Endlich sprang ein Matrose, Namens Kurganow, 'ein guter
Schwimmer, ins Meer und erhaschte die räthselhafte Seeblase,
die er auch glücklich, nachdem er -sich die Finger und Arme
schmerzhaft an derselben verbrannt fühlte, aufs Verdeck brachte.
Das- Thier schleppte wohl 12 bis i 5 Ellen lange Fäden hinter
sich her, die sehr schleimig waren, überall anklebten, sich oft
verwickelten, und wenn man sie auseinander lösen wollte, an
die Finger brannten. Als nun ein jeder seine Neugierde befriediget
und viele daran die Nasen und Finger verbrannt hatten
: so wurde es mir zur genauem Untersuchung überlassen.
Ich setzte es sogleich in ein grofses mit frischem Seewasser angefülltes
Gefäfs, in welchem es frey herum seegein konnte, und
beobachtete hier einige Zeit seine mannigfaltigen und veränderlichen
Gestalten und Bewegungen, wobey ich sogleich bemerkte,
dafs es eine gröfsere Species von der bereits am r. November
dieses Jahres ohnweit Teneriffa beschriebenen kleinen Seeblase
(physalis pelagica, Medusa vtriculus Lin. Edit. Gmelin.) war.
Da aber dieses Thier wenigstens 6 bis 8mal gröfser war als die
vorige Species, auch einige anders gebildete Theile und einen
deutlichem Bau hatte, dabey auch überdiess mit weit prächtigem
Farben äusgeschmückt war: so konnte ich auch eine deutlichere
und vollkommenere Abbildung von demselben liefern, welche
jedoch heute zu vollenden, nicht möglich war, weil es Abend ward
und bereits anfing dunkel zu werden; indessen vollendete ich
die Copie der Zeichnung oder die Contoure und des lebendigen
Colorits. Mit der mikroscopischen Abbildung der Fänger aber
musste ich es anstehen lassen, und gedachte dieses Geschäft am
andern Morgen vorzunehmen; allein wie erstaunte ich, als ich
am folgenden Tage das Thier selbst zwar noch sehr munter und
behend in allen seinen Bewegungen, seine Fänger aber schleimig,
abgekürtzt, halb zerstört, und die abgefallenen Bruchstücke
davon auf dem Boden des Gefäfses in Gestalt eines wolligen
Schleims im Seewasser, das ich ihm Abends zuvor mehrmals
frisch gegeben hatte, auf- und abgelöst liegend fand. Die Ursache
dieser Erscheinung konnte ich mir nicht erklären. Das
Seewasser war ganz rein, und nicht das geringste Insekt, welches
etwa diese Zerstörung hätte anrichten können, darin zu bemerken.
Auch hatte das Thier noch immer seine schönen Farben
und seine vollkommene Lebenskraft, welches ich sehr empfindlich
bemerken musste, als ich seine zerstörten Fänger und Saugwarzen
genauer untersuchen wollte, und durch die Berührung
derselben kleine schmerzhafte Brandstellen zwischen den Fingern
bekam. Mit den nassen' Fingern hatte ich kurz darauf von
ohngefähr die Lippen berührt, und bekam auch hier sehr heftige
brennende Schmerzen, aber keine Blasen. Einige Herren von
der Schiffsgesellschaft, welche es gar nicht gewagt hatten, das
Thier selbst anzugreifen, weil ich sie durch mein eigenes Bey-
spiel und Warnung davon abgeschreckt hatte, klagten über
dieselben Schmerzen von der bloisen Berührung des Wassers, in
welchem das Thier- übernachtet hatte. Von dieser sonderbaren
Seeblase, welche ich noch bey keinem Schriftsteller ganz gut
und getreu abgebildet gefunden habe, habe ich blofs deshalb,
weil sie ihre Gestalt so seltsam und vielfältig veränderte, mehrere
Abbildungen von den Hauptgestalten, die sie ännahm, entworfen
(Tab. II.). Auf der ersten Tafel aber in der zweyten Figur
habe ich die Theile ihres Körpers zur Namenbestimmung mit
Buchstaben bezeichnet.
Den blasenförmigen, aufgetriebenen und mit Luft angefüllten