welcher uns etwas wahres über den Ostindischen Orang-Outang
hätte sagen können, wenn er Naturforscher und Anatomiker gewesen
wäre, so aber haben wir von ihm nur eine unrichtige
Abbildung erhalten; denn er .war nach Campers Urtheil ein
sehr mittelmäfsiger Zeichner *). I3- Camper hat die Naturgeschichte
dieses Thieres durch seine Zergliederung sehr aufgeklärt.
Er hat auch in der Folge selbst einen lebendigen Orang-Outang
aus Borneo gesehen, über den er uns jedoch sehr wenig befriedigendes
gesagt, und manchen Zufall für etwas beständiges und
normales gehalten hat, z. B. die Abwesenheit der Nägel an den
4 Daumen der Vorder-Hände, welche andere zwar bemerkt, aber
doch viel kleiner gefunden haben, als sie seyn sollten **}. Hiezu
kommt noch die Distinction von Wurrnb zwischen dem grofsen
und kleinen Orang-Outang von Borneo (Pongos und Jockos),
davon dergrofse (Pongo), den er beschrieben und sehr sorgfältig
ausgemessen hat (3 Fufs lo f Zoll in der Länge) selbst auf
Borneo eine Seltenheit seyn soll’***). Hingegen ein Jocko,
welcher 1776 nach Europa gebracht wurde, ist vom H. V o s -
^ E d w a r d s est le seul, qui auroit pu en dire quelque chose avec cert
itu d e^ mais comme iL n ’étoit ni anatomiste ni naturaliste et fort me-
„diocre dessinateur, i l ne nous en a laisse', qu’une mauvaise descriptiou
,,et un dessin plus imparfait encore.” Oeuvres de C a m p e r . .
L i c h t e n b e r g s Magazin 1 Bandes 4 S tek* Gotha 1786. Seite 6. von
Wurfnb. ,,Die Zehen und Finger sind mit schwarzen Nägeln versehen,
,,fast wie b e y dem Menschen, ausgenommen die der grofsen Zehen,
,,die v ie l schmäler und kürzer wa ren, welches v ie lle ich t von ihrem
,,starken Gebrauch herrührt.”
s,p**) 1, 0/ p. 7. ,,Die OrangUtangs von der grofsen A r t (Pongos) sind selbst
,,in ihrem Vaterlande Borneo nicht gemein, und man hat bey der gros-
,,sen Mühe, die es kostet, solcher starken und bösartigen T h ie re hab-
,,haft zu werden, schon länger als 20 Jahr vergebens darnach getrach-
,,tet. Endlich glückte es dem H. P a lm , Residenten zu Rembang in
,,Sukkadana, ein solches zu bekommen, welches ich beschreibe.”
maer*) beschrieben und abgebildet worden. Von demselben
Thiere, nämlich vom Jocko, hat H. Camper 1782 **) die
Zergliederung geliefert, und daraus bewiesen, dafs das kluge
Thier zur Sprache unfähig sey, weil es an jeder Seite des Halses
einen Luftsack hat, in welchem die Luft , indem sie die
Stimmritze vorbeygeht, sich fängt, und ohne Kraft und Ton in
die Kehle und den Mund zurückkehren mufs. Mir ist diese
Demonstration von der negativen Seite eben so wenig klar geworden,
als H. Camper den positiven Nutzen und Zweck dieser
Luftsäcke, deren Bestimmung wir nur durch fleifsige Beobachtung
des lebendigen Thieres erkennen können, eingesehen
zu haben scheint. Indessen hat H. v. Wurrnb denselben Zustand
auch bey seinem Pongo oder grofsen Orang-Outang von
Borneo gefunden ***). Sollten nun aber wirklich einige specifi-
sche Unterschiede zwischen dem grofsen und kleinen Orang-
Outang von Borneo Statt finden ? — Ich zweifele , ich glaube
vielmehr die Gröfse ist eine Folge des verschiedenen Alters oder
Geschlechts: vielleicht sind die Männchen gröfser als die Weibchen?
— Fänden aber auch wirkliche specifische Merkmale der
Verschiedenheit zwischen dem grofsen und kleinen Orang-Outang
von Borneo statt : so dürfte man den grofsen doch auf
keinen Fall Pongo nennen, weil der Afrikanische durchaus ver*)
Description d ’Orang Outang, Amsterdam 1778.
**) Naturkundige Verhandelingen over de Orang Outang 17O3. 4to. pag. 48.
la b . IV, fig. a. 3. und C, kleine Schriften II. p. 49 und Camper Kort
rSerigtit wegen der Ontleding von verschiedenen Orang Outangs. Amsterdam
1783. Deutsch übersetzt von H e r b e i l , • Campers Naturgeschichte
des Orang Outangs. Düsseldorf 1791.
***) 1, c. p. 6. Unter der Haut des Halses und der Brust fand man a Säcke,
wovon der eine den grössten T h e il der Brust einnahm und, so wohl
als ein kleines Säckchen, das in dem grofsen eingeschlossen war, Gemeinschaft
mit der Luftröhre hatte.