stark
ausgedehnten Gefässe, j wieder ihren Tonum erhalten und sich
gehörig zusammen ziehen.
Die gesundeste Kost, besonders für Europäer, weil sie daran
gewöhnt sind,, ist die vegetabilische mit der animalischen
verbunden: hat man eine von beyden eine- Zeitlang entbehrt, so
D R I T T E R T H E IL . a6